Paderborn/Berlin. Geld schießt mitunter dann doch Tore. Zwar sollte SCP-Linksverteidiger Jamilu Collins in der 67. Minute der Bundesliga-Partie zwischen dem SC Paderborn und Hertha BSC Berlin mit einer missglückten Abwehraktion ein halbes Eigentor fabrizieren. Doch ermöglicht hatte diesen Treffer ein Geistesblitz von Hertha-Neuzugang Matheus Cunha, der den Ball per Volley-Hackentrick Richtung SCP-Gehäuse beförderte. Und so schoss der 18 Millionen Euro teure Neuzugang die Hertha bei seinem Debüt zu einem 2:1-Erfolg in Paderborn. Eine Berliner Chaos-Woche fand somit doch noch ein Happy End.
„Das ist Leben. Das ist Fußball", philosophierte der 20-jährige Brasilianer, der vom neuen Chefcoach Alexander Nouri überraschend in die Startelf beordert worden war. Am Mittwoch war Cunha, der für Brasiliens U 23 in der Olympia-Quali gespielt hatte, in Berlin gelandet. Erst am Freitag gab’s für den Neuzugang aus Leipzig die Spielberechtigung.
Hertha schwört auf lange Bälle
Mit Krzysztof Piatek, für den die Hertha in diesem Winter schlappe 23 Millionen Euro an den AC Mailand überwiesen hatte, bildete Cunha ein sündhaft teures Sturmduo, das von den Teamkollegen vorzugsweise mit langen Bällen gefüttert wurde. Denn wenngleich die kämpferische Einstellung bei den Berlinern vorbildlich sein sollte, so ließ die spielerische Leistung des edel bestückten Hertha-Kaders einmal mehr zu wünschen übrig.
Daher konnte sich Steffen Baumgart nach Spielschluss eine kleine Stichelei gegen die Bundeshauptstädter nicht verkneifen. „Eine Mannschaft hat heute versucht, Fußball zu spielen. Die andere hat lange Bälle geschlagen", urteilte der SCP-Coach angesichts der Tatsache, dass seine Mannschaft mit einem Mini-Etat in dieser Saison einen deutlich attraktiveren Spielstil pflegt.
Nouris Negativserie endet
Seinem Berliner Trainerkollegen Alexander Nouri dürfte dies am Samstag herzlich egal gewesen sei. Der Deutsch-Iraner hatte bei seinem Debüt als Hertha-Chefcoach eine Negativserie beendet, denn zuvor war er in verantwortlicher Position quälend lange 21 Erst- und Zweitliga-Spiele in Folge sieglos geblieben. „Die Mannschaft hat den Fight angenommen. Es ist schwer, das Paderborner Tempo zu kontrollieren. Aber wir haben das in den meisten Phasen richtig gut gemacht", resümierte Nouri.
Der bisherige Assistenzcoach war am Dienstag ebenso wie alle anderen Hertha-Akteure vom Rücktritt des Cheftrainers Jürgen Klinsmann überrascht worden. Vor dem Spiel in Paderborn hatten der alte und der neue Trainer noch einmal telefoniert. „Jürgen hat uns viel Glück gewünscht", berichtete Nouri, der nun erst einmal in Ruhe arbeiten kann. So hat die Hertha den Puffer auf die Abstiegsränge auf neun Punkte vergrößert.
Sangeslustige Hertha-Fans
Mindestens bis zum Saisonende dürften die Berliner nun auf Nouri setzen. Die Suche nach einem neuen Chefcoach läuft aber bereits. Als Wunschkandidat gilt Niko Kovac. Doch der dürfte nur schwer zu kriegen sein. „Er wird sicher national und international sehr viele Angebote auf den Tisch bekommen", mutmaßt Hertha-Sportchef Michael Preetz.
Am nötigen Kleingeld wird es in der Hauptstadt aber nicht mangeln. Dafür sorgt Investor Lars Windhorst, der bislang bereits rund 225 Millionen Euro flüssig gemacht hat. Und so intonierten die Hertha-Fans am Samstag nach Spielschluss nicht nur ein altbekanntes Schmählied auf die Provinz („Kühe, Schweine, Paderborn!"). Vielmehr sangen sie auch voller Inbrunst in Richtung Heimfans: „Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf!"