
Paderborn. Nach dem starken Hinrunden-Endspurt war der SC Paderborn eigentlich voller Zuversicht ins neue Spieljahr gestartet. Doch eine völlig verschlafene erste Halbzeit sollte am Sonntagabend für einen verpatzten Rückrunden-Auftakt sorgen. So lag das Bundesliga-Schlusslicht im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen bereits zur Pause mit 0:3 hinten, um am Ende vor 14.889 Zuschauern in der Benteler-Arena eine 1:4-Niederlage zu kassieren.
„Über 90 Minuten gesehen war uns Leverkusen klar überlegen. Sie hatten deutliche Qualitätsvorteile", resümierte Steffen Baumgart. Paderborns Coach hatte die erwartete Startelf auf den Rasen geschickt. Doch die stand von Beginn an auf verlorenem Posten. Schon nach 120 Sekunden hatte Bayer-Star Kai Havertz nach einer missglückten Grätsche von SCP-Verteidiger Sebastian Schonlau das 0:1 auf dem Fuß, doch Torhüter Leopold Zingerle parierte. Die Gäste bestachen durch Aggressivität und Spielfreude. Die Hausherren liefen derweil meist der Musik hinterher und machten es Bayer bei den Gegentoren viel zu einfach.

Dem SCP fehlt die Handlungsschnelligkeit
So passte auch in der elften Minute die Zuordnung nicht. Leverkusens Moussa Diaby setzte sich auf der linken Seite durch und flankte nach innen, wo Kevin Volland sträflich frei zum 0:1 einköpfte. Drei Minuten später erzielte der Bayer-Stürmer dann ebenfalls per Kopf sein siebtes Saisontor. Wegbereiter war ein einfacher Freistoßtrick, bei dem Kerem Demirbay den Ball auf Flankengeber Havertz gelupft hatte. Auch hier fehlte dem SCP die nötige Handlungsschnelligkeit. Kein einziger Paderborner sollte vor der Pause seine Normalform abrufen. Ein Lichtblick war noch Kai Pröger, der die einzigen SCP-Abschlüsse (5./34./39.) in Hälfte eins verbuchte. Doch von einem Torerfolg war auch er ein Stück weit entfernt.
Ganz im Gegensatz zu den Leverkusenern, die beim dritten Treffer von einem Patzer des sonst so zuverlässigen Zingerle profitierten. Der SCP-Keeper flog böse am Ball vorbei. Julian Baumgartlinger bedankte sich und erhöhte mit seinem ersten Saisontor auf 0:3 (36.). „Wir hatten alles unter Kontrolle. Aber ich habe dann zur Pause gewarnt: Paderborn ist nie tot", erklärte Bayer-Coach Peter Bosz.
Das Spiel hätte kippen können
In der Tat: Nach der Pause demonstrierte der SCP, dass man diese Mannschaft selbst an solchen Tagen nicht abschreiben sollte. Denn plötzlich waren die Baumgart-Schützlinge da. Pröger hätte in Minute 50 schon das 1:3 erzielen können, das dann einige Sekunden später fiel. Bayer-Keeper Lukas Hradecky ließ einen Schuss von Klaus Gjasula nach vorne prallen, und SCP-Winterneuzugang Dennis Srbeny war per Abstauber zur Stelle (51). Bayer war beeindruckt. Die Dominanz war dahin. Nun waren die Paderborner zweikampfstärker und gedankenschneller.
Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Christopher Antwi-Adjei (52.), der eingewechselte Gerrit Holtmann (55.) oder Srbeny (65.) das 2:3 gemacht hätten. „Ich bin glücklich, dass es nicht passiert ist. Sonst wäre es eng geworden", sagte Peter Bosz. So aber sollte ein Konter die taumelnden Gäste vor Schlimmerem bewahren: Diaby passte auf Havertz, der in der 75. Minute zum 1:4 einschob.
„Nach der Pause haben wir gezeigt, dass wir jedem Gegner wehtun können. Schade, dass das 2:3 nicht gefallen ist. Aber wir müssen von Anfang an so konsequent in ein Spiel hineingehen", sagte SCP-Innenverteidiger Luca Kilian: „Wir haben es vor der Pause schlecht verteidigt. Und wenn du dann plötzlich 0:3 hinten liegst, ist es ein Scheißgefühl." Auf bessere Gefühle hoffen die Paderborner nun am kommenden Samstag. Dann geht’s zum SC Freiburg. Und dort sollte der SCP tunlichst von Beginn an hellwach sein.