
Bielefeld. Immer wieder kommt es im Schulalltag mit Corona zu Unsicherheiten und offenen Fragen - nicht nur in den Schulen, sondern auch zuhause. Eine Grauzone, die besonders viele Familien verunsichert, ist dieser Fall: Die Eltern oder ein Geschwisterkind haben einen Infekt mit coronaähnlichen Symptomen oder durchlaufen gerade einen Coronatest mit noch offenem Ergebnis - ab wann sollten gesunde Kinder dann vorsorglich zuhause bleiben?
Einen klaren Handlungsleitfaden hat das Schulministerium hier nur für den Fall eines erkrankten Kindes herausgegeben. Dieser besagt unter anderem, dass bei Schnupfensymptomen des Kindes zunächst beobachtet werden muss, ob innerhalb von 24 Stunden weitere Symptome hinzukommen. Ist dies nicht der Fall, kann es zur Schule gehen.
Was aber ist zu tun, wenn es sich verhält, wie jüngst in einer Bielefelder Familie: Die Eltern hatten tagelang mit einer hartnäckigen Erkältung zu kämpfen, zu der auch leichtes Fieber gehörte. Weil die Symptome passten, machten sie einen Corona-Test. Ihr Kind war vollkommen gesund. Dennoch riefen die Eltern in der Schule an, um zu fragen, wie sie sich verhalten sollten. Kind zuhause lassen, bis das Ergebnis da ist, oder es zum Unterricht schicken? Die Schule riet nach einigem Überlegen dazu, das Kind kommen zu lassen und es erst ab dem positiven Ergebnis zuhause zu lassen. Die Eltern entschieden aber nach Rücksprache mit der Arztpraxis doch anders.
Keine Verpflichtung, symptomfreie Kinder zuhause zu lassen
Die Empfehlung der Schule deckt sich aber mit der Empfehlung des Bielefelder Gesundheitsamtes. Auf Anfrage teilt hier ein Sprecher mit: "Eine Verpflichtung, ein symptomfreies Kind zuhause zu lassen, das keinen relevanten Kontakt zu einer nachweislich infizierten Person hatte, gibt es nicht." Dennoch appelliert man hier an das Verantwortungsgefühl von Eltern: "In Fällen, bei denen es einen Verdacht auf eine Infektion bei einem Elternteil oder Geschwisterkind gibt, bleiben die Eltern in der Regel ja zuhause. Wenn möglich, ist es dann sicher sinnvoll, das Kind auch zuhause zu lassen, bis das Testergebnis da ist."
Auch eine Reihe befragter Schulleiter handhabt das so. "Wenn ein Schulkind gesund ist und die Familie nicht in Quarantäne ist, kann es zur Schule gehen. Ich kenne keine Regel, die etwas anderes besagt", sagt zum Beispiel Yvonne Schormann-Budde, Leiterin der Grundschule Dornberg-Schröttinghausen in Bielefeld.
"Das ist dann das einzig Richtige"
Ihr Kollege Hans-Joachim Nolting, Leiter des Bielefelder Ratsgymnasiums, verweist hier auch auf den gesunden Menschenverstand: "Wichtig ist es hier vor allem, ruhig und besonnen zu bleiben und überlegt zu handeln. Wenn ich einen begründeten Verdacht auf eine Corona-Infektion habe, ist es natürlich das einzig Richtige, den Rest der Familie auch zuhause zu lassen. Wenn ich weiß, ich habe mich draußen verkühlt und mir deshalb einen Schnupfen geholt, ist die Lage eine andere." Doch so einfach ist das oft nicht mit der Ursache für Erkältungssymptome.
Aufschluss, allerdings in die umgekehrte Richtung, gibt auch die vom RKI empfohlene Handhabung bei der in OWL mittlerweile schon oft praktizierten Quarantäne ganzer Schulen: Hier stehen lediglich die Schüler der betroffenen Schulen unter Quarantäne. Eltern hingegen dürfen weiterhin zur Arbeit gehen, Geschwisterkinder, die auf andere, noch geöffnete Schulen gehen, dürfen diese auch weiterhin besuchen.