Meinung

Kommentar: Aufklärung gegen Impfgegner ist in der Coronakrise wichtiger denn je

Trotz guter Quoten kommt es auch in Deutschland immer wieder zu lokalen Krankheitsausbrüchen. Ein Skandal, denn Deutschland könnte schon viel weiter sein, findet unsere Autorin.

Impfgegner bilden in Deutschland nur eine kleine Gruppe, doch diese Gruppe ist laut und gut vernetzt. | © picture alliance

Carolin Nieder-Entgelmeier
17.07.2020 | 17.07.2020, 17:22

Impfen ist lebensrettend und wer sich und seinen Kindern Impfungen verweigert, gefährdet nicht nur sein oder das Leben seiner Kinder, sondern auch das von anderen. Zudem tragen Menschen, die sich aus ideologischen Gründen oder auch Unwissenheit oder Bequemlichkeit nicht impfen lassen, dazu bei, dass lebensbedrohliche Krankheiten wie Masern nicht ausgerottet werden können. Dass es ausgerechnet in Deutschland mit einem der weltweit besten Gesundheitssysteme in den vergangenen Jahren immer wieder zu Krankheitsausbrüchen kommt, ist ein Skandal.

Impfgegner tragen daran eine große Schuld, obwohl sie nur eine sehr kleine Gruppe bilden. Doch sie sind laut und gut vernetzt und verunsichern dadurch eine noch deutlich größere Gruppe von Eltern. Im Internet verbreiten Impfgegner höchst professionell Falschinformationen.

Unterstützt werden sie dabei von Ärzten, dessen oberstes Ziel es eigentlich ist, Leben zu retten. Auch die Gruppe der sogenannten impfkritischen Ärzte ist nur sehr klein, aber ebenso laut und gut vernetzt. Welche Macht Mediziner haben, die Kinder gar nicht oder nur unzureichend impfen, zeigen Falschaussagen wie die, dass es einen Zusammenhang zwischen Mehrfachimpfungen und Autismus gebe.

Brandgefährliche Falschaussagen von Ärzten

Der britische Arzt, der diese These aufstellte, ließ sich für seine Studie bestechen und verlor 2010 wegen unethischen Verhaltens sogar seine Zulassung. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Studie falsch ist, es also keinen Zusammenhang zwischen Mehrfachimpfungen und Autismus gibt und trotzdem wirkt seine Behauptung noch immer nach. Das ist brandgefährlich.

Leidtragende dieser Ideologie sind Kinder und letztlich die Gesellschaft als Solidargemeinschaft. Kindern bleibt eine bestmögliche medizinische Versorgung vorenthalten, weil ihre Eltern das Recht auf Selbstverwirklichung über das Recht ihrer Kinder auf körperliche Unversehrtheit stellen und, weil Mediziner Pseudowissenschaft über Berufsethos stellen. Die Gesellschaft bleibt dadurch weiterhin der Gefahr lebensbedrohlicher Krankheiten ausgesetzt. Besonders leiden darunter wie so oft die Schwächsten unserer Gesellschaft, nämlich die Menschen, die aufgrund ihres Alters, Krankheiten oder gesundheitlicher Einschränkungen noch oder gar nicht gegen lebensbedrohliche Krankheiten durch eine Impfung geschützt werden können.

Das einzige Mittel dagegen heißt Aufklärung, damit die kleine Gruppe der Impfgegner nicht länger die Debatte bestimmt. Mit Blick auf einen möglichen Corona-Impfstoff ist diese Aufklärung wichtiger denn je. Je lauter Impfgegner ihre Ideologie verbreiten können, desto mehr Menschen werden dadurch verunsichert und setzen damit ein Ende der Coronakrise aufs Spiel.

Kontakt zur Autorin