„Der Schulfrieden ist aufgekündigt“: Ärger um Bildungspolitik in Bielefeld

Bielefeld. Das Miteinander sei dahin, sagen die Realschulleiter Sven Pachur, Ansgar Leder und Christine Kley. &bdquo;Der Schulfrieden der vergangenen Jahre ist aufgekündigt, durch die politische Entscheidung gegen den Elternwillen“, sagt Leder. Wie mehrfach berichtet, hat die rot-grün-rote Ratskoalition die von Verwaltung und den Schulen empfohlene Bildung von zwei zusätzlichen Realschulklassen zum kommenden Schuljahr verhindert. Damit hätte zumindest einem Teil der 96 Kinder, die jetzt aufgrund fehlender Kapazitäten keinen Platz an ihrer Wunschschulform bekommen, geholfen werden können. &bdquo;Die fehlenden Realschulplätze führen auch zu Problemen an den Gymnasien“, sagt Gabriele Kipp, Leiterin des Gymnasiums Heepen. Viele Eltern meldeten ihre Kinder dann dort an, trotz fehlender Empfehlung. &bdquo;Obwohl wir Richtung Gesamtschule beraten, weil wir die Schulform und die gute Arbeit, die dort geleistet wird, sehr schätzen und wissen, dass die Kinder da eigentlich besser aufgehoben wären“, sagt Kipp. Aber für viele Familien käme das einfach nicht infrage. Im weiteren Verlauf führe es dazu, dass viele Kinder die Schule nach ein, zwei Jahren wieder verlassen müssten. Denn es sei ganz klar, dass sie am Gymnasium keine Zukunft hätten, auch nicht mit Wiederholung. Die Folge: &bdquo;Ein Tal der Tränen“ - und eine Erfahrung, &bdquo;die man ihnen gerne ersparen würde und sollte“. &bdquo;Abschulungen“ vermeiden zu wollen, das hingegen nutzt die Ratskoalition auch als Argument für ihr Vorgehen. Es sei &bdquo;eine ganz vertrackte Situation“, die man aber bestimmt nicht damit lösen könnte, indem man kurzfristig und wider den Empfehlungen mögliche, von den Eltern angewählte Realschulplätze minimiert, so Kipp. Besserwisser: Kritik an Bielefelder Schulpolitikern Dass Rot-grün-rot jetzt eine große Elternbefragung zur Schulwahl starten will, sei eigentlich überflüssig, so Schulleiter und Eltern. &bdquo;Mit unserer Anmeldung an der Schule treffen wir ja ganz bewusst eine Wahl für die Schule, die am besten zu unserem Kind passt“, sagt ein Vater, der anonym bleiben möchte. Seine ältere Tochter besucht die Luisenrealschule, für die jüngere gab es trotz Geschwisterkind-Bonus jetzt keinen Platz. Dass die rot-grün-roten Schulpolitiker es angeblich besser wissen als Eltern und die Grundschullehrer, mit denen Eltern sich gründlich gemeinsam Gedanken über die geeignete Schulform gemacht haben, grenze schon an Unverschämtheit. So fühlten Familien sich &bdquo;von der Politik schlicht nicht ernst genommen“. Zwei Kinder, ungewollt zwei unterschiedliche Schulen: Das mache das Leben unnötig schwer. &bdquo;Auch wenn Mobil streikt oder Busse und Bahnen ausfallen“, ergänzt er. Statt mit Vorfreude blickten seine Tochter und auch die Eltern jetzt mit großen Bauchschmerzen dem Wechsel auf die weiterführende Schule entgegen. Sie haben sie jetzt erst einmal an der Gesamtschule angemeldet. Aber so wirklich passe das nicht für sie. &bdquo;Andere wollen trotz mangelnder Empfehlung dann lieber zum Gymnasium“, ergänzt der enttäuschte Vater. Da sei ein Scheitern leider fast vorprogrammiert. Bielefelder Gesamtschulleiter bemängeln &bdquo;verfehlte Schulpolitik“ &bdquo;Dass wir uns nicht über den Erfolg unserer Schulform - ein Resultat unserer Arbeit - freuen dürfen, sondern jetzt auch noch im offenen Brief der Gesamtschulen an die Parteien angegriffen werden und uns rechtfertigen müssen, ist mehr als irritierend“, sagt Pachur. Die Bielefelder Gesamtschulleiter hatten darin &bdquo;verfehlte Schulpolitik“ zu ihren Lasten bemängelt und beklagt, dass ihre Schulform in Bielefeld &bdquo;zur Restschule“ verkomme. Mehr zum Thema: Falsche Zahlen: Großer Ärger um extrem gefragte Realschulplätze in Bielefeld Der Stadt und dem Schuldezernenten Udo Witthaus werfen sie vor, die Hauptschulen geschlossen zu haben, ohne flankierend an Realschulen auch Hauptschulbildungsgänge einzurichten oder Realschulen, mit 960 Anmeldungen zum neuen Schuljahr derzeit die beliebteste Schulform in Bielefeld, zu schließen. Es sei erschreckend, wie durch den aktuellen, von vielen Seiten scharf kritisierten Beschluss gegen die Mehrklassenbildung und mit Argumenten, die einfach nicht stimmten, jetzt in Keil zwischen die Schulform getrieben werde, so Leder. Guter Ruf zählt: Bielefeld Eltern treffen Schulwahl sehr bewusst &bdquo;Die Eltern treffen ihre Entscheidung für eine Schule ganz bewusst“, ergänzt Kley, auch Sprecherin ihrer Schulform. Die Infoveranstaltung der Stadt zum Übergang in Klasse fünf vor den Anmeldetagen sei &bdquo;absolut gut besucht“ gewesen. &bdquo;Und die Eltern haben sehr genau und kritisch nachgefragt“, ergänzt Kley. Klare Leistungsorientierung, Werteerziehung, klare Strukturen und ein fester Klassenverband, der zusammenschweißt, nicht als großes System ausgelegt: Diese Punkte führten Familien für ihre Wahl an. Neues Schulgesetz: Lehrer sehen Zukunft der Realschule in NRW bedroht Zudem spiele Erfahrungen mit der Schule und das individuell, pädagogische Konzept in Rolle. Und auch der &bdquo;mühsam erarbeitete“ Ruf der Schule. &bdquo;Es zählt, was hinter den Türen passiert“, sagt Pachur. Dass jetzt aufgrund des Beschlusses von rot-grün-rot 54 Kinder unnötig in Absage bekommen haben, macht alle Beteiligten fassungslos, traurig und wütend. &bdquo;Viele Kinder nehmen die Absage persönlich und fragen, was sie falsch gemacht haben“, ergänzt Pachur. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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