
Bielefeld. Ein Großteil der Azubis in NRW ist mit seiner Ausbildung zufrieden. Allerdings unterscheidet sich die Zufriedenheit des Nachwuchses von Branche zu Branche sehr stark. Das zeigt der neue Ausbildungsreport, der bereits zum 13. Mal von der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB-Jugend) vorgelegt wurde. 5.427 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen wurden dafür noch vor dem ersten coronabedingten Lockdown Anfang des Jahres befragt. Ein Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse.
Ausbildungszufriedenheit
Laut Report gaben 69 Prozent der befragten Auszubildenden aus NRW an, mit ihrer Ausbildung "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden" zu sein. 31 Prozent der befragten Azubis haben ihren Wunschberuf, 39 Prozent einen von mehreren interessanten Berufen finden können. 7 Prozent mussten auf eine Notlösung ausweichen.
Ranking
Am zufriedensten sind dabei Industriemechaniker, Verwaltungsfachangestellte und Bankkaufleute. In diesem Jahr sind auch wieder Mechatroniker und Fachinformatiker auf die Spitzenränge gerückt. Im Mittelfeld finden sich unter anderem angehende Zerspanungsmechaniker, Elektroniker und Kaufmänner/ und -frauen im Groß- und Einzelhandel.
Wie im Vorjahr rangieren Köche, Friseure, Hotelfachleute, KFZ-Mechatroniker und Zahnmedizinische Fachangestellte am unteren Ende der Skala. Neu in der Auflistung und ebenfalls im unteren Bereich anzutreffen, sind die Fachlageristen. Aus dem Mittelfeld abgestiegen sind laut Report Medizinische Fachangestellte, Anlagenmechaniker und Verkäufer. Letztere bilden das Schlusslicht.
Betriebsgröße
Laut DGB-Jugend wurden Azubis aus Betrieben aller Größen befragt. Auffällig: Ihre Zufriedenheit nimmt mit der Betriebsgröße zu. Als mögliche Gründe werden gute personelle und materielle Voraussetzungen sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten angeführt.
Schwerpunktthema: Mobilität und Wohnen
In diesem Jahr lag der Fokus auf den Themen Mobilität und Wohnen. Laut Report würden 68 Prozent der Befragten gerne in einer eigenen Wohnung leben, doch nur 23 Prozent tun dies. Oft reiche die Vergütung nicht für ein eigenes Zimmer nahe dem Ausbildungsort aus. 61 Prozent der Befragten sagen, dass sie "weniger gut" oder "gar nicht" selbstständig von ihrer Vergütung leben können. 47 Prozent sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
73 Prozent der Befragten haben Interesse an einem kostenlosen oder kostengünstigen Azubiticket für den ÖPNV. Dabei haben 35 Prozent Probleme, den Betrieb mit öffentlichen Verkehrsmitteln überhaupt zu erreichen. "Da hat sich wenig verändert", sagt Vahit Uyar, Jugendbildungsreferent DGB-Region Ostwestfalen-Lippe, bei der Vorstellung des Reports.
Überstunden, Übernahme und ausbildungsfremde Tätigkeiten
Ähnlich wie in den Vorjahren leisten 37 Prozent der Azubis regelmäßig Überstunden. Dabei erhält jeder siebte Azubi keinen Ausgleich für angefallene Überstunden. Erneut gaben zudem über 12 Prozent der Azubis an, "immer" oder "häufig" Arbeiten übernehmen zu müssen, die mit ihrer Ausbildung nichts zu tun haben; darunter besonders viele KFZ-Mechatroniker und Hotelfachleute. Derweil wussten 55 Prozent von ihnen bei der Befragung noch nicht, ob sie nach ihrer Ausbildung übernommen würden.
Einfluss durch Corona
Die Daten für den Report wurden vor dem Lockdown erhoben. Laut Vahit Uyar habe sich Corona vor allem auf den Weg zwischen Schulende und Ausbildungsstart ausgewirkt. "Wie bekommt man Jugendliche zur Ausbildung?" sei die Frage gewesen, nachdem Berufemessen und Speeddatingformate zwischen Unternehmen und Azubis ausfallen mussten.
Forderungen der Gewerkschaftsjugend
Die DGB-Jugend fordert unter anderem, dass gesetzliche Regelungen und Verordnungen eingehalten werden. "Die Auszubildenden sind die Leidtragenden", heißt es im Report. Daneben müsse auch in Pandemiezeiten die Ausbildungsqualität durch die moderne Lehr- und Lernmethoden gesichert werden. Durch eine "zukunftsfähige Ausbildung 4.0" würden die Azubis auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Außerdem sei der ÖPNV auszubauen.
Beim Haushaltsgerätehersteller Miele werden jedes Jahr 90 Azubis ausgebildet, sagt Henri Röttger, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Miele. Dieses und nächstes Jahr seien es zwischen 70 und 80. "Aber wir bemerken stark, dass wir die Azubis nach der Ausbildung nicht mehr halten können." Oft müssten sie ein Jahr nach ihrer Ausbildung gehen.