Marode Brücken: In OWL gibt es dringenden Sanierungsbedarf

Bielefeld. Als Reaktion auf den teilweisen Einsturz der Dresdner Carolabrücke wird mit Besorgnis über den Zustand der Brücken in Deutschland diskutiert. Experten warnen: Auch bundesweit und in OWL haben unzählige Brücken mittlerweile ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. &bdquo;Es gibt eine ganze Reihe Patienten unter den Brücken, wo wir wissen, sie sind halt nicht in dem Zustand, wie sie sein sollten“, sagt Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, dem &bdquo;ZDF“. Bislang habe man &bdquo;sehr viel Glück gehabt“, dass nichts Schlimmeres passiert sei. Die regelmäßigen Brückenprüfungen seien für Bökamp trügerisch. &bdquo;Das ist ja auch nur eine Teillösung. Sie sehen der Brücke ja nicht an, wann sie knapp dran ist“, so der Experte. Auch Martin Mertens, Professor von der Hochschule Bochum, kritisiert den schlechten Zustand der Großbrücken in Deutschland, die vor 1980 gebaut worden sind. Die Politik müsse reagieren. &bdquo;Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf.“ Der Teileinsturz der Carolabrücke wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der Brücken in OWL. Wir zeigen an einigen Beispielen, wie es um die maroden Brücken in der Region bestellt ist. Brücke als &bdquo;tickende Zeitbombe“ im Kreis Gütersloh Dringender Sanierungsbedarf herrscht etwa bei einer maroden Fußgängerbrücke über die B61 in Gütersloh. &bdquo;Die Brücke ist eine tickende Zeitbombe“, sagt ein Experte. Eine Überprüfung hatte ergeben, dass die Brücke sehr viel stärker angegriffen war als gedacht. Baudezernent Albrecht Pförtner sagt dazu: &bdquo;Wenn wir das jetzt nicht machen, ist die Brücke weg. Und zwar für immer.“ Die Sanierung soll bis zu neun Monate in Anspruch nehmen und rund eine Million Euro kosten. Eine weitere Brücke, die viel maroder war als gedacht, ist die Dalkebrücke vor dem Parkbad. Erst nach einer Prüfung wurde klar, dass die Schäden am Beton-Unterbau weitaus schwerwiegender waren. Die Kosten für die Sanierung verdoppelten sich nahezu. Zudem müssen im Kreis Gütersloh zwei Brücken über der A2 abgerissen werden: Die Bauwerke am Tierheim und am Berensweg sollen 2025 durch Neubauten ersetzt werden. Die Autobahn-GmbH hatte wegen des Zustandes der Brücken Handlungsbedarf gesehen. Lesen Sie auch: Zahlreiche marode Straßen und Brücken in NRW: Land startet Offensive Teilweise nehmen die Brückensanierungen in OWL auch kuriose Formen an. Wie zum Beispiel bei der Emsbrücke E2 im Kreis Gütersloh. Sie ist schadhaft und seit 2018 für Autos und landwirtschaftliche Fahrzeuge gesperrt. Bauern müssen Umwege von bis zu acht Kilometern hinnehmen. Nach fünf Jahren Planung wurde jedoch die Reißleine gezogen, die Brücke wird nicht saniert: Zu teuer und zu unnötig lautete das Fazit. Freuen dürfen sich zumindest die Radfahrer: Für sie bleibt die Emsbrücke geöffnet. Sanierung der Weserbrücke in Höxter Traurige Berühmtheit hat die marode Weserbrücke in Höxter erlangt. Bei einer außerordentlichen Prüfung im Juni 2016 waren dort größere Schäden am Belag festgestellt; die Brücke wurde umgehend für den Schwerlastverkehr gesperrt. Wenig später wurden auch Hohlräume entdeckt. Ein fast fünf Millionen Euro teurer Sanierungsversuch ging schief. Nach monatelanger Bauzeit und Sperrungsphase war die Brücke also für Lastwagen genauso unbefahrbar wie vorher. Lesen Sie auch: Die Chronologie eines Skandals: So hat sich die