SC Paderborn

Bangen um den Verbleib des Cheftrainers

Trotz des Abstiegs: SCP-Fans unterstützen Mannschaft

Der Frust sitzt tief: (v. l.) Lukas Rupp, Uwe Hünemeier, Mario Vrancic und Süleyman Koc ist die große Enttäuschung anzusehen. | © Marc Köppelmann

Frank Beineke
26.05.2015 | 26.05.2015, 05:45

Paderborn. Der Traum ist geplatzt. Das Paderborner Fußball-Märchen geht doch nicht in die Verlängerung. Lediglich 32 Minuten lang stand der SCP am Samstag beim Bundesliga-Finale gegen den VfB Stuttgart auf dem ersehnten Relegationsplatz 16. Dann glich VfB-Akteur Daniel Didavi (36.) die frühe Paderborner Führung, für die Geheimwaffe Marc Vucinovic (4.) gesorgt hatte, aus. Daniel Ginczek schoss später den 2:1-Siegtreffer für die Schwaben, die damit den Klassenerhalt feierten. Der SCP aber muss mit dem SC Freiburg den bitteren Gang in die 2. Liga antreten.

Allerdings hätte Paderborn selbst ein Sieg gegen Stuttgart nicht gereicht, da die erhoffte Schalker Schützenhilfe in Hamburg ausblieb. Doch nicht nur die VfB-Fans feierten in der Benteler-Arena. Auch Paderborns Anhänger bereiteten ihren Helden einen herzlichen und höchst emotionalen Abschied von einer unvergesslichen Saison, in der das Happy-End fehlte. Die Ovationen der Fans beeindruckten auch SCP-Cheftrainer André Breitenreiter zutiefst. Dessen Verbleib an der Pader aber ist offen.

Am Pfingstsonntag hatte Breitenreiter seine Schützlinge zu einer letzten Besprechung auf die Paderkampfbahn geladen. Der Cheftrainer des SC Paderborn wollte seiner Mannschaft noch einmal für eine überragende Saisonleistung danken. Pure Dankbarkeit war auch das, was den SCP-Spielern rund 17 Stunden zuvor in der Benteler-Arena entgegengebracht worden war. Noch lange nach dem Spiel feierten Paderborns Anhänger ihre Fußballhelden - trotz der finalen 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart und trotz des Abstiegs. Ein Banner, das auf der Paderborner Fantribüne entrollt wurde, brachte es auf den Punkt: "Danke Jungs für eine geile Saison!"

Überraschung für Breitenreiter

Auch am Sonntag auf der Paderkampfbahn huldigten einige SCP-Anhänger noch einmal ihren Lieblingen. Auf André Breitenreiter wartete eine besondere Überraschung. Der zehnjährige Lennard Speer hatte aus Pappmaché und mit viel Herzblut einen blau-schwarz-goldenen Pokal gebastelt, den er dem Trainer überreichte. "Das sind die kleinen Momente, die einen einfach nur glücklich machen", freute sich der SCP-Coach über das Geschenk des kleinen Steppke aus Paderborn. "Wir haben in dieser Saison tolle Momente erlebt, Sympathiepunkte gesammelt und sehr viel richtig gemacht. Das zeigen die Reaktionen unserer Fans. Und das zeigt auch die bundesweite Resonanz", so Breitenreiter. Dessen Verbleib an der Pader ist nun jedoch alles andere als gesichert - trotz eines Vertrages bis Juli 2016.

Der Verein möchte zwar gerne verlängern. Doch Breitenreiter will zunächst abwarten, welche Perspektiven sich ihm bieten. "Ich könnte es mir einfach machen und das Bekenntnis abgeben, dass ich noch vier Jahre in Paderborn bleibe, um dann doch den Verein zu verlassen. Dann würde ich zurecht ausgepfiffen, wenn ich mal wieder die Benteler-Arena betreten sollte. Ich will einfach nichts versprechen, was ich in drei Wochen nicht halten kann. Das gehört zur Ehrlichkeit", sagt Breitenreiter.

Keine konkreten Trainer-Angebote

Konkrete Angebote würden ihm aber nicht vorliegen. Er habe auch nie Gespräche mit anderen Klubs geführt. "Ich weiß nur über Dritte, dass es Interessenten gibt", sagt der SCP-Coach und fügt an: "Fakt ist: Ich habe einen Vertrag bis 2016. Und deshalb gehe ich derzeit davon aus, dass ich in Paderborn bleibe."

Am Pfingstmontag aber ging es für Breitenreiter erst einmal nach Sylt. Dort wird der Chefcoach zusammen mit seinem Trainerteam und Sport-Geschäftsführer Michael Born die Saison analysieren, Personalplanungen vorantreiben und Ziele für die Zweitliga-Spielzeit abstecken. Anschließend stehen Gespräche mit Präsident Wilfried Finke auf der Agenda. Dann wird sich zeigen, ob sich Breitenreiters Kaderpläne mit den finanziellen Mitteln des Vereines vereinbaren lassen.

Auch Michael Born wird noch lange keine Sommerpause haben. Auf den Sport-Geschäftsführer warten diverse Vertragsgespräche, die in der Endphase der Saison geruht haben. "Wir werden das in aller Ruhe angehen", sagt Born, den die Reaktionen der Fans ebenfalls tief beeindruckten. "Wenn ich daran denke, wie wir in dieser Saison unterstützt worden sind, bekomme ich eine Gänsehaut", betont der Sport-Geschäftsführer und ergänzt: "Es war eine außergewöhnliche Saison mit einer außergewöhnlichen Mannschaft und einem außergewöhnlichen Trainerteam."

Lob für VfB-Spieler Kostic

Das außergewöhnliche Ende aber blieb am Samstag aus. Gegen die Offensivpower der Schwaben war kein Kraut gewachsen. Vor allem VfB-Flügelflitzer Filip Kostic stürzte die SCP-Defensive von einer Verlegenheit in die nächste. "Den haben wir nie in den Griff bekommen", sagte Born. "Das ist der beste Spieler, der in dieser Saison in der Benteler-Arena aufgelaufen ist", lobte Breitenreiter den Stuttgarter, der mit Didavi, Harnik und Ginczek kongeniale Partner hatte.

"Geld schießt halt doch Tore", urteilte Paderborns Trainer angesichts der Tatsache, dass es mit Freiburg und dem SCP die Teams mit den kleinsten Etats erwischte. Und dies findet selbst Stuttgarts Trainer Huub Stevens schade. "Ein großes Kompliment für die Art und Weise, wie Paderborn in dieser Saison Fußball gespielt hat", erklärte der VfB-Retter. Am besten auf den Punkt brachte es aber Uwe Hünemeier. "Wir hatten nicht die größte Qualität, aber das größte Herz", konstatierte der SCP-Kapitän. Und dies wusste nicht nur der zehnjährige Pokal-Bastler Lennard Speer zu würdigen.


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