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Übernahme durch Investor: Neuer Geschäftsführer für Poggenpohl

Die Übernahme durch den Investor Jomoo wird zum 1. September vollzogen. Laut Mitteilung bleiben die Arbeitsplätze in Herford erhalten. Nur in der Geschäftsführung gibt es eine Überraschung.

Der Herforder Luxusküchenhersteller Poggenpohl wird nicht nach Großbritannien, sondern an einen chineschen Großkonzern verkauft. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Natalie Gottwald
25.08.2020 | 26.08.2020, 14:04

Herford. „Die Zukunft der ältesten Küchenmarke der Welt ist gesichert", meldet am Dienstagabend der Herforder Luxus-Küchenhersteller Poggenpohl. Die Übernahme durch den strategischen Investor Jomoo Deutschland, Tochterunternehmen der chinesischen Jomoo Group, sei jetzt wie geplant vollzogen worden. Alle vertraglichen Bedingungen seien erfüllt, so dass der wirtschaftliche Übergang zum 1. September 2020 erfolgen kann.

Nachdem der Deal mit der britischen Lux-Gruppe geplatzt war, war in den vergangenen Wochen intensiv an der Übernahme durch Jomoo gearbeitet worden. Eine Überraschung gab es dabei nun aber doch: Der bisherige Geschäftsführer Gernot Mang, von dem es Mitte Juli noch geheißen hatte, dass er auf seiner Position bleiben werde, scheidet nun offenbar aus dem Unternehmen aus. Neuer Poggenpohl-Chef wird der Mitteilung zufolge Ralf Marohn. „Die Arbeitsplätze in Herford bleiben erhalten und das gesamte Mitarbeiterteam wird Poggenpohl zu altem Glanz und alter Stärke zurückführen", kündigte der neu bestellte Geschäftsführer gegenüber dem Poggenpohl-Team an.

Ralf Marohn in der Ausstellung der Löhner Firma RWK & Kuhlmann-Küchen, seinem damaligen Arbeitgeber. - © Dirk Windmöller
Ralf Marohn in der Ausstellung der Löhner Firma RWK & Kuhlmann-Küchen, seinem damaligen Arbeitgeber. | © Dirk Windmöller

Der 53-jährige Ralf Marohn ist seit 28 Jahren als Unternehmer aktiv, seit 2014 leitet er den Küchenhersteller RWK & Kuhlmann Küchen GmbH in Löhne, der aus der Insolvenz übernommen wurde. In dieser Zeit hat Ralf Marohn das Unternehmen restrukturiert und zugleich ausgebaut. Marohn sprach Gernot Mang seinen besonderen Dank für die „gute Koordination während des Übergangs" aus. Ebenso dankte er dem Insolvenzverwalter Manuel Sack für die „professionelle Steuerung des Unternehmens" während des laufenden Insolvenzverfahrens.

Sack, Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner, hatte für Mang und weitere, am Verfahren Beteiligte ebenfalls lobende Worte übrig. „Während des Insolvenzverfahrens habe ich den Betrieb gemeinsam mit Gernot Mang erfolgreich fortgeführt, an allen Arbeitstagen lief die Produktion stabil weiter. Dafür gilt mein herzlicher Dank den Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden. Sie haben gemeinsam auf eine gute Zukunftslösung für dieses besondere Unternehmen vertraut und uns tatkräftig unterstützt."

Auch Ralf Marohn würdigte das „hohe Maß an Vertrauen und Loyalität", das die Kunden der Marke Poggenpohl und ihrem Team entgegenbrächten. Gerade die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten seit Beginn des Insolvenzverfahrens unter enormem Druck gestanden. Bereits im April sah sich die Geschäftsführung gezwungen, Kurzarbeit für alle rund 250 Mitarbeiter im Herringhauser Industriegebiet anzumelden. „Wir freuen uns, dass unsere Kunden Poggenpohl weiterhin zur Seite stehen. Dies zeigt die enge Verbundenheit und den festen Glauben an das, was Poggenpohl repräsentiert – in der Geschichte und in der Zukunft." Den Ausschlag für die erneute Schieflage haben offenbar die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise gegeben, teilte das Unternehmen im April mit.

Information
Poggenpohl entwickelt, gestaltet und produziert seit mehr als 125 Jahren Küchen auf Premium- und Luxusniveau an seinem Standort in Herford.

Jomoo ist laut Pressemittelung in Privatbesitz und hat seinen Hauptsitz in Xiamen an der Südostküste Chinas. Der Konzern hat Produktionsstätten an strategischen Standorten in China, insgesamt 14.500 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro.

In der 30-jährigen Geschichte von Jomoo hat sich die Gruppe ausschließlich auf die Forschung und Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Bad- und Küchenartikeln, verwandten Metallwaren, Schränken und Möbeln konzentriert.

Jomoo sieht sich selbst als Marktführer in der chinesischen Bad- und Küchenindustrie. Das Unternehmen verfügt über ein nationales Netzwerk von 5.000 Händlern und fast 4.000 Geschäften und Ausstellungsräumen in allen Regionen und Städten Chinas.