Großer Report

Vier von zehn Azubis in NRW machen regelmäßig Überstunden

Mehr als 2.000 junge Menschen geben an, welche Ausbildungsberufe qualitativ besonders gut sind – und welche schlecht.

Rund 2.000 Azubis in NRW haben sich jetzt am Ausbildungsreport des DGB beteiligt. | © dpa

Ingo Kalischek
12.11.2024 | 12.11.2024, 17:44

Düsseldorf. 41 Prozent der Azubis in Nordrhein-Westfalen müssen regelmäßig Überstunden leisten - durchschnittlich vier Stunden pro Woche. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der DGB-Jugend in NRW, die dafür landesweit rund 2.000 Auszubildende befragt hat.

Besonders belastet seien hierbei angehende Köche und Hotelfachleute mit durchschnittlich 7,2 und 5,6 Überstunden, berichtet Andreas Jansen vom DGB NRW. Rund zehn Prozent der Azubis geben in der Befragung an, keinen Ausgleich für die geleisteten Überstunden zu bekommen.

Laut DGB-Chefin Anja Weber hängt die Qualität des Ausbildungsplatzes auch damit zusammen, ob ein Tarifvertrag vorliegt oder nicht. Es sei wichtig, dass die schwarz-grüne Landesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetze - und Regelungen zur Stärkung der Tarifbindung einführe, fordert Weber.

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In der Befragung, die von September 2023 bis Mai 2024 stattfand, geben die jungen Menschen auch an, welche Ausbildungsberufe in NRW besonders gut bewertet werden. Auf den vorderen Plätzen landen angehende Bankkaufleute, Industriemechaniker, Mechatroniker, Industriekaufleute, Elektroniker für Betriebstechnik und Fachinformatiker. Hinzugekommen sind die Steuerfachangestellten und die Gärtner.

Friseure und Maler befinden sich am unteren Ende der Skala

Am unteren Ende der Skala befinden sich wie schon im Report von 2023 Verkäufer, Einzelhandelskaufleute, Hotelfachleute, Zahnmedizinische Fachangestellte und Friseure. Aus dem Mittelfeld abgestiegen sind die Medizinischen Fachangestellten, Maler und Lackierer sowie die Anlagenmechaniker.

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Der DGB sieht viel Luft nach oben. Insgesamt verbleibe in NRW mehr als jeder fünfte junge Mensch zwischen 20 und 34 Jahren dauerhaft ohne jede berufliche Qualifikation. Das habe auch damit zu tun, dass in NRW zu wenig ausgebildet werde, meint Weber. Gerade einmal jedes fünfte Unternehmen böte Ausbildungsplätze an.

Unterm Strich würden in diesem Ausbildungsjahr wieder mehrere Tausend Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen. „Das können wir uns nicht länger leisten“, so Weber. Ein Drittel der Azubis bräche in NRW die Ausbildung ab, oft, weil die jungen Menschen mit den Ausbildungsbedingungen nicht zufrieden seien.

Weber fordert mehr Ausbildungsplätze, eine qualitativ bessere Ausbildung in vielen Betrieben und eine Stärkung der Berufskollegs, damit diese ihren Teil an der dualen Ausbildung angemessen erfüllen könnten.