Situation um die Weserbrücke zugespitzt Das hat im Sommer 2023 auch Mario Barth zu einem Besuch an die Weser veranlasst. Für seine &bdquo;RTL“-Sendung &bdquo;Mario Barth deckt auf“ machte er auf die seiner Meinung nach &bdquo;Steuerverschwendung“ aufmerksam. Mittlerweile wartet die Stadt seit mehr als einem Jahr darauf, wann und wie es mit der Weserbrücke weitergehen soll. Denn immer noch ist die Brücke in dem Zustand, den sie zur Landesgartenschau-Eröffnung im April 2023 aufwies. Lesen Sie auch: Neue Risse an der Höxteraner Weserbrücke: Behörde erklärt die Konsequenzen Laut einem Gutachten besteht auch in Nieheim im Kreis Höxter &bdquo;akuter Handlungsbedarf“. Dort sind ganze 16 Brücken in einem mangelhaften Zustand. Über Jahrzehnte sollen die Bauwerke nicht angemessen kontrolliert worden sein. Mit einer Prioritätenliste soll dieses Versäumnis nun korrigiert werden. Doch es wird Jahre dauern, auch nur die drängendsten Probleme zu lösen. Regelmäßige Kontrollen im Kreis Herford In Herford gibt es derzeit kein Sorgenkind. Laut Stadtsprecher Felix Neef habe das Bauwerk mit der schlechtesten Prüfungsnote eine Bewertung von 2,7 erhalten. Dennoch: Rutsche eine Brücke in der Bewertung weiter nach unten, werde sie häufiger geprüft. Ein Beispiel dafür ist die Holzbrücke im Aa-Wiesenpark. Weil &bdquo;Schäden an der tragenden Konstruktion“ festgestellt worden sind, findet dort jährlich eine Hauptprüfung statt. Etwas schlechter schneiden die Bauwerke der B61 ab. Zwei Brücken wurden mit der Note 3 bewertet. Dennoch erfüllen sie damit immer noch den erforderlichen Mindeststandard. Dabei handelt es sich um die Brücke B1/K7 &bdquo;Füllenbruchstraße“ und die Brücke &bdquo;Diebrocker Straße“/B61. Lesen Sie auch: Wie sicher sind Herfords Brücken? Wann und wie kontrolliert wird Mehr Verkehr wird in Lemgo zur Belastung Auf der Passadetalbrücke in Lemgo (Ostwestfalenstraße, L712) darf der Verkehr bereits seit Jahren nur noch aus einer Richtung rollen. Der Grund: Das Spannbetonbauwerk aus dem Jahr 1966 weist zahlreiche Risse auf und es fehlt Stahl für eine ausreichende Tragkraft. Heftige Erschütterungen und Schwingungen durch vor allem gleichzeitig überquerende Lkw könne die Brücke auf Dauer nicht mehr standhalten, hieß es damals von Straßen NRW. Der geplante Baustart im Jahr 2021 wurde abgesagt; jetzt soll es Anfang 2025 losgehen. Dabei soll zunächst eine provisorische Brücke wenige Meter seitlich versetzt gebaut werden. Viele Brücken halten den heutigen Verkehrsbelastungen nicht mehr stand. So wie die B64-Brücke über die Borchener Straße in Paderborn. Bis zu 37.000 Autos und mehr als 2.000 Lastwagen fuhren täglich über das Bauwerk – zu viel für die filigrane Brücke. Wegen Statikproblemen musste sie abgerissen werden. Derzeit entsteht ein Neubau. Gewicht von Fahrzeugen hat Konsequenzen Doch nicht nur der Verkehr hat zugenommen, auch das Gewicht von Fahrzeugen ist deutlich höher als noch vor 30 Jahren. Auch das hat Konsequenzen für viele Brücken in der Region, teilweise müssen sie eine bis zu 16-fache Last tragen. Die Autobahn-GmbH ordnete deswegen unter anderem an, dass die Stadt Bünde und auch die Gemeinde Kirchlengern sieben Brücken über die A30 entsprechend schützen müssen. Zu den Maßnahmen zählen etwa: ein Verbot für schwere Pkw und Lkw, weniger Fahrstreifen, ein Mindestabstand für Lkw, Ampeln oder Umleitungen für bestimmte Fahrzeuge.

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