Mobbing und Ausgrenzung an Schulen wegen unklarer Maskenregelung

Dortmund/Hannover. Seit gut zwei Wochen ist es Schülern in NRW freigestellt, ob sie die Maske im Unterricht tragen oder nicht. Doch mit freier Entscheidung hat der Alltag in Schulen bei dem Thema derzeit wohl nicht viel zu tun. Schüler, Eltern und Lehrer berichten von Druck, Ausgrenzung und Diskriminierungen gegenüber jenen, die den Mund-Nasen-Schutz nicht tragen wollen oder können. Im Fokus der Kritik steht allerdings das Schulministerium. &bdquo;An unserer Schule müssen die Kinder, die sich gegen das Tragen einer Maske entscheiden, ganz hinten sitzen. Meine Tochter trägt sie wegen des Drucks der anderen", berichtet eine Mutter. Und ein anderer User schreibt: &bdquo;An unserer weiterführenden Schule wird den Kindern jetzt auch ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn die Maske im Unterricht ausgelassen wird. Bei einem Lehrer werden in der 6. Klasse die Kinder mit Maske auf die eine Seite gesetzt und die, die ,andere gefährden wollen, also ohne Maske, auf die andere Seite." Es sind nur Einzelstimmen, die, ohne die Frage klären zu können, wer Recht hat, klar zeigen: Die Stimmung an Schulen ist angespannt, schlecht. Das bekommt auch Stephan Osterhage-Klingler von der Lehrergewerkschaft GEW mit. Wundern tut er sich darüber nicht. &bdquo;Die Maskenfrage spaltet die Gesellschaft schon außerhalb der Schule, wo alle eine tragen müssen – und zudem Abstandsregelungen gelten. Nun hat das Ministerium die Maskenpflicht im Unterricht und Abstandsregelungen in Schulen abgeschafft, ohne alternative Konzepte bereitzustellen. In dem allgemeinen Klima aus Verunsicherung und Ängsten durch Corona ist doch klar, dass da ganz schnell Gruppendruck entsteht und Einzelne angeprangert werden." Ministerium schiebt Verantwortung ab Auch die Landesschülervertretung NRW macht das Schulministerium verantwortlich für die schlechte Stimmung. &bdquo;Da wurde die Verantwortung ganz einfach auf die unterste Ebene geschoben, wieder mal in die Schulen", sagt Vorstandsmitglied Timon Nikolaou, der ebenfalls bestätigen kann, dass es erhebliche soziale Spannungen beim Thema Maske an den Schulen gibt, die Stimmung oft angespannt sei. Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz, findet deutliche Worte für die Situation. &bdquo;Diese ist ja nicht neu. Bloß erleben jetzt zum ersten Mal auch diejenigen, die keine Maske tragen wollen, wie es von Anfang an jenen ging, die aus gesundheitlichen Gründen keine tragen können." Diese Schüler seien von Beginn des Regelbetriebs an ausgegrenzt und diskriminiert worden. &bdquo;Jetzt muss es zum Teil unerträglich sein, was sich da unter den Schülern und auch zwischen Schülern und Lehrern für Spannungen aufbauen, was da auch für Druck auf einzelne Schüler gemacht wird." Grundsätzlich geht es in den Augen Staars nicht um die Frage, wer Recht habe, oder ob eine Maske wirkungsvoll sei oder nicht. &bdquo;Es geht darum, dass wir eine Politik brauchen, die sich verantwortlich fühlt, die alle Schüler mitnimmt und die in dieser besonderen Situation durch alternative Konzepte dafür sorgt, dass auch die Schwächsten teilnehmen können, ohne Einschränkungen. Die haben wir aber nicht. Und das ist wirklich beschämend." Idealer Nährboden für Mobbing Dieses Klima sei ein geradezu idealer Nährboden für Mobbing, sagt Lennart Sörnsen vom Mobbing-Hilfsportal &bdquo;Juuuport". &bdquo;In vielen Klassen gab es natürlich vorher schon Konflikte zwischen Schülern. Da wird bei anderen nach Fehlern und Schwächen gesucht, oft geht das über Optik. Und da ist die Maske ein idealer Angriffspunkt. Hinzu kommen Verunsicherung und Angst vor der Pandemie, das ist eine extrem aufgeladene Stimmung." In Sörnsens Augen sind da vor allem die Lehrer gefragt. &bdquo;Wissen vermitteln, Klarheit erzeugen hilft. Konflikte sollten möglichst früh angesprochen werden, um die Gruppendynamik gar nicht erst entstehen zu lassen."Bloß, dass viele Lehrer jetzt auch Teil einer Gruppe sind – der Risikogruppe für Covid-19. Und selbst in vielen Fällen Angst haben oder beunruhigt sind, weiß GEW-Mitglied Stephan Osterhage-Klingler. &bdquo;Natürlich möchte ich in so einem Fall, dass alle meine Schüler eine Maske tragen. Zwingen kann ich aber keinen. Das ist eine extrem schwierige Situation, die uns das Ministerium da aufgedrückt hat." Zumal es relativ einfach und auch kostengünstig wäre, durch bestimmte Maßnahmen wieder ein gewisses Sicherheitsgefühl herzustellen. &bdquo;Man könnte doch mal mit CO2-Messgeräten anfangen", findet Osterhage-Klingler. &bdquo;Dann wüsste man zumindest, wann mal Lüften angebracht wäre – auch wenn das keine Lösung für den Winter ist. Aber es kommt gar nichts." Auch die Landesschülervertretung fordert technische, organisatorische und personenbezogene Schutzmaßnahmen für die Klassenräume. &bdquo;Es wird weder der Regelbetrieb eingeschränkt noch werden wie zum Beispiel an anderer Stelle Plexiglasscheiben eingesetzt oder die Belüftung ausreichend sichergestellt. Eine Gefährdung für die Gesundheit der Schüler, Lehrer und vieler weiterer", gibt die Organisation auf ihrer Seite bekannt.

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