Paderborn/Düsseldorf. Rettungsteams in Nordrhein-Westfalen werden künftig von einem Notarzt per Video unterstützt. Landesregierung, Vertreter von Versicherungen, kommunalen Spitzenverbänden und Ärztekammern haben erste Leitlinien zu sogenannten Tele-Notärzten vorgestellt. Bis Ende 2022 soll in jedem Regierungsbezirk mindestens ein Telenotarzt-Standort die Arbeit aufnehmen, sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Drei Kreise in OWL sind Vorreiter für NRW
Der Grund: Bei einem Verkehrsunfall oder Herzinfarkt können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Doch gerade im ländlichen Raum sind Notärzte knapp, die Wege lang und die Notfallambulanzen bisweilen mit Patienten gefüllt, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind. Darum muss Unterstützung her.
Zu Beginn sollen in Ostwestfalen-Lippe und in Düsseldorf neue Zentren aufgebaut werden, weitere Orte seien in Planung und würden über eine Bedarfsermittlung festgelegt werden. Das Pilotprojekt werde in den Kreisen Höxter, Lippe und Paderborn eingeführt, die sich unter der Federführung des Kreises Paderborn organisieren.
Tele-Notärzte sollen die Versorgungslücke schließen
800.000 Menschen sollen so in der Region ein verbessertes Notfallsystem erhalten, sagt Paderborns Landrat Manfred Müller. Das System solle die bereits vorhandenen Strukturen des Rettungswesens ergänzen und die notfallmedizinische Versorgung optimieren, ergänzt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
In Nordrhein-Westfalen fehlen Ärzte besonders auf dem Land. „Der Telenotarzt kann hier Versorgungslücken schließen", sagt Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Mit dem Telenotarzt sei ärztliche Kompetenz im Rettungsfall schneller als bisher verfügbar. Laut einer Analyse der Universität Maastricht braucht es in NRW 12 bis 16 Telenotarzt-Systeme. Jedes Zentrum könne so Regionen mit 1 bis 1,5 Millionen Menschen abdecken.
Blutdruck und Atmung in Echtzeit übertragen
Telenotärzte können durch eine Live-Schaltung in Bild und Ton in Rettungswagen hinzugezogen werden. Dabei können auch Patientendaten wie Blutdruck, Puls oder Atmung in Echtzeit übertragen werden. Die Notärzte sollen dadurch in der Lage sein, eine erste medizinische Einschätzung abzugeben.
Die Stadt Aachen nutzt das von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen maßgeblich mitentwickelte System bereits seit 2014. Die Kosten für die neuen Systeme sollen laut Ministerium die Krankenkassen übernehmen. Träger des Rettungsdienstes sind die Kreise und kreisfreien Städte.
INFORMATION
Einmalig 25.000 bis 30.000 Euro bezahlen die Kommunen pro Fahrzeug, für die anfängliche Einrichtung der Leitstelle 100.000 Euro.
Fünf Ärzte pro Telenotarzt-System kosten 500.000 Euro pro Jahr. Die Ausbildung der Ärzte übernehmen wohl die Ärztekammern.