25-Jährige mit Down-Syndrom findet in einer Bäckerei in Höxter ihr Glück

Kreis Höxter. &bdquo;Ich habe es geschafft, mich aus dem Tief herauszukämpfen“: Nina Knoke hat in den vergangenen Jahren beruflich sowie gesundheitlich einiges durchgemacht. Mit Trisomie 21 geboren, hat die 25-Jährige inzwischen trotz immenser Hürden den Weg in die Eigenständigkeit geschafft und ihren Traumberuf gefunden. Um dieses Glück möglichst festzuhalten, rührt sie fleißig die Werbetrommel für eine Bäckerei, die fast im Verborgenen liegt, &bdquo;aber viel mehr Kundschaft verdient hat“, wie Nina Knoke sagt. Längere Zeit hat sie nach ihrem beruflichen Glück gesucht – und es nach Stationen in Niedersachsen, in Brakel und Paderborn nun im Süden Höxters, in Ottbergen, gefunden: In den Werkstätten am Grünenberg hat Nina Knoke einen echten Lieblingsort für sich ausgemacht, und zwar in der Backstube inmitten des ausladenden Gebäudekomplexes. Einerseits, weil das Thema Essen und Ernährung für die 25-Jährige schon immer im Fokus lag, und andererseits, weil sie dort gute Freunde und engagierte Betreuerinnen gefunden hat. &bdquo;Am liebsten kümmere ich mich um die Wäsche“, erzählt sie schmunzelnd, doch auch das Vorbereiten der Backzutaten, wie das Schälen der Nüsse, bereite ihr große Freude. Zum ersten Mal ist Nina an einer Arbeitsstelle richtig angekommen So fröhlich war Nina Knoke nicht immer – an früheren Arbeitsplätzen kam sie nie wirklich an, brach Regeln und schließlich ging es mit ihrer Gesundheit bergab, wie sie erzählt. Zwischendurch habe sie nur noch knapp 32 Kilogramm gewogen. Durch die Corona-Pandemie war es damals schwierig, einen neuen, passenden Job zu finden – doch schließlich ging sie in Ottbergen zur Berufsbildung und konnte sich dort &bdquo;schnell auf die Backstube konzentrieren“, wie sie sagt. Dort geht es ihr inzwischen richtig gut, obwohl jüngst bei der jungen Frau auch noch eine Laktose- und Glutenunverträglichkeit diagnostiziert worden ist. Ein neuer Ernährungsplan musste her – aber den meistert die 25-Jährige offenbar gut. Lesen Sie auch: Leben mit Down-Syndrom: Wie Finja (2) aus Bad Driburg den Alltag meistert &bdquo;Man braucht eben viel Kraft, viel Geduld, und einen ganz langen Atem“, erzählte auch Susanne Braunst unlängst im &bdquo;NW“-Gespräch. Die pharmazeutisch-technische Assistentin aus Eissen ist Ninas Mutter, lebt mit ihrer Familie seit rund sieben Jahren im Kreis Höxter und freut sich, dass ihre Tochter hier so gut angekommen ist (die NW berichtete). Denn inzwischen hat Nina Knoke in Godelheim sogar eine Wohngemeinschaft gefunden, in der sie sich richtig wohlfühlt, immer selbstständiger wird und aufblüht. Was ist eigentlich Trisomie 21? Das alles ist für Menschen mit Trisomie 21, auch als Down-Syndrom bekannt, nicht unbedingt selbstverständlich. Menschen mit dieser genetischen Anomalie haben viele gesundheitliche Herausforderungen zu meistern, haben unter anderem auch ein erhöhtes Risiko für Herzfehler, Angststörungen, Zöliakie, Immunschwäche und frühzeitige Demenz. Ein Einblick: Diese Höxteraner Bio-Bäckerei setzt auf Regionales und Teilhabe Das liegt an der 150-prozentigen Gen-Dosis: Das Chromosom 21 liegt bei ihnen nicht zweifach, sondern dreifach vor. Glücklicherweise wissen sich Betroffene hierzulande inzwischen einer verbesserten medizinischen