
Paderborn. Dem SC Paderborn hatte in der Erstliga-Premierensaison 2014/2015 nicht viel zum Klassenerhalt gefehlt. Doch oftmals herrschte ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Besonders bitter waren die Niederlagen gegen den FC Schalke 04, der an diesem Sonntag, 15. September, um 18 Uhr in der Paderborner Benteler-Arena gastiert. Dann haben vor allem die SCP-Innenverteidiger noch eine Rechnung zu begleichen. Denn Uwe Hünemeier und Christian Strohdiek hatten bereits 2014/2015 in beiden Spielen in der Startelf gestanden.
An einem kalten Mittwochabend im Dezember 2014 hatte der SCP zunächst eine ausgesprochen ärgerliche 1:2-Heimpleite gegen die Königsblauen kassiert. Die Paderborner sollten vor allem die erste Hälfte klar dominieren. Es gab Chancen im Minutentakt. Linksverteidiger Rafa Lopez, den die SCP-Fans ansonsten nicht gerade in guter Erinnerung haben, setzte beispielsweise einen Fallrückzieher an den Pfosten.
Der Fußballgott ist grausam
Ein Eigentor des Schalkers Ayhan bescherte den Hausherren dann auch die hochverdiente Führung in der 31. Minute. Doch kurz vor dem Pausenpfiff erzielte S04-Stürmer Choupo-Moting aus dem Nichts den 1:1-Ausgleich. Und es kam noch schlimmer für die Gastgeber, denn in der 78. Minute beförderte Neustädter einen langen Einwurf seines Teamkollegen Fuchs mit dem Hinterkopf ins Paderborner Gehäuse. „Die Schalker wissen immer noch nicht, wie sie dieses Spiel gewonnen haben", kommentierte SCP-Kapitän Hünemeier kopfschüttelnd das Endergebnis. Auch 21 Torschüsse hatten Paderborn nicht zum Punktgewinn gereicht.
Beim Rückspiel am 16. Mai 2015 sollte der Fußballgott sogar noch unbarmherziger sein. Am vorletzten Spieltag benötigte der SCP unbedingt einen Sieg, um den Sprung von einem Abstiegsplatz zu schaffen. Diesmal gaben die Paderborner sogar 22 Torschüsse ab. Doch unterm Strich stand eine bittere 0:1-Niederlage.
Hünemeier wird zum tragischen Helden
„Ralf Fährmann hat die Schalker im Spiel gehalten", erinnert sich Christian Strohdiek an einen bärenstarken S04-Keeper. Fährmanns Teamkollegen waren dagegen komplett verunsichert. Die Fans der Königsblauen hatten zunächst mit einem Stimmungsboykott auf die schwachen Schalker Leistungen der Vorwochen reagiert. Im Laufe der Partie wurden die Pfiffe gegen die eigene Mannschaft immer lauter. Doch dann beförderte Uwe Hünemeier einen planlosen langen Ball von Barnetta in der 88. Minute äußerst unglücklich ins eigene Tor. Der Heimsieg sollte die Gemüter der Schalke-Fans jedoch nicht beruhigen. Die Anhänger begleiteten ihr Team mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine. Die am Boden zerstörten Paderborner wurden dagegen lautstark gefeiert.
„Ich habe in meiner Karriere noch nie erlebt, dass die Zuschauer sich erheben und dem Gegner Applaus spenden", staunte SCP-Coach André Breitenreiter, der einen Monat später mit seinem Trainerteam beim FC Schalke anheuern sollte. Zunächst aber folgte am 23. Mai 2015 der Erstliga-Abstieg des SC Paderborn, der das Heimspiel gegen Stuttgart mit 1:2 verlor. Wer weiß, was passiert wäre, wenn der SCP in den Partien gegen Schalke mehr Glück gehabt hätte. Aber wie sagte einst Nationaltorwart Jens Lehmann: „Der Konjunktiv ist der Feind des Verlierers." Oder um es mit den Worten des Fußball-Philosophen Lothar Matthäus auszudrücken: „Wäre, wäre, Fahrradkette."