Paderborn

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Petition für mehr Ausbildungsplätze bei Benteler in Paderborn

Der DGB greift den Vorschlag der Jugend- und Auszubildendenvertretung auf und startet eine Online-Petition. Bis 2018 gab es über 80 Auszubildende in Paderborn, mittlerweile sind es 14.

Melih Eksi (Benteler Steel/Tube, v. l.), Clea Stille (DGB), Manfred Block (Betriebsratsvorsitzender Benteler Steel/Tube), Konrad Jablonski und Felix Eggersglüß (beide IG Metall Paderborn) werben für die Online-Petition. | © Mareike Gröneweg

Mareike Gröneweg
19.10.2020 | 20.10.2020, 17:24

Paderborn. Obwohl der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zum Pressetermin beim Automobil-Zulieferer Benteler einlud, musste dieser dann doch in einer Pizzeria stattfinden. Denn in dem Anliegen, öffentlich über mehr Auszubildendenstellen im Paderborner Benteler-Werk zu diskutieren, steckt offenbar Zündstoff.

"Wir kämpfen für die Ausbildung, weil das auch zur Standortsicherung beiträgt", stellt Felix Eggersglüß, Jugendsekretär IG Metall Paderborn, klar. Doch die Situation sei sensibel: "Aus unserer Sicht gibt es bei diesem Thema kein Gegeneinander. Aber das Unternehmen hat bisher kein großes Interesse daran gezeigt, sich an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen", erklärt Eggersglüß.

Um genau diese Diskussion jetzt aber voran zu treiben, wurde vom DGB eine Online-Petition ins Leben gerufen. Unter dem Titel "Gemeinsam den Ausbildungsplatz-Abbau bei Benteler umkehren, hochqualifizierte Ausbildung erhalten" wird um Unterschriften geworben.

Sparkurs und Coronakrise

So stellt sich die Ausgangslage laut Eggersglüß dar: Benteler hat bis 2018 jährlich gut 60 gewerbliche und kaufmännische Auszubildende sowie knapp 20 Kombi-Studierende ausgebildet. Im Jahr 2019 seien bereits 30 Auszubildendenstellen gestrichen worden, 2020 dann weitere 70. "In diesem Jahr gibt es nur 14 Auszubildende, alle aus dem gewerblichen Bereich", so Eggersglüß. Das sei trotz des Sparkurses des Unternehmens und der Coronakrise der falsche Weg: "Man lässt die Werke leerlaufen, wenn zu wenig ausgebildet wird." Die gekürzten Ausbildungsstellen würden sich spätestens in zwei Jahren bemerkbar machen, wenn die Fachkräfte fehlten. Das betont auch Manfred Block, Betriebsratsvorsitzender Benteler Steel/Tube: "Unser Unternehmen hat eine finanzielle Schieflage. Aber wir brauchen Azubis, denn sie sind die Facharbeiter von morgen."

Gespräche zwischen der IG Metall und Benteler laufen bereits länger, berichtet Felix Eggersglüß. Man sei "sehr optimistisch", dass die Ausbildungsstellen wieder hochgefahren werden. Weitere Details dazu wollte er nicht bekannt geben. Auch Konrad Jablonski, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Paderborn, unterstreicht die Wichtigkeit der Ausbildungsstellen bei Benteler für das Hochstift. Dass die Stellen von über 80 auf jetzt 14 zurückgegangen sind, mache auf dem Ausbildungsmarkt der Region viel aus.

Online-Petition bis zum 14. Dezember

Melih Eksi, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung Benteler Steel/Tube, berichtet von einem ganz persönlichen Draht zu dem Automobil-Zulieferer: "Mein Opa kam als Gastarbeiter zu Benteler, ich bin mittlerweile in der dritten Generation dort. Wir brauchen die Fachkräfte und an der Ausbildung zu sparen, ist nicht richtg." Der Vorschlag, eine Online-Petition für das Thema zu starten, entstand bei der Jugend- und Auszubildendenvertretung Benteler Steel/Tube.

Die Online-Petition läuft bis zum 14. Dezember. In welcher Form und an wen sie dann übergeben wird, steht laut Eggersglüß noch nicht fest. "Es ist uns gelungen, namenhafte Erstunterzeichner zu gewinnen. Unter anderen Dechant Benedikt Fischer oder Konrad Nagel-Strothmann als Diözesanvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung sowie Peter Gödde, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe."

Am Montag fand zudem ein Gespräch zwischen dem Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann (CDU) sowie Vertretern der IG Metall und des DGB statt.

Das sagt Benteler

Die Pressesprecherin der Benteler Gruppe in Salzburg schreibt dazu: „In der Tat haben wir 2020 14 Auszubildende in Paderborn eingestellt, nachdem wir in den Jahren zuvor mehr als 80 Auszubildende eingestellt haben. An unseren anderen deutschen Standorten haben sich die Auszubildendenzahlen in Summe kaum geändert." Die gesamte Branche befinde sich zurzeit in einem Transformationsprozess, der für viele Unternehmen dieser Tage mit schwierigen Entscheidungen verbunden sei. Die Pandemie habe die Situation weiter verschärft.

„Wir bei Benteler können uns von dieser Entwicklung nicht abkoppeln. Im Zuge dessen haben wir unser Restrukturierungsprogramm in den vergangenen Monaten intensiviert und beschleunigt", teilt das Unternehmen mit. Diese Entwicklung habe Benteler auch bei der Planung neuer Ausbildungsstellen berücksichtigen müssen. Hierzu stünde das Unternehmen in kontinuierlichem Dialog mit Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften. Derzeit würden Gespräche zu zukünftigen Einstellungszahlen ab 2021 und danach laufen. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir im kommenden Jahr die Anzahl der Auszubildenden wieder erhöhen werden", so die Pressesprecherin. Grundsätzlich gelte: Die Aus- und Weiterbildung habe für Benteler weiterhin große Bedeutung. (Anmerkung der Redaktion: Das Statement wurde nachträglich hinzugefügt.)