SC Paderborn

SCP-Gegner Hertha BSC Berlin droht ein böses Erwachen

Die Millionen von Investor Lars Windhorst hatten in der Bundeshauptstadt zarte Titelträume reifen lassen. Doch nun kämpft die Hertha um den Ligaverbleib.

Der neue Chefcoach Alexander Nouri (r.) und Assistenztrainer Markus Feldhoff sollen den Worst Case verhindern und Hertha zum Klassenerhalt führen. | © picture alliance/dpa

Frank Beineke
14.02.2020 | 15.02.2020, 15:43

Berlin/Paderborn. Noch Mitte Januar hatte Jürgen Klinsmann darüber schwadroniert, dass Hertha BSC Berlin in drei bis fünf Jahren um die Deutsche Meisterschaft mitspielen will. Knapp vier Wochen später warf Herthas Chefcoach am vergangenen Dienstag die Brocken hin und sorgte damit für Chaos bei der Alten Dame. Vom Titel ist die Hertha derzeit Lichtjahre entfernt. Es geht allein um den Bundesliga-Klassenerhalt. Und dabei müssen die Berliner an diesem Samstag, 15. Februar, um 15.30 Uhr beim SC Paderborn ran.

Es ist ein Duell der Gegensätze: Der kleine Verein aus der Provinz, der mit einem Gesamt-Etat von rund 45 Millionen Euro auskommen muss, trifft auf den "Big-City-Club" aus der Spree-Metropole, der in dieser Saison eine stolze 225-Millionen-Euro-Finanzspritze von Investor Lars Windhorst erhielt. Doch während der SCP mit seinen bescheidenen Mitteln begeisternden Offensiv-Fußball zeigt, quält die Hertha den gemeinen Fußball-Liebhaber allzu oft mit einem grottigen Gekicke.

Steinzeitfußball unter Klinsmann

Der Berliner Tagesspiegel bezeichnete die Darbietungen unter Jürgen Klinsmann als "Steinzeitfußball". Das Fußballmagazin 11 Freunde urteilte: „Fakt ist, dass mit Hertha das vielleicht ambitionierteste Projekt in der Bundesliga derzeit den unansehnlichsten Fußball spielt." Immerhin holten die Berliner mit dieser Defensivtaktik zuletzt sieben Punkte aus den vergangenen drei Auswärtsspielen. Und es ist zu befürchten, dass die Hertha auch am Samstag in Paderborn zunächst einmal darauf aus ist, Tore zu verhindern.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nach dem Klinsmann-Rücktritt nun ihre defensive Ausrichtung verändern", sagt SCP-Akteur Ben Zolinski, der bei der Paderborner 1:2-Niederlage im Hinspiel als gebürtiger Berliner sein erstes Bundesliga-Tor erzielt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war noch Ante Covic Cheftrainer der Hertha, ehe er Ende November von Klinsmann abgelöst wurde. Als neue Co-Trainer präsentierte "Klinsi" damals Alexander Nouri und Markus Feldhoff, die nun die Berliner zum Klassenerhalt führen sollen. Nouri fungiert dabei als Chefcoach. Der Ex-Paderborner Feldhoff bleibt Assistenztrainer.

Cunha erstmals im Kader

Auch dieses Duo erfuhr von Klinsmanns Rücktritt erst am Dienstag. "Seine Entscheidung hat mich überrascht", erklärt Nouri, der bei Werder Bremen bereits Bundesliga-Erfahrung als Cheftrainer gesammelt hat. Auch damals war Feldhoff sein Co-Trainer, ehe das Duo in der vergangenen Saison ein unglückliches und ziemlich kurzes Gastspiel beim damaligen Zweitligisten FC Ingolstadt gab. Nun darf sich Nouri bei der Hertha beweisen. "Ich bin dankbar für diese Chance", sagt der 40-Jährige, der am Samstag in Paderborn zumindest in taktischer Hinsicht wohl nicht allzu viel verändern wird. "Es macht keinen Sinn, alles über den Haufen zu werfen", betonte Nouri am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Personell kann der zum Chefcoach beförderte Deutsch-Iraner nahezu aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Mittelfeldspieler Marius Wolf, der bei der 1:3-Heimpleite gegen Mainz Gelb-Rot gesehen hatte, fällt aus. Dafür steht Matheus Cunha erstmals im Kader. Der 19 Millionen Euro teure Winterneuzugang von RB Leipzig war zuletzt für Brasiliens U23 im Einsatz gewesen und hatte sein Nationalteam mit fünf Toren zur Olympia-Qualifikation geschossen. Am Mittwoch kam Cunha in Berlin an. Der 20-jährige Stürmer dürfte in Paderborn aber noch nicht von Beginn an auflaufen.

Hertha vor Wochen der Wahrheit

Mit Krzysztof Piatek wird jedoch ein anderer Winterneuzugang in der Startelf stehen. Für den polnischen Nationalstürmer überwies die Hertha schlanke 23 Millionen Euro an den AC Mailand. Insgesamt investierten die Berliner in der vergangenen Transferperiode knapp 80 Millionen Euro, um den Großstadt-Klub in goldene Zeiten zu führen.

Sollte die Hertha in den nächsten drei Wochen allerdings auch in den Duellen gegen Paderborn, Köln, Düsseldorf und Bremen patzen, droht ein böses Erwachen in der 2. Bundesliga. "Wir haben jetzt wichtige Spiele und müssen Meter machen", betont Sport-Geschäftsführer Michael Preetz, der am Samstag in Paderborn eine hohe Hürde erwartet. "Der SCP spielt eine tolle Saison. Das ist ein junge Mannschaft, die nie nachlässt und immer da ist", sagt Preetz vor dem Gastspiel in der Benteler-Arena, die noch nicht ausverkauft ist.

So wird es am Samstag ab 13.30 Uhr an den Tageskassen noch 240 Sitzplatz-Tickets für Hertha-Fans geben. SCP-Anhänger können sich am Samstag ab 14 Uhr mit Stehplatz-Karten für die Nordtribüne eindecken. So waren am Freitagnachmittag noch knapp 550 Tickets für die Blöcke C und D2 erhältlich.

Und so könnten sie spielen:

SCP: Zingerle - Jans, Strohdiek, Schonlau, Collins - Zolinski (Fridjonsson), Gjasula, Vasiliadis - Pröger, Srbeny (Mamba), Antwi-Adjei.

Hertha: Jarstein - Klünter, Boyata, Rekik, Plattenhardt - Ascacibar, Skjelbred - Grujic - Lukebakio, Dilrosun - Piatek.

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Sabiri muss passen

SCP-Akteur Abdelhamid Sabiri, der beim 1:1 auf Schalke verletzt raus musste, fällt am Samstag im Heimspiel gegen Hertha wegen seiner Rückenprobleme aus. Für ihn rückt Marlon Ritter in den 20er-Kader. Der zu Wochenbeginn angeschlagene SCP-Linksverteidiger Jamilu Collins wird derweil in der Startelf stehen. Der Nigerianer konnte die Trainingseinheiten am Donnerstag und Freitag beschwerdefrei absolvieren.


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