Paderborns Impfzentrum arbeitet bis zur letzten Minute

Kreis Paderborn. Der letzte Impfling war ein alter Bekannter für Gregor Haunerland – ohne, dass er es wusste. Den 14-jährigen Gerrit Jüde aus Delbrück hatte er einst als Gynäkologe im Johannisstift zur Welt gebracht, jetzt erhielt der Jugendliche die allerletzte Spritze im Impfzentrum des Kreises in der Sälzerhalle. Um kurz nach 12 Uhr drehte Haunerland, der ärztliche Leiter des Impfzentrums, den Schlüssel am Haupteingang um. Das größte Covid-Schutzprojekt im Kreis ist nach fast acht Monaten Geschichte. Der Abbau läuft, der Mietvertrag endet am 15. Oktober. Dankesbriefe, E-Mails und viele warme Worte habe es von Menschen gegeben, sagt Haunerlands Leitungskollege Gerhard Markus. Es ist beiden anzumerken, wie zufrieden sie mit der reibungslosen Durchführung des Projekts sind. Auch Philipp Hoffmann, der pharmazeutische Leiter, bestätigt, dass die Abläufe auch im Vergleich zu anderen Standorten gut funktioniert hätten. Eng zusammengewachsen seien alle Beteiligten, bilanziert Haunerland. Ärzte, Arzthelferinnen, Hilfsdienste, Pharmazeuten, Sicherheitsteams – rund 600 Menschen haben dabei geholfen, dass vom 8. Februar bis zum 30. September knapp 170.000 Mal gepikst wurde, rund 85.000 Menschen erhielten in der Halle der Sälzer Schützen ihre zwei Impfungen. &bdquo;Wir können gemeinsam stolz darauf sein, was wir geleistet haben", sagt Haunerland. Für ihn und seinen Kollegen Markus sei das Ende nun wie der zweite Eintritt in den Ruhestand. Beim Gruppenfoto am Schlusstag fließen im Team ein paar Tränen. Trotzdem sind viele fröhlich und dankbar, dass sie mithelfen durften. Es war kein Ehrenamt, doch die Freiwilligen haben Freizeit geopfert, um die Impfkampagne nach vorne zu bringen. Alle erhalten eine Medaille Auch Freundschaften sind entstanden. Katy Chromik und Mandy Bittner-Schwerter haben am Mittag noch eine Überraschung für alle Kollegen. Sie haben in Eigenregie Medaillen anfertigen lassen. &bdquo;Covid-Fighter" steht drauf, also Kämpfer gegen Covid. Es ist ein Erinnerungsstück an diese besonderen Zeiten, die alle in der Halle erlebt haben. Haunerland ruft noch einmal in Erinnerung: &bdquo;Es gab keine Vorbilder für dieses Projekt. Zum Glück ist all das aufgegangen, was sich viele Menschen vorher in der Theorie ausgedacht haben." Neben den Medizinern und der Kassenärztlichen Vereinigung war