Als Arminias Jahrhunderttrainer in Paderborn seinen Job verlor

Paderborn/Bielefeld. Die Bilanz in den Duellen zwischen dem SC Paderborn und Arminia Bielefeld fällt aus SCP-Sicht ziemlich gruselig aus. Seitdem der TuS Paderborn-Neuhaus am 14. August 1988 zu seligen Oberliga-Westfalen-Zeiten erstmals auf die Arminia getroffen war, mussten sich die Bielefelder in 28 Spielen nur dreimal geschlagen geben. Die erste Niederlage gab es dabei am 7. Oktober 1990. Es war eine Arminia-Pleite mit Folgen. 7.200 Zuschauer sahen damals im Lönsstadion in Schloß Neuhaus einen 1:0-Heimsieg des TuS. Stürmer Markus Klingen hatte in der 56. Minute mit einem Heber gegen Arminen-Torwart Wolfgang Kneib das Tor des Tages erzielt. Paderborn-Neuhaus zog in der Tabelle an Bielefeld vorbei. Und die &bdquo;Neue Westfälische“ titelte in ihrer Ausgabe am 8. Oktober 1990: &bdquo;Paderborn zeigt Muskeln im Derby - Trainer Middendorp vor Entlassung“. Bielefelds Coach war damals nämlich ein gewisser Ernst Middendorp, der als 29 Jahre alter Trainer-Novize im Frühjahr 1988 eine am Boden liegende Arminia übernommen hatte, um mit jungen Talenten eine neue Mannschaft aufzubauen. Diese holte in der Saison 1989/90 vor dem TuS Paderborn-Neuhaus den Meistertitel in der Oberliga Westfalen, scheiterte jedoch in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga am VfB Oldenburg und am TSV Havelse. Plädoyer des Paderborner Trainers bleibt wirkungslos Zahlreiche Leistungsträger verließen daraufhin die Arminia, die nicht mehr an das Niveau der Meistersaison anknüpfen konnte. Nach der Pleite im Lönsstadion standen für Middendorp und seine Schützlinge enttäuschende 9:11 Punkte zu Buche. TuS-Trainer Wolfgang Schlichthaber hielt nach der Partie noch ein Plädoyer für seinen Kollegen. &bdquo;Die Arminen können sich mit einem neuen Trainer nur verschlechtern“, erklärte Schlichthaber. Doch die Bielefelder Vereinsverantwortlichen entschieden sich ein paar Stunden nach dem Spiel in einer Krisensitzung für die Trennung von Middendorp. Lesen Sie auch: SC Paderborn trifft auf Arminia Bielefeld: Das müssen Sie über das OWL-Derby wissen Präsident Winfried Rohjahn und Manager Hartmut Grünewälder fuhren am folgenden Tag zum Wohnhaus des Cheftrainers nach Rheine, um diesem die schlechte Nachricht persönlich zu überbringen. Eine Begründung hatten sie laut Ernst Middendorp jedoch nicht parat. Diese lieferte der geschasste Coach anschließend selbst. &bdquo;Power-Ernst“ redet nach seiner ersten Entlassung in Bielefeld Klartext &bdquo;Ich habe mich zweieinhalb Jahre in Bielefeld halten können, weil ich unterm Strich Erfolg hatte. Ich habe viele unliebsame und unbequeme Entscheidungen getroffen und ich habe auch schon mal einem Mitglied des Sponsorings gesagt, was ich von ihm halte. Jetzt, wo die Punkte fehlen, lebt sich nach neun, zehn Spielen alles aus, was sich da angesammelt hat. Ich werde aber weiterhin das Risiko eingehen, für meine Direktheit die Konsequenzen zu tragen“, erklärte &bdquo;Power-Ernst“ gegenüber der &bdquo;NW“. Zudem kommentierte er seine Beurlaubung mit einer gehörigen Portion Galgenhumor. &bdquo;Als ich am 14. April 1988 nach Bielefeld gekommen bin, habe ich gedacht, du wirst hier nach zwei Wochen wieder rausgeschmissen. Jetzt sind zweieinhalb Jahre daraus geworden. Das ist doch auch nicht das Schlechteste“, frotzelte Middendorp. Arminias Vereinsführung präsentierte unterdessen noch am selben Tag einen Nachfolger. Franz Raschid übernahm den Trainerjob auf der Alm. Der Ex-Profi von Bayer 05 Uerdingen holte zwar noch 24:16 Punkte und den Westfalenpokal, musste aber schon am Saisonende wieder gehen. Die Arminia beendete die Oberliga-Spielzeit auf Rang fünf, der TuS Paderborn-Neuhaus wurde Achter. Und bei den Zuschauerzahlen stellte Bielefeld mit 2.321 Besuchern pro Heimspiel einen Vereins-Negativrekord auf, der nie mehr unterboten werden sollte. Lesen Sie auch: Das sagt Trainer Ralf Kettemann vom SC Paderborn zum &bdquo;Derby“ gegen Arminia Auf Raschid folgten Fritz Grösche, Ingo Peter, Theo Schneider und Wolfgang Sidka, doch erst mit Ernst Middendorp sollte im Jahre 1995 die ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga gelingen. &bdquo;Power-Ernst“ schaffte mit der Arminia in seiner zweiten Amtszeit sogar den Durchmarsch in die Bundesliga. 2005 wurde Middendorp anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens zum &bdquo;Jahrhunderttrainer“ der Arminia gewählt. &bdquo;Ein brillanter Motivator, der allerdings nicht im Besitz eines Diplomatenpasses ist“, urteilte der Klub über den Gewählten. Middendorp lässt auch nach dem Ende seiner dritten Arminen-Amtszeit Dampf ab Letzteres zeigte sich auch am Ende seiner dritten und letzten Amtszeit als Chefcoach der Arminia. So wurde Ernst Middendorp im Dezember 2007 nach einer Negativserie und einer ernüchternden 1:6-Pleite in Dortmund beurlaubt, nachdem er die Bielefelder in der Saison 2006/07 mit einem famosen Endspurt noch zum Erstliga-Klassenerhalt geführt hatte. Nach seinem letzten Training als Arminen-Coach gab &bdquo;Power-Ernst“ der anwesenden Presse mit einem kräftigen Seitenhieb auf Sportdirektor Reinhard Saftig zu Protokoll: &bdquo;Wer hat denn das Arminen-Herz? Herr Saftig? Frank Geideck hat es, ich habe es, Kauf und Böhme auch - und die anderen verpissen sich!“ Alle SCP-Nachrichten im Überblick: Der News-Blog rund um den SC Paderborn Auch seine Spieler bekamen ihr Fett weg. &bdquo;Der Zusammenhalt ist eine Katastrophe, da herrscht Subunternehmermentalität. Keiner hört auf den anderen. Es kann nicht sein, dass ich alle zwei Wochen zum Bastard erklärt und für die Mannschaftsleistung verantwortlich gemacht werde“, wetterte der Jahrhunderttrainer. Einen Tag später segnete der Aufsichtsrat die Trennung von Ernst Middendorp ab. Und die Arminia schaffte mit dem neuen Coach Michael Frontzeck den Klassenerhalt.

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