Arminias Sturm: Eine Baustelle entwickelt sich langsam zum Prestige-Objekt

Bielefeld. Kein Mannschaftsteil des DSC Arminia Bielefeld wurde vor und während der abgelaufenen Saison so sehr verändert wie der Angriff. Offenbar mit Erfolg, denn mit 64 Toren rangierten die Ostwestfalen am Ende gemeinsam mit Cottbus auf Platz drei der treffsichersten Mannschaften. Nur Ingolstadt (72) und Dresden (71) netzten häufiger ein. Die Vorsaison hatte Handlungsbedarf offenbart. Der Beinahe-Abstieg und magere 48 Tore (nur vier Teams waren schlechter) standen nach der Spielzeit 2023/2024 nicht für die Ansprüche, die man beim DSC wieder haben wollte. Es wurde umgebaut. Neben dem mit allen Ehren verabschiedeten &bdquo;Fußballgott“ Fabian Klos verließen auch Manuel Wintzheimer und Nicklas Shipnoski den DSC. Später in der Saison folgten Kaito Mizuta, der ohnehin schon nicht mehr berücksichtigte Aygün Yildirim und Talent Henrik Koch. Hoffnungen setzte man in die Neuen. Mit André Becker kam ein groß gewachsener Mittelstürmer, der Klos’sche Ausmaße mitbrachte. Vom Surinamer Jeredy Hilterman, der mit besten Werten aus der zweiten holländischen Liga anreiste und sich ganz selbstbewusst die Klos-Nummer 9 schnappte, versprachen sich die Bielefelder Großes. Der junge Außenstürmer Mika Schroers galt als Mann mit Potenzial, genau wie der zum Saisonstart verpflichtete Julian Kania. Und der kurz nach Saisonbeginn gekommene Isaiah Young traf sofort zum Einstand gegen Sandhausen (1:1). Biankadi, Becker und Schroers als erste Formation Aus dem Vorjahresbestand war der von seiner Langzeitverletzung genesenen Hochgeschwindigkeitsfußballer Noah Sarenren Bazee geblieben, der aber im Saisonverlauf immer wieder von kleinen Wehwehchen ausgebremst wurde. Auch Merveille Biankadi stand in den Startlöchern für eine bessere Serie. Hinzu kamen die Talente Daniel Sumbu, der im Winter für eine großartige Summe nach Graz transferiert wurde, und Daniel Richter. Mitch Kniat setzte zunächst auf die Reihe Biankadi, Becker und Schroers, auch weil Hilterman mit einer Verletzung in die Saison gestartet war, die ihn bis Ende Oktober beschäftigen sollte. Eine Stammformation gab es im Bielefelder Sturm nicht. Kniat betonte immer wieder, dass die drei Trainingsbesten auflaufen. Mal rückte Kunze ganz nach vorne, mal sprang Sarenren Bazee ein, mal kam Young zum Zuge. Bis zum Derby gegen Verl war Becker in der Mitte gesetzt, dann lief zum ersten Mal Kania in der Startelf auf. Er sollte am Ende mit 14 Ligatoren Bielefelds bester Torjäger werden, und das, obwohl er auch zum Ende der Spielzeit eher Joker war. Lesen Sie auch: Arminia Bielefelds Defensive war die Basis für die herausragende Saison So wie Becker, der gegen Hannover und Union Berlin zwar wichtige Pokaltore erzielte, aber in der Liga Ladehemmung zeigte, setzte sich auch Kania trotz einiger überzeugender Auftritte, wie beim 4:1 gegen Hannover II (mit drei eigenen Toren) nicht als erste Wahl durch. Für Hilterman blieb es bei drei Ligaauftritten. Arminia musste in der Winterpause nachjustieren. Uldrikis nach sechs Spielen schon mit Kreuzbandriss Der lettische Nationalspieler Roberts Uldrikis und Joel Grodowski von Zweitligist Preußen Münster kamen, dafür wurden Becker und Hilterman verliehen. Der 1,98-Meter-Mann aus Lettland machte sechs teilweise gute Spiele, dann riss er sich im DFB-Pokalspiel gegen Bremen das Kreuzband. Lesen Sie auch: Arminias Mittelfeld: Mal Grauzone, mal Maschinenraum Kania geriet wieder in den Vordergrund, diesmal mit den Nebenleuten Grodowski und dem dreifachen DFB-Pokaltorschützen Marius Wörl. Später übernahm Grodowski die Mittelstürmerposition, weil Sarenren Bazee und Young sich als gute Alternativen auf der Außenbahn entpuppt hatten. Nach der Hinrunde lag der DSC mit 25 Treffern im unteren Bereich aller Drittligisten. Die Arminia legte im zweiten Saisonabschnitt noch einmal 39 Treffer drauf. Besonders bemerkenswert erscheint die Bilanz der Schlussviertelstunden. Kein Team war so gefährlich wie der DSC. Zwischen der 75. und dem Abpfiff hatten die Bielefelder 27:6 (plus 21) Tore auf dem Zettel. Der Zweitbeste, Ingolstadt, kommt auf plus acht. Kania als Mann der Schlussviertelstunde Die außergewöhnliche Fitness ließ Arminia manchen Gegner spät einschnüren. Besonders tat sich Kania dabei hervor, sechs seiner Treffer im Meisterschaftsrennen erzielte er nach der 82. Minute. Bis zum Schluss war Bielefelds Angriff ein Überraschungspaket. Doch das Gesamtgebilde mit Abwehr und Mittelfeld stimmte. So wird man Meister und zieht ins DFB-Pokalfinale ein.

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