Grundschulzusagen in OWL: Warum viele Eltern monatelang warten müssen

Bielefeld. Mitte November endete die Anmeldefrist für die Grundschulen in den Kommunen in OWL. Nun warten viele Familien auf die Zusage für ihre Wunsch-Schule. Doch oft dauert es Monate, bis sie Gewissheit haben. Yvonne Schormann-Budde, Leiterin einer in Bielefeld sehr beliebten Grundschule mit Doppelstandort, erklärt, nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden, warum mancherorts die Zusagen erst im Mai kommen und was Eltern tun können, wenn eine Absage ins Haus flattert. Wer darf auf welche Schule? Grundsätzlich hat jedes Kind Anspruch auf einen Schulplatz und sogar auf einen Platz in einer Schule, die seinem Wohnort am nächsten liegt. So weit, so gut. Allerdings gilt Letzteres laut dem Amt für Schule in Bielefeld nur, wenn die Einrichtung genügend Aufnahmekapazitäten hat. Und das ist in vielen Kommunen in OWL eben häufig nicht der Fall. &bdquo;In diesem Fall sprechen wir von einem Anmeldeüberhang“, sagt Schormann-Budde, die diesen Fall regelmäßig auch schon an ihrer eigenen Schule erlebt hat. &bdquo;Und dann treten Auswahlkriterien in Kraft, die das Schulministerium in einer Verordnung festgelegt hat.“ Wonach entscheiden beliebte Schulen, wer kommen darf? Grundsätzlich haben Kinder, die im Einzugsbereich der Schule wohnen, Vorrang vor anderen Kindern. Schulleiter berücksichtigen aber auch sogenannte Härtefälle. &bdquo;Wenn eine alleinerziehende Mutter in einer weiter entfernten Stadt arbeitet, kann sie beantragen, dass sie einen Platz an einer anderen Schule erhält, weil dort die Oma wohnt, die den Enkel regelmäßig abholt“, nennt Schormann-Budde ein Beispiel für einen Härtefall. Lesen Sie auch: Wer es ausbaden muss, wenn Eltern die Empfehlungen der Grundschulen ignorieren Als Nächstes gilt das Kriterium &bdquo;Geschwisterkind“. &bdquo;Auch das ist aufgrund von Logistik und Planbarkeit in Familien natürlich relevant“. Wichtig zu wissen: Geht im Anmeldezeitraum das ältere Geschwisterkind schon in die vierte Klasse, gilt das Kriterium nicht mehr. &bdquo;Denn wenn das jüngere Kind aufgenommen wird, geht das ältere dann ja schon auf die weiterführende Schule.“ Weitere vom Schulministerium empfohlene Kriterien sind Schulwege, Besuch eines Kindergartens in der Nähe der Schule oder ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen. Was ist, wenn aus dem Einzugsgebiet zu viele Anmeldungen kommen? &bdquo;Dann wird es wirklich knifflig“, sagt Schormann-Budde, die auch das schon erlebt hat. &bdquo;Und dann entscheidet am Ende wirklich nur die Nähe des Wohnorts. Die messen Mitarbeiter des Schulamts dann mit einem Gerät vor Ort aus.“ Im vergangenen Jahr entschieden an Schormann-Buddes Schule 50 Meter über die Zusage für das eine und die Absage für das andere Kind. &bdquo;Wir haben hier dann natürlich den Vorteil, dass wir meist einen Platz an unserem anderen Standort anbieten können, der nicht allzu weit entfernt ist. Das können andere Schulen nicht anbieten und das ist dann bitter für die Eltern.“ Was können Eltern tun, wenn eine Absage kommt? Grundsätzlich werden die Ablehnungsbescheide vor den Zusagen verschickt, damit Eltern genügend Zeit haben, sich eine andere Schule zu suchen. In dem Bescheid werden bereits Schulen angegeben, die in der Nähe liegen und noch freie Plätze haben, außerdem liegt ein blauer Anmeldeschein bei. &bdquo;Wichtig ist, dass Eltern wissen, dass sie verpflichtet sind, ihr Kind dann auch wirklich an einer Alternative anzumelden. Gleichzeitig haben sie aber auch das Recht, Widerspruch gegen die Entscheidung einzulegen.“ Ist es klug, sich den Schulplatz einzuklagen? Viele Eltern scheuen vor dem Schritt zurück, weil sie ihrem Kind den guten Start an einer Schule nicht verbauen wollen. Dafür sieht Schulleiterin Schormann-Budde keinen Grund. &bdquo;Ich rate Eltern immer dazu, Widerspruch einzulegen. Erstens ist das ja keine Handlung, die sich gegen mich als Schulleiterin persönlich richtet. Und zweitens kann ich Kinder nur so für einen Platz berücksichtigen, der vielleicht doch noch frei wird. Das ist aus vielerlei Gründen möglich, wegen Erkrankung, Umzug oder Rückstellung jüngerer Kinder. Man hat also auch gar nicht so schlechte Chancen.“ Lesen Sie auch: Wenn Wohnortnähe nicht mehr gilt - eine Mutter von fünf Kindern berichtet Grundsätzlich sollten Eltern den Widerspruch mit Begründung bei der Schulleitung der betreffenden Grundschule einreichen, die ihn prüft. &bdquo;Sollte hier keine Abhilfe möglich sein, wird die Schule den Vorgang an die zuständige Widerspruchsbehörde abgeben“, heißt es zum Beispiel bei der Stadt Bielefeld. Helfen Spenden von Eltern, damit das Kind auf die Wunsch-Schule darf? Bei dieser Frage lacht Yvonne Schormann-Budde. &bdquo;Nein, all das hilft nicht und hat keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Wir halten uns strikt an die Auswahlkriterien des Schulministeriums.“ Warum dauert es so lange, bis Familien Gewissheit haben? Grundsätzlich gilt: Ablehnungsbescheide werden von den Schulämtern immer zuerst verschickt. Dann müssen Eltern sich neue Schulen suchen und ihr Kind dort anmelden. Diese Schulen müssen dann ihre Anmeldelisten aktualisieren und eventuell wieder jemandem eine Absage erteilen. Hinzu kommen die Kinder, die nirgendwo angemeldet wurden. &bdquo;Da wir in Deutschland eine Schulpflicht haben, müssen diese Kinder ausfindig gemacht und die Eltern informiert werden, da ändern sich die Listen dann erneut.“ Und als Letztes beginnen die Rückstellungsverfahren, bei denen entschieden wird, ob den Anträgen von Eltern stattgegeben wird, ihr Kind ein Jahr später einzuschulen. &bdquo;Und so dauert es teilweise bis zum späten Frühjahr, bis die Listen wirklich komplett sind. Erst dann gehen die endgültigen Zusagen raus.“ Was ist zu tun, wenn man an keiner Schule eine Zusage erhält? In diesem Fall müssen Eltern sich an die staatliche Schulaufsicht, die Bezirksregierung Detmold oder an das örtliche Schulamt wenden.

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