Sicherheitsrisiko? Verwirrung um marode Brücken im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die Weserbrücke in Höxter steht zwar unter besonderer Aufmerksamkeit - sie ist aber nicht das einzige Brückenbauwerk im Kreis Höxter, das einer Reparatur bedürfte. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat bei den Behörden nachgefragt, wie viele Bauten repariert werden müssen. Wegen der unterschiedlichen Zuständigkeiten ist das kein leichtes Unterfangen. Da sind zunächst einmal die Brücken in Trägerschaft des Bundes. In einer Studie hat sich Transport and Environment (T&E) damit befasst. T&E ist die Dachorganisation von nicht-staatlichen europäischen Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen. In einer Veröffentlichung warnt T&E jetzt davor, dass die für die Reparatur aktuell bereitgestellten Mittel nicht ausreichen würden: Zwischen 24 und 36 Prozent der Brücken auf den Bundesfernstraßen müssten ersetzt werden, mit den vorgesehenen Mitteln bräuchte der Bund mehr als 40 Jahre dafür. Auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ rechnet eine Referentin von T&E vor, wie viele Bauwerke in Höxter betroffen sind. &bdquo;Die Gesamtzahl der Brücken im Kreis Höxter in der Trägerschaft des Bundes beträgt 201“, sagt Nanne Linnéa Richardsen. Davon seien 19 so marode, dass ein Neubau notwendig ist, &bdquo;weitere 19 müssen mindestens verstärkt oder ebenfalls neu gebaut werden“. Abriss und Verstärkung: Bauplanung für marode A44-Brücken im Warburger Land Diese Brücken im Kreis Höxter sollen marode sein Es gibt auch eine gute Nachricht: Der Zustand der restlichen 163 Brücken im Kreis Höxter sei &bdquo;in Ordnung“. Auf Nachfrage der &bdquo;NW“ nennt die Fachfrau auch konkrete Beispiele für marode Bauwerke: Bei zwei davon handelt es sich um Autobahnbrücken: Die erste ist die Klingelbach-Brücke über die A44 bei Scherfede. Die Zweite, ebenfalls auf der A44, führt über den Krögersgrund zwischen Lichtenau-Blankenrode und Warburg-Scherfede. Der Zustand der Autobahnbrücken ist den Experten bekannt. Der Neubau der Klingelbach-Brücke wird beispielsweise schon seit vielen Jahren geplant und sollte längst begonnen haben. Damit sie solange noch durchhält, wurde sie – ebenso wie die anschließende Heubachbrücke stabilisiert. Die Krögersgrundbrücke wurde 2018/19 aufwendig saniert, damit sie bis 2035 standhaft ist. Als drittes Beispiel nennt T&E die Diemeltalbrücke über die B252 bei Warburg- Scherfede. Christiane Knippschild, Sprecherin von Straßen NRW und damit zuständig für die Bundesstraßen im Kreis Höxter, kann die Zahlen von T&E so nicht bestätigen. Vorab stellt sie klar: &bdquo;Alle Brücken und Ingenieurbauwerke werden jedes Jahr auf Schäden besichtigt und alle drei Jahre umfassend geprüft“, niemand müsse sich Sorgen über mangelnde Sicherheit machen. Lesen Sie auch: Weserbrücke Höxter: Folgt Sanierung oder Abriss? Darum sieht Straßen NRW die Sache ein wenig anders Demnach betreut die zuständige Straßen-NRW-Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift insgesamt 350 Brücken an Bundes- und Landesstraßen im Kreis Höxter. &bdquo;Davon befinden sich 208 an Bundesstraßen“, so die Sprecherin. Nicht klären ließ sich, weshalb die Studie von 201 Brücken in Trägerschaft des Bundes im Kreis Höxter ausgeht. 142 weitere Brücken führen demnach über Landesstraßen. Hinzu kommen, laut Knippschild, 14 Stützwände und etwa 80 Lärmschutzwände. Die Sprecherin von Straßen NRW bewertet den Zustand der Bauwerke völlig anders als T&E: &bdquo;Grundsätzlich sind die Bauwerke im Kreis in einem sehr guten bis befriedigenden Zustand“, sagt sie. Lediglich bei zwei Brücken lägen Defizite in Bezug auf die Tragfähigkeit vor. Zum Thema: Sanierungsbedarf: Höxteraner Ortsteil bekommt Drei-Millionen-Euro-Brücke Laut Straßen NRW haben zwei Brücken im Kreis Höxter Traglastprobleme Im Gespräch mit der &bdquo;NW“ betont sie, dass bei der Vergabe der Zustandsnoten für Brücken durch die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen, der die Daten von T&E womöglich zugrunde liegen, völlig unterschiedliche Kriterien mit einfließen. So könne die Einstufung einer Brücke durch T&E als marode lediglich auf ein reparaturbedürftiges Geländer zurückgehen. Das mag stimmen - doch am Ende darf auch eine Brücke mit defektem Geländer wohl nicht befahren werden und bedürfte wohl einer Reparatur. Was die Tragfähigkeit betreffe, seien nur zwei Brücken im Kreis Höxter problematisch: Die Weserbrücke Höxter ist derzeit tonnagebeschränkt auf bis zu 3,5 Tonnen und die Nethebrücke bei Höxter-Bruchhausen und -Ottbergen auf 18 Tonnen. Ebenfalls lesenswert: Brückeneinsturz in Dresden: Wie sicher sind die Brücken im Kreis Höxter? Wann die Brückenprobleme im Kreis Höxter gelöst werden Zumindest für die Nethebrücke gibt es schon konkrete Pläne für einen Neubau: Sie steht im Ersatzneubauprogramm 2025 des Landes NRW. Knippschild von Straßen NRW versichert, dass der Landesbetrieb die Brücken im Kreis stetig repariere: &bdquo;Anfang April 2025 haben wir mit der Sanierung von zwei Brücken entlang der B83 zwischen Höxter-Godelheim und Beverungen begonnen“, sagt sie. Der Neubau der Nethebrücke bei Höxter-Bruchhausen sei zudem &bdquo;in Vorbereitung“. Der für 2025 anvisierte Baubeginn wurde aber gerade erst wegen neuer Möglichkeiten beim Ersatzneubau verschoben. Durch die Nutzung eines Grundstücks, das bisher nicht verfügbar schien, könnte besser und kostengünstiger gebaut werden. Passend dazu: Sanierung der Nethebrücke bei Höxter verschiebt sich T&E hatte in der Stellungnahme davor gewarnt, die Sanierungen zu verschleppen: &bdquo;Dann sind sie anfälliger für Verschleiß, was mittelfristig zu noch höheren Kosten führt“. Ein großer Teil der Brücken im Kreis Höxter ist allerdings auch in kommunaler Hand. Laut der Studie ist davon auszugehen, dass auch dort &bdquo;ein erheblicher Teil der Bauwerke marode ist“. Dies haben Untersuchungen in einzelnen Kommunen bereits bestätigt. Erst kürzlich wurde beispielsweise in Marienmünster bekannt, dass 17 der 45 Brücken die Note &bdquo;mangelhaft“ oder sogar &bdquo;ungenügend“ bekamen. In Nieheim waren die Ergebnisse der Brückenprüfung 2023 genau so ernüchternd. Hier wurde nur eine Brücke in den Bereich gut/sehr gut eingestuft - acht bekamen hingegen die schlechteste Note 4,0. Auch interessant: Mehr Geld für Infrastruktur? Was das Schuldenpaket der Bundesregierung für den Kreis Höxter bedeutet

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