OWL Crime – mit Podcast

Mord an der eigenen Frau: Das mysteriöse Verschwinden einer 68-jährigen Steinhagenerin

Eine Ehe, die von Gewalt geprägt war, endet für die 68-Jährige tödlich. Auch wenn der Tathergang nie ganz aufgeklärt wurde, gilt der Ehemann als schuldig.

Elf Tage wurde nach der Leiche von Friederike B. gesucht. Am Ende fand man sie in einem Waldgrab im Haller Ortsteil Kölkebeck. | © Jonas Damme

Marco Hilla
12.06.2025 | 13.06.2025, 11:14

Halle/Steinhagen. Die Ehe zwischen Friederike B. (Name geändert) und ihrem damaligen Noch-Ehemann war von Gewalt gegen die 68-jährige Frau geprägt. Am 5. Juli 2023 verschwindet die Steinhagenerin aus ihrem Elternhaus spurlos. Elf Tage später findet die Polizei in einem Waldstück im Haller Ortsteil Kölkebeck eine Leiche. Es handelt sich um Friederike B.

In der neuesten Folge von „Ostwestfälle“, dem True-Crime-Podcast der „Neuen Westfälischen“, sprechen Birgitt Gottwald und die Redaktionsleiterin des „Halles Kreisblatts“, Nicole Donath, über einen Fall, der in Halle und Umgebung für eine groß angelegte Suchaktion und später beim Prozess gegen den angeklagten Ehemann für ein großes Medieninteresse gesorgt hatte.

Mehrere Versuche waren nötig, bis sich Friederike B. im Oktober 2020 schließlich von ihrem Mann zumindest räumlich trennen konnte. Nachdem die Frau Jahre lang Schikanen, Einschüchterungen und Bedrohungen ausgesetzt war, zog sie von Halle-Kölkebeck nach Steinhagen in eine Seniorenresidenz. Ein Termin für eine Scheidung stand noch aus.

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Mordfall Friederike B. – der Fall im Überblick:

  • Die Ehe von Friederike B. ist von Gewalt und Schikanen geprägt. Nach mehreren Versuchen trennt sie sich 2020 erfolgreich von ihrem Mann und zieht nach Steinhagen.
  • Als sie sich am 5. Juli 2023 am leer stehenden Elternhaus im Steinhagen um Gartenarbeiten und anderes kümmern will, verschwindet sie spurlos.
  • Elf Tage später wird ihre Leiche in einem „Waldgrab“ auf einer abgelegenen Waldlichtung in Halle-Kölkebeck gefunden.
  • Die Spuren führen zu ihrem Noch-Ehemann, der im Zuge der Ermittlungen und der aufkommenden Beweise schließlich als Täter ermittelt wird.

Am Tag ihres Verschwindens war sie innerhalb von Steinhagen unterwegs und von ihrem neuen Zuhause zu ihrem leer stehenden Elternhaus gefahren. Hier wollte sie verschiedene Dinge erledigen. Später war sie dort noch mit ihrem neuen Lebenspartner verabredet. Als dieser zur verabredeten Zeit vor dem Haus erschien, fehlte von Friederike B. allerdings jede Spur. Kurze Zeit später informierte er die Polizei.

Zuletzt konzentrierte sich die Suche nach Friederike B. auf einen See im Rande von Halle im Naturschutzgebiet Barrelpäule. - © Wolfgang Wotke
Zuletzt konzentrierte sich die Suche nach Friederike B. auf einen See im Rande von Halle im Naturschutzgebiet Barrelpäule. | © Wolfgang Wotke

Zunächst wurden das Elternhaus und die Umgebung durchsucht. In den darauffolgenden Tagen weitete die Polizei ihre Suche mit Hundertschaften, Spürhunden und Tauchern in Halle-Kölkebeck aus. Grund war, dass der Noch-Ehemann bereits ins Visier der Ermittlungen genommen wurde, da ein Spürhund auf dem Grundstück des Mannes angeschlagen hatte. Elf Tage später fand die Polizei auf einer Lichtung in einem abgelegenen Waldstück in Kölkebeck die Leiche einer Frau. Die Obduktion konnte dann auch zweifelsfrei klären, dass es sich bei dieser um die vermisste Friederike B. handelte.

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Die Ehe war für Friederike B. sehr belastend

Im Zuge der Ermittlungen fand die Polizei am Leichenfundort DNA-Spuren des Noch-Ehemannes. Ebenfalls wurden an dessen Auto mehrere DNA-Spuren der Ermordeten sichergestellt. Mehrere Zeugen berichteten unabhängig voneinander, dass Friederike B. große Angst vor ihrem Mann gehabt haben soll. Aufgrund der Beweislage gegen den Noch-Ehemann wurde dieser am 11. August 2023 verhaftet.

Als sieben Monate nach dem Gewaltverbrechen, am 1. Februar 2024, der Prozess gegen den Angeklagten am Bielefelder Schwurgericht begann, kamen weitere Details ans Tageslicht. Sie zeigten auf, wie belastend die Ehe für Friederike B. gewesen sein musste: Nicht nur ihre Schwester als Nebenklägerin, sondern auch ihr neuer Lebensgefährte sagten neben einer Vielzahl an Zeugen aus, und beschrieben die Schikanen, denen Friederike B. offenbar ausgesetzt war. Sie soll lange Zeit von ihrem Mann bedroht worden sein. Sie litt lange Zeit vor ihrem Tod an Angstzuständen, war in psychologischer Behandlung. Im Kern kreisten die Auseinandersetzungen wohl um mögliche Unterhaltszahlungen, die ihr Mann im Fall einer Scheidung hätte leisten müssen, und gegen die er sich wohl wehrte.

Der zuletzt von dem Mordopfer getrennt lebende Ehemann wurde für schuldig befunden, die Rentnerin gewaltsam getötet zu haben. - © Wolfgang Wotke
Der zuletzt von dem Mordopfer getrennt lebende Ehemann wurde für schuldig befunden, die Rentnerin gewaltsam getötet zu haben. | © Wolfgang Wotke

Im Prozess wurden widersprüchliche Aussagen gemacht

Für den Anwalt des beschuldigten Noch-Ehemannes passten hingegen die Beweise und die Rekonstruktion des angeblichen Tathergangs nicht zusammen. Für Verwirrungen sorgten obendrein Zeugenaussagen, die widersprüchliche Inhalte zum Tatzeitpunkt des Beschuldigten sowie des Aufenthaltspunktes vor und nach der Tat lieferten. Zudem wurde im Prozess ein nach der Tat abgehörtes Telefonat des Angeklagten mit seiner erwachsenen Tochter als Beweismittel eingeführt. Der Inhalt dieses Gesprächs soll vor Gericht laut dem Anwalt nur einseitig und nicht seinen Mandaten entlastend ausgelegt worden sein.

Das Urteil gegen den Noch-Ehemann lautete am Ende lebenslange Haft. Verurteilt wurde er wegen Mordes an seiner Frau aus Habgier und niederen Beweggründen. Der Antrag auf Revision wurde vom Bundesgerichtshof abgewiesen.

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