Versorgung sicher. Viele Menschen mit Down-Syndrom werden heute über 60, einige auch bis zu 80 Jahre alt. Nina wünscht sich, dass mehr Höxteraner die Bäckerei kennenlernen Mit zweien ihrer neuen sieben Mitbewohner fährt Nina Knoke täglich von Godelheim aus zur nahe gelegenen Arbeit in Ottbergen. Mit 1,43 Metern Körpergröße wird die 25-Jährige von anderen Leuten häufig noch als Kind wahrgenommen – dabei ist sie inzwischen eine durchaus selbstbewusste Frau. Zwar zittern ihre Hände im NW-Gespräch leicht, doch die Worte sprudeln dabei nur so aus ihr heraus: Denn Nina Knoke weiß, was sie will – und das ist mehr Werbung für die Bäckerei, in der sie arbeitet und die sie so liebt. &bdquo;Wir haben tolle Backwaren und jeder Kunde ist herzlich willkommen“, sagt die 25-Jährige. Diese Kunden müssen die Bäckerei der Werkstätten aber erst einmal finden: Am Lintrott relativ versteckt gelegen, führt eine kleine Treppe hinab in die Backstube. Drei junge Frauen mit Beeinträchtigung arbeiten dort, dazu zwei Bäcker und zwei Betreuerinnen. &bdquo;Ein traumhafter Betreuungsschlüssel, den es hier nicht überall gibt“, sagt das Team, &bdquo;wir können zwischendurch auch gut lachen und über Themen sprechen, bei denen es Sorgen zu beheben gibt oder ein paar Hilfestellungen braucht“. Normalerweise gibt es in dem Haus der Höxteraner Lebenshilfe einen Betreuungsschlüssel von 12:1. Süß bis herzhaft: Brötchen, Brot und Kuchen im Angebot Die Bäckerei der Werkstätten beliefert einige Schulen, Kindergärten und Jugendherbergen aus der Region – und so manch Beschäftigter der Lebenshilfe holt sich dort ein Brötchen fürs Frühstück oder nimmt sich ein Brot für daheim mit. &bdquo;Mein Wunsch und mein Ziel ist es aber, dass künftig auch noch mehr Kunden aus dem Ort und der Region den Weg in unsere Backstube finden“, sagt Nina Knoke. Gern wüsste sie dafür ein großes Schild in Ottbergen, das auf die Bäckerei hinweist. Jeder Interessierte sei herzlich willkommen, einfach mal zu schauen, was es in der Bäckerei so Leckeres gibt: &bdquo;Von Körner- und Käsebrötchen über Walnusskern- und Roggenmischbrot bis hin zu Pizza- und Nussecken sowie Kirschquarkkuchen halten wir eine große Auswahl parat“, so die junge Godelheimerin. Und das mit Bio-Siegel. Geöffnet hat die Bäckerei montags bis freitags von 7 bis 12 Uhr. Höxteranerin Nina geht jetzt auch ins Fitness-Studio Weil die Bäckerei mittags schließt, geht es für Nina Knoke nachmittags stets in einen anderen Bereich der Werkstätten: die Nähstube. Auch dort gefällt es ihr gut – so gut, dass sich ihre berufliche Zufriedenheit auch auf ihr Privatleben auswirkt: &bdquo;Ich habe jüngst sogar angefangen, Sport zu treiben“, erzählt sie, &bdquo;dafür gehe ich ins Fitness-Studio“. Sie habe es geschafft, sich aus ihrem Tief herauszukämpfen: &bdquo;Um wieder etwas an Gewicht zuzulegen, hilft mir nicht nur das Essen, sondern eben auch der Muskelaufbau durch den Sport“, sagt sie. Mag sie ihre Arbeit auch sehr gern, so freut sie sich nachmittags auch stets, wieder in ihrer Wohngemeinschaft anzukommen: &bdquo;Dann koche ich mir einen Kaffee mit der neuen Kaffee-Maschine, die mir meine Eltern zum Geburtstag geschenkt haben, und genieße die Zeit in meinem neuen Zimmer“, sagt sie mit Blick auf ihr erstes, eigenes kleines Reich.

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