Der Notarzt soll auch im Hochstift per Videoanruf helfen

Kreis Paderborn/Kreis Höxter. Der Notarzt stellt die Diagnose, überwacht Herztöne, Sauerstoffversorgung, Blutdruck – aber er muss nicht in jedem Fall tatsächlich am Patienten sein. Ein Tele-Notarzt kann Patienten via Bildschirm helfen. Nun wollen die Kreis Paderborn, Lippe und Höxter gemeinsam einen solchen Tele-Notarzt etablieren. DIE AUFGABEN:Der Tele-Mediziner soll in Einzelfällen den Rettungsdienst entlasten, ihn jedoch keinesfalls ersetzen. Angedacht ist, dass ein Telenotarzt in einer der drei Feuerschutz- und Rettungsleitstellen sitzen wird und von allen Rettungsfahrzeugen der drei Kreise kontaktiert werden kann. Diese müssen über die technische Ausstattung verfügen. Monitore übertragen neben Bild und Ton in Echtzeit alle Vitalparameter vom Patienten. Der Arzt führt das Team per Mobilfunkverbindung anhand einer Checkliste durch die Anamnese sowie die Diagnostik und delegiert die Therapie. Ziel ist, dass das Team des Rettungswagens wählen kann, ob ein Notarzt nachalarmiert oder der Tele-Notarzt zugeschaltet wird. &bdquo;Die Vorteile sind immens. Das Rettungsteam muss nicht erst auf den Notarzt warten", sagt Haase, Fachdienstleiter für den Bevölkerungsschutz. Auch bei Patiententransporten zwischen den Kliniken bräuchte kein Notarzt an Bord sein, wenn ein Rettungssanitäter mitfährt und Kontakt zum Tele-Notarzt hält – und der kann bis zu fünf Transporte gleichzeitig überwachen. Zudem benachrichtigt er das Krankenhaus, das der RTW ansteuert. KOSTEN:Hasse geht davon aus, dass die Kosten durch Gebühren des Rettungsdienstes zu refinanzieren sind. Auch die Krankenkassen säßen derzeit mit am Tisch, sagt er. Der Notarzt-Pool müsse voraussichtlich um bis zu zehn Mediziner aufgestockt werden. ZWEITES PILOTPROJEKT:Der Telenotarzt wäre NRW-weit nach Aachen der zweite und bundesweit erst der vierte, zwei weitere gibt es in Bayern und Thüringen. Federführend ist der Kreis Paderborn. In diesem Jahr sollen die technischen und organisatorischen Grundlagen geschaffen werden. Ende 2020 soll es losgehen, sagte Meinolf Haase. Landes-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wolle ein zweites System in NRW einführen und habe nachgefragt. &bdquo;Nach einer Stadt- folgt eine Landregion, und wir haben mit 800.000 Einwohnern eine gute Größe", berichtet Haase. Die drei Kreise arbeiteten seit Jahren gut zusammen, die Leitstellen seien vernetzt, es werde gemeinsam eingekauft. &bdquo;Diese sehr gute Kooperation ist in Düsseldorf aufgefallen." Beispiel: Die drei Kreise kaufen 19 neue Rettungswagen, die bereits mit notwendigen Kabelkanälen ausgestattet sind. ERFAHRUNGEN AUS AACHEN:Der Telenotarzt übernimmt in Aachen etwa jeden achten Einsatz. &bdquo;Wie die wissenschaftliche Begleitung belegt, war meist eine schmerzhafte Verletzung der Grund des Einsatzes", sagt Haase. Der Tele-Notarzt habe dann die Gabe von Schmerzmitteln delegiert. &bdquo;Eine Nachalarmierung des Notarztes konnte vermieden werden." Auf dem weiteren Platz folgten Schlaganfälle, &bdquo;Dann sind am schnellsten eine strukturierte Anamnese und ein Transport zu einer Stroke Unit nötig." Die Einführung des Systems ist laut Haase ein Erfolgsmodell. &bdquo;Seit April 2014 haben es in der Region mehr als 12.000 Patienten in Anspruch genommen." &bdquo;RENDEZVOUS-SYSTEM":In NRW rücken zu Notfällen ein Rettungswagen des Rettungsdienstes, besetzt mit nichtärztlichem Personal, und ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit einem Notarzt aus. Beim System Tele-Notarzt muss das Rettungsteam nicht erst auf das Eintreffen des Notarztes warten, kann ihn gegebenenfalls umkehren lassen. &bdquo;Dadurch, dass der Telenotarzt sofort verfügbar ist, verkürzt sich das therapiefreie Intervall", betont Haase. Außerdem reduziere sich die Bindezeit. Eine NEF ist im Schnitt eine Stunde gebunden, ehe es für andere Einsätze zur Verfügung steht. Der Telenotarzt ist nur 20 Minuten gebunden und kann Einsätze nahezu parallel abarbeiten.

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