Wie Rüdiger Lamm Arminia Bielefeld zurück in den Profifußball führte

Bielefeld. &bdquo;Über sieben Brücken musst du gehen. Sieben dunkle Jahre überstehen. Siebenmal wirst du die Asche sein. Aber einmal auch der helle Schein.“ Dieser Hit der DDR-Rockgruppe &bdquo;Karat“ aus dem Jahre 1977 hätte vorzüglich zur Vereinshymne des DSC Arminia Bielefeld getaugt. Der Klub entschied sich bekanntlich aber für einen anderen Song. Wie viele andere Traditionsvereine hat Arminia in ihrer fast 120-jährigen Vereinsgeschichte etliche Tragödien, aber auch einige Triumphe erleben dürfen. Eine besonders lange Phase sportlicher Magerkost prägte die Spielzeiten von 1987 bis 1994, als sieben dunkle Jahre zu überstehen und zu ertragen waren. Nach dem Abstieg im Frühsommer 1988 aus der 2. Bundesliga durften sich die Fans über kürzere Anfahrtswege zu den Auswärtsspielen in der Oberliga Westfalen freuen. Das Ruhrgebiet war Dreh- und Angelpunkt in der neuen Umgebung der Bielefelder Fußball-Herrlichkeit. Strohhalme der Hoffnung knickten im derben Oberliga-Alltag in regelmäßiger Wiederkehr um. Lesen Sie auch: Arminia Bielefeld kurz vor Konkurs: Wie Jungspunde den DSC gerettet haben Arminia Bielefeld verspielt Rückkehr in Liga 2 Eine Rückkehr in Liga 2 verspielten die Middendorp-Schützlinge beispielsweise im Mai 1989 erst am letzten Spieltag durch eine 1:2-Niederlage in Rheine. Von diesem Ausrutscher profitierten die &bdquo;Freunde“ von Preußen Münster. Im Viertelfinale der Amateurmeisterschaft schied Arminia gegen BVL 08 Remscheid aus. Aus dem NW-Shop: Die historische Arminia-Zeitung – jetzt eines der letzten Exemplare zum Sonderpreis sichern! Eine Saison später marschierte Arminia leicht und locker durch die Spielzeit. Interne Querelen sorgten schließlich für ein Scheitern bei der Relegation zur 2. Bundesliga Nord. Arminia floppte gegen den VfB Oldenburg und den TSV Havelse. Ernst Middendorp hatte an allen Ecken und Enden Verrat gewittert und für vermeidbaren Druck gesorgt, wenn ihm eine Laus über die Leber gelaufen war. Spielervermittler, die ein Auge auf einige seiner Schützlinge geworfen hatten, waren ihm zuwider. Im Oktober 1990 musste Middendorp seinen Hut nehmen. Seine Nachfolger Franz Raschid, Fritz Grösche, Ingo Peter und Theo Schneider konnten in den Jahren danach keine entscheidenden Impulse setzen. Mit den Platzierungen 6 (1990/91), 4 (1991/92), 3 (1992/93) und 3 (1993/94) wurden achtbare, aber nicht die erwünschten Ergebnisse produziert. Lesen Sie auch: Gerry Weber: Der Modezar mit dem großen Herz für Arminia Bielefeld Meister der regionalen Staffeln steigen auf In der siebten Saison nach dem Zweitligaabstieg war alles anders. Vier regionale Staffeln mit jeweils 18 Mannschaften wurden als Regionalligen gebildet. Jeder Meister stieg in die 2. Bundesliga auf. Arminia gehörte der Regionalliga West-Südwest an. Die Konsequenz für die Fans: Sie benötigten mehr Zeit für die auswärtigen Fahrten. Eine Entschädigung für die in Kauf genommenen Strapazen gab es manchmal auch. Die tapfersten der Arminia-Anhänger erlebten den Charme von Wissen, einem Luftkurort mit 8.500 Einwohnern, 35 Kilometer südwestlich von Siegen entfernt. Noch beschaulicher ging es in Edenkoben an der südlichen Weinstraße zu. Und Hauenstein in der Südwestpfalz war einst das größte deutsche Schuhdorf mit 35 Fabriken. Highlights, die unvergessen bleiben. Und es gab einen Rüdiger Lamm. Der umtriebige Manager hatte am 2. Januar 1994 in Bielefeld die Bühne betreten. Für ihn stand das Wort Misserfolg nicht im Duden. Sein Motto lautete stattdessen: &bdquo;Geht nicht – gibt’s nicht.“ Mit Armin Eck, Thomas von Heesen, Jörg Bode, Fritz Walter und Peter Hobday verpflichtete der einstige Macher des Tischtenniswunders von Steinhagen namhafte Akteure aus der Beletage des Fußballs. Lesen Sie auch: Eigentor von Ex-Arminia-Manager Lamm vor dem Landgericht Wechsel der Fußball-Philosophie folgenreich für Arminia Dieser drastische Wechsel der Fußball-Philosophie verlief zunächst alles andere als geräuschlos. Superstar von Heesen fehlte Ende Juli zwei Tage beim Training. Der neue Coach Wolfgang Sidka hatte ihm die Erlaubnis verweigert, der mächtige Manager aber das Okay gegeben. Die Ära Wolfgang Sidka endete, wie zu erwarten war, früher als geplant. Die Wortführer im Team meckerten schon nach wenigen Wochen über Sidkas zu lasche Trainingseinheiten. Nach einem Freundschaftsspiel in Wunstorf hatte auch Lamm die Nase voll. Sidka bekam am 24. August 1994 seine Papiere ausgehändigt. Ernst Middendorp übernahm, während sich Sidka bis zum 30. Juni 1996 monatlich über eine stattliche Überweisung aus Bielefeld freuen durfte. Arminias &bdquo;Millionäre“, so die Darstellung in den Boulevardmedien, mussten bei sämtlichen Auswärtsspielen einen Spießrutenlauf absolvieren. Nach dem 0:0 am 18. September 1994 in Bocholt war Thomas von Heesen von den Neidern (&bdquo;Du Geldsack“) derart genervt, dass er umgehend nach Hamburg flüchtete. &bdquo;Er hatte keinen Bock mehr, zumal er auch schon Kontakte zu Werder Bremen hatte“, erinnert sich Rüdiger Lamm. Mit gutem Zureden entschärfte Lamm die Situation. &bdquo;TvH“ blieb. Lesen Sie auch: Als Arminia es vor improvisierter Kulisse bis in die Tagesschau schaffte Regionalliga-Meisterschaft sichert Aufstieg für Arminia Im Oktober startete Arminia eine Erfolgsserie von 31:5-Punkten. Dieser beeindruckende Zwischenspurt war der Garant zur Rückkehr am 28. Mai 1995 in die 2. Bundesliga. Mit dem 4:0 in Neunkirchen hatte sich Arminia die Regionalliga-Meisterschaft am vorletzten Spieltag gesichert. Der Empfang am späten Sonntagabend vor dem Rathausplatz war grandios. Gegen 23 Uhr traf die Mannschaft ein. 15.000 Fans waren aus dem Häuschen. Es war der Höhepunkt des 95er-Leinewebermarktes. Ob der Karat-Hit &bdquo;Über sieben Brücken musst du gehen“ gespielt wurde, ist nicht überliefert. Lesen Sie auch: Einmal Arminia, immer Arminia: DSC-Legende &bdquo;Latscher“ Pohl feiert 70. Geburtstag

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