DSC dreht das Spitzenspiel

NW+-Icon
Arminia weiter ungeschlagen: „Ein Ausrufezeichen an die Liga“

Mit elf Punkten steht Arminia aktuell auf einem komfortablen vierten Tabellenplatz. Aue-Trainer Dotchev sieht den Klub auf einem guten Weg. Wie sehen die Verantwortlichen das?

Torschütze Mael Corboz (vorne) und Maximilian Großer lassen ihrer Freude nach dem Treffer zum 2:1 freien Lauf. | © IMAGO/Kruczynski

Gregor Winkler
16.09.2024 | 16.09.2024, 20:09

Aue. Schon vor dem Spiel herzten sich die Trainer inniger und länger, als das normalerweise auf Fußballplätzen üblich ist. Arminias Mitch Kniat und Aues Pavel Dotchev kennen und mögen sich. In Paderborn waren beide schon tätig gewesen, aber zu unterschiedlichen Zeiten. In der Traditionsmannschaft hatte sie gemeinsam für den SCP gekickt.

Dass er den 20 Jahre älteren Kollegen bewundert, hat Kniat mehrfach betont. Auch vor der Partie am Sonntag sagte er über Dotchev: „Er ist ein Supertrainer, von dem ich mir als junger Trainer ganz viel abgucken kann. Er entwickelt eine Mannschaft von Jahr zu Jahr weiter.“

Nach den 90 Minuten saßen die befreundeten Fußballlehrer auf der Pressekonferenz, und Dotchev, der Lehrmeister, musste – oder wollte – gestehen: „Als wir das letzte Mal hier saßen, wart ihr noch im Abstiegskampf. Jetzt sieht das ganz anders aus. Als Kollege kann ich sagen, von außen sehe ich eine große Entwicklung bei euch. Ihr seid auf einem sehr guten Weg.“

Newsletter
DSC Arminia Bielefeld
Wöchentlich alle News rund um Arminia Bielefeld.

Alles sah nach einem Sieg von Aue aus

Kniat nahm es fast ein wenig verschämt entgegen: „So etwas aus seinem Munde zu hören, bedeutet mir sehr viel. Wir schätzen uns sehr. Das von so einer Trainerikone zu hören, ist sehr nett. Da können wir uns heute etwas drauf einbilden.“

Alles hatte in einer Phase vor der Pause danach ausgesehen, dass der ältere Trainerfuchs als Sieger vom Platz gehen würde. Kniat musste Routinier Christopher Lannert ersetzen. Aue bearbeitete die mit dem 20-jährigen Drittliga-Debütanten Felix Hagmann besetzte rechte Abwehrseite verbissen, brachte mit Topspieler Marvin Stefaniak und Marcel Bär (71 Drittliga-Tore in 231 Spielen), der häufig mit auf der Seite auftauchte, den DSC ein ums andere Mal ins Schwimmen.

Lesen Sie auch: Spiel gedreht: Arminia triumphiert im Spitzenspiel in Aue

Unter anderem mit Noah Sarenren Bazee wollte Kniat den 0:1-Rückstand angreifen, doch der Außenstürmer musste nach knapp acht Minuten wieder raus. Zunächst sah es so aus, als halte er sich das am Kreuzband operierte Knie. Am Montag kam Teil-Entwarnung. Der Muskel im Oberschenkel zwickt nach den Belastungen des Comebacks. Ein längerer Ausfall soll – Stand Montag – aber nicht drohen.

Kersken und Russo reisten nach Krankheiten später an

Kniat musste jedoch wieder unplanmäßig wechseln, warf Mika Schroers in die Partie. „Wir hatten auch erkältete Spieler. Kersken ist privat gefahren, der kam ein paar Stunden später. Russo auch, der hatte zuletzt Magen-Darm. Aber das macht man nicht zum Thema. Wir hatten schon einige Verletzte und Angeschlagene. Das soll nie eine Ausrede sein. Wenn einer ausfällt, heulen wir nicht. Dann kommt der Nächste und der macht seine Aufgabe genau so gut“, bekräftigte Kniat.

Louis Oppie, Stefano Russo und Mael Corboz (v.l.) beratschlagen, wer den Freistoß schießt. Russo verwandelte direkt zum 1:1. - © IMAGO/Kruczynski
Louis Oppie, Stefano Russo und Mael Corboz (v.l.) beratschlagen, wer den Freistoß schießt. Russo verwandelte direkt zum 1:1. | © IMAGO/Kruczynski

Tatsächlich gelang die Kehrtwende. Mit einem 20-Meter-Traumfreistoß leitete Stefano Russo die Jagd ein. „Der Freistoß ist hart trainiert. Ich bin echt glücklich, dass das mal geklappt hat“, sagte der Torschütze, der sich auch mit in die Kritik zu Durchgang eins einschloss: „Die Leistungsträger müssen die anderen mitziehen. Das haben wir alle nicht so gut gemacht vor der Pause.“

Lesen Sie auch: Arminia-Torschütze Stefano Russo stimmt forsche Töne an

Corboz und der eingewechselte Wörl machten mit ihren Treffern den Deckel drauf. Was in der Freude über drei Tore aus dem Spiel heraus (das gab es zuletzt beim 3:1 im Westfalenpokal-Finale Ende Mai und beim 3:0 gegen Freiburg II im Februar) unterging, thematisierte Torwart Kersken: „Wir haben seit 20 Spielen nie mehr als ein Tor kassiert.“ Präzise gerechnet: In 21 Pflichtspielen in Folge gab es lediglich beim 2:2 in Lipperreihe mehr als ein Gegentor aus dem Spiel heraus. Und auch in den fünf Testspielen im Sommer blieb der DSC immer bei maximal einem Gegentreffer.

Arminias Stürmer Becker: „Ausrufezeichen an die Liga“

„Das ist ein Ausrufezeichen an die Liga, dass wir da sind, dass wir an uns glauben“, sagte André Becker. Dass Aue nach der Pause nur noch zu einer guten Chance kam, sei „ein Statement von uns“ gewesen. Nachdem er zum ersten Mal beim DSC durchgespielt hatte, gab der 1,97-Meter Mann auch zu: „Hinten raus wurde es schon ein bisschen knackig. Für uns in der Offensive ist das auch immer hochintensiv. Wir arbeiten viel defensiv mit. Das geht auf die Puste.“

Die Verabredung zur privaten Revanche zwischen Kniat und Dotchev scheiterte allerdings. Beim Rausgehen merkte der Auer Coach an: „Dann müssen wir mal wieder eine Runde Tennis spielen.“ „Da habe ich keine Chance“, gestand Kniat. „Du bist doch viel fitter“, schmeichelte der 58-Jährige. „Ja, aber im Tennis bist du einfach besser“, wiegelte Kniat ab. Das letzte Wort zwischen zwei Freunden, die sich sehr schätzen, muss das aber nicht gewesen sein.