Arminia Bielefeld in 2023: Zwischen Derbypartys und grauem Ligaalltag

Bielefeld. Erneuter Abstiegskampf, Relegationsfrust und ein kompletter Neuanfang in der dritten Liga: Das Fußballjahr 2023 stellte die Leidensfähigkeit von Arminia Bielefeld wieder mal auf eine harte Probe. Weiter geht´s in unserem Jahresrückblick mit den – schon wieder etwas freundlicheren – Monaten Juli bis September. Der neue Arminia-Kader nimmt Konturen an. Mit den Leihen von Jonas Kersken (Gladbach) und Leo Oppermann (HSV) wird die Lücke auf der Schlüsselposition im Tor kurz vor dem ersten Test gegen Regionalligist Lippstadt geschlossen. Nur drei Tage nach dem Trainingsauftakt setzt es in der ersten Bewährungsprobe für das mit Nachwuchskräften verstärkte Team eine 0:3-Niederlage. Die neue offensive Spielidee von Trainer Mitch Kniat deutet sich dabei bereits an. Daran wird auch im Trainingslager in Kiens intensiv gearbeitet. Die Woche im Südtiroler Pustertal bringt die DSC-Profis bei Temperaturen bis 38 Grad im Schatten ganz schön ins Schwitzen. Eine positive Testspiel-Bilanz und eine erfolgreiche Generalprobe gegen Regionalligist Steinbach-Haiger (3:1) wecken Hoffnungen auf einen guten Start in die 3. Liga. Doch der Saisonauftakt beim selbsterklärten Aufstiegsaspiranten Dynamo Dresden misslingt. Innenverteidiger Semi Belkahia ist bei der 1:3-Niederlage im fast ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion zweimal im Pech, erst fälscht er einen Ball ins eigene Tor ab, dann foult er elfmeterwürdig. Der sehenswerte Anschlusstreffer von Merveille Biankadi kurz vor Pause ist zu wenig. Zudem sieht der starke Mittelfeld-Wirbelwind Kaito Mizuta eine umstrittene Rote Karte. Pokalcoup und Derbysieg Quälen sich die Arminen nur drei Tage später gegen den Bezirksligisten Herringhausen-Eickum noch mit &bdquo;nur“ 2:0 in die nächste Westfalenpokalrunde, sieht das Bild im DFB-Pokal gegen Bundesligist VfL Bochum kurz darauf ganz anders aus. Nicklas Shipnoski und Merveille Biankadi bringen effektive Bielefelder nach einer halben Stunde mit 2:0 in Front. Der DSC verteidigt aufopferungsvoll, wird jedoch jeweils in der Nachspielzeit von Takuma Asano und Simon Zoller überwunden. Im Elfmeterschießen behalten die Arminen schließlich die Nerven, zudem pariert Jonas Kersken gegen Kevin Stöger. Nach dem verwandelten Versuch von Kaito Mizuta ist der Jubel auf der Alm grenzenlos. Die Jubeltage beim DSC gehen noch ein wenig weiter. Nicklas Shipnoski wird mit zwei Treffern und einer Vorlage beim 4:0-Erfolg gegen Preußen Münster zum Derbyhelden. Im Gegensatz zum DSC nutzen die Preußen ihre Chancen nicht. Noch ein weiter Weg Allerdings folgt auf den Rausch schnell der Kater. Gegen die Ulmer &bdquo;Spatzen“ zeigt Arminia an einem drückend warmen Dienstagabend viel Stückwerk und unterstreicht mit der 0:1-Niederlage, dass es noch ein weiter Weg ist. Abseits des Platzes wird der Absturz der vergangenen zwei Spielzeiten noch einmal geräuschvoll aufgearbeitet. Aufsichtsratchef Hartmut Ostrowski erklärt auf einem Mitgliederforum, seine Ämter bei DSC niederlegen zu wollen und auf der anstehenden Jahreshauptversammlung nicht mehr zu kandidieren. Auch Präsidiumsmitglied Olaf Köster hat dies zuvor verlautbart. Arminia tritt auf der Stelle Sportlich tritt der DSC weiter auf der Stelle. Beim Duell der Zweitligaabsteiger gegen Jahn Regensburg gleicht Gerrit Gohlke sehenswert zum 1:1 aus. Der kurze Spielaufbau über den eigenen Torhüter sorgt für einige Pfiffe von den Rängen. &bdquo;Wir sind alle von der Spielidee überzeugt. Wir dürfen nicht nervös werden und die Zuschauer auch nicht“, steht jedoch für Coach Kniat fest. Kurz vor Ende der Transferphase stockt der Tabellen-14. mit Mittelfeldmann Marius Wörl, Offensivspieler Leandro Putaro und Angreifer Noah Sarenren Bazee sein Aufgebot auf 25 Spieler auf. Sarenren Bazee zahlt das Vertrauen direkt zurück, erzielt nach seiner Einwechslung gegen Viktoria Köln in der Schlussphase mit dem Hinterkopf den 1:1-Ausgleich und sichert dem DSC so den ersten Auswärtspunkt. Auch im Westfalenpokal gegen Oberligist Victoria Clarholz ist der Stürmer erfolgreich. Der DSC müht sich mit 2:1 weiter. &bdquo;Okay minus“ lautet schließlich auch das Fazit von Trainer Kniat zu den ersten Saisonspielen. Abstiegsplatz und Wiedergutmachung Doch statt den erhofften Schritt nach vorne geht es für den DSC nach der Länderspielpause gegen die Zweitvertretung des SC Freiburg eher zwei zurück. Gegen das bis dahin sieglose Schlusslicht zeigen die Bielefelder eine dürftige Vorstellung und rutschen nach der 0:2-Niederlage auf einen Abstiegsplatz. Die Fans quittieren das mit Pfiffen. Nach vier sieglosen Spielen in Folge steht sechs Tage später die Mission Wiedergutmachung in Unterhaching an und lockt an einem Freitagabend 1.000 DSC-Anhänger in den Münchener Süden. Die Arminen belohnen diese Mühen durch die Führung von Kaito Mizuta und den späten Lucky Punch von Leandro Putaro zum 2:1 - der erste Auswärtserfolg ist eingetütet, die Abstiegsränge sind verlassen. Im anschließenden Heimspiel gegen den Saarbrücken soll dieser Sieg veredelt werden. Doch das Spiel endet in einem 2:6-Debakel. Eine Halbzeit hält Arminia gegen die Saarländer mit, geht durch Fabian Klos sogar in Führung und bricht dann ein. Fünf Tore nach der Pause offenbaren eine indiskutable Defensivleistung. Kapitän Klos sucht nach diesem erneuten Rückschlag den Austausch mit den Fans und bittet um Geduld. Der Neuanfang brauche Zeit. &bdquo;Wir werden bis zum Winter mit der Situation zu kämpfen haben“, prophezeit er. Der September geht getrübt zu Ende.

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