
Bad Honnef/Herford. Er ist ein guter alter Bekannter in OWL und ein Star in der Möbelbranche: Elmar Duffner ist zum neuen Präsidenten des Möbelindustrieverbandes VDM gewählt worden. Er kehrt damit zurück in das Amt, das er bereits von 2008 bis 2014 innehatte – und in dem er nach Ansicht der Möbelunternehmer offenbar eine gute Figur gemacht hatte.
Als Chef des Luxusküchenherstellers Poggenpohl in Herford sorgte er von 2002 bis 2011 für Umsätze weit oberhalb der 100-Millionen-Euro-Marke, unter seiner Führung wurde zum Beispiel die international beachtete Porsche-Küche auf den Markt gebracht. Im Vorstand der Alno AG konnte er anschließend den Niedergang nicht aufhalten. Aber seit 2014 ist der heute 60-Jährige wieder äußerst erfolgreich, diesmal als Chef der Vivonio Holding in München, die eine Gruppe von sieben Schrankmöbelherstellern in Deutschland, Dänemark, Österreich und den Niederlanden bündelt.
"Branche wie Phönix aus der Asche aus Lockdown gekommen"
Dazu gehören etwa der Ikea-Lieferant Maja mit Standorten in Oberfranken und Sachsen oder die schon 1653 als Schreinerei im oberschwäbischen Bad Saulgau gegründete Firma Staud. Eigentümer der Gruppe ist der britische Finanzinvestor Equistone, der in den vergangenen Jahren zweistellige Millionenbeträge in die Fabriken investiert habe: Seit 2013 seien Umsatz und Ergebnis von Vivonio verdoppelt worden, sagt Duffner. Mit 1.900 Mitarbeitern und 400 Millionen Euro Jahresumsatz gehöre Vivonio heute zu den größten Möbelproduzenten in Deutschland.
„Unsere Branche ist wie Phönix aus der Asche aus dem Lockdown im Frühjahr gekommen", freut sich Duffner, „das hatte keiner erwartet". Doch die Verbraucher hätten das Thema „Wohlfühlen zuhause" neu für sich entdeckt und zeigten beim Möbeleinkauf auch großes Vertrauen in die Zukunft. „Deutschland hat sich seit Jahren wirtschaftlich gut behauptet und ist auch in der Coronakrise gut gemanagt worden", nennt Duffner Gründe für die Zuversicht.
Duffner macht ohne Scheu Reklame für seine Branche
Derzeit kämen Industrie und Handel bei der Bedienung der Bestellungen kaum hinterher, sagt Duffner, „und es zeigt sich bisher auch noch keine Abkühlung." Natürlich profitiere die Möbelbranche davon, dass die Konsumenten derzeit zum Beispiel weniger reisen könnten – aber die Käufer entdeckten dabei auch, dass es in Deutschland ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis gebe: „Die Verbraucher sind die Gewinner des hohen Wettbewerbsdrucks, auch im Möbelhandel."
An der Spitze des Verbands der deutschen Möbelindustrie (VDM) löst Duffner nun Michael Stiehl ab, der das Amt erst im März 2020 kommissarisch von Axel Schramm übernommen hatte. Schramm hatte sich während eines Machtkampfes im eigenen Familienunternehmen zurückgezogen.
Duffner macht ohne Scheu Reklame für die Produkte seiner Branche. Er tut dies aus Überzeugung: „Unsere leistungsfähige Industrie und all die erfolgreichen Hidden Champions werden in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen", beklagt er: „Das will ich ändern."
Mangel an Spanplatten bereitet der Branche Sorgen
Immerhin sei die Branche mit 18 Milliarden Euro Umsatz und 90.000 Mitarbeiter beim Export die Nummer drei weltweit. Das Herkunftslabel „Made in Germany" will er weiter in den Vordergrund rücken.
Dass auch einzelne Firmen Chancen verpasst haben, deutet er nur an. Etwa, wenn er zur Entwicklung der im April in die Insolvenz geschlitterten und später an den chinesischen Armaturenhersteller Jomoo verkauften Poggenpohl GmbH gefragt wird. Bis heute gebe es weltweit keine stärkere Luxusküchenmarke, sagt Duffner – „langfristig sollte Poggenpohl es schaffen, diesem Markenruf gerecht zu werden". Und dafür müsse entsprechend investiert werden.
Die größte Sorge der Möbler betrifft ansonsten derzeit die Versorgung der Fabriken mit Holzwerkstoffen wie Spanplatten. Es fehle zwar nicht am Rohstoff Holz, aber an Kapazitäten für die Weiterverarbeitung. Engpässe gebe es auch bei Transportkapazitäten. Und vielleicht mangele es bald an Käufern im Ausland, wenn die Coronakrise anhalte: „In Irland, Großbritannien und Belgien schließen die Möbelläden wieder", sagt er. Und weiß, dass daran auch der Möbelpräsident nichts ändern kann.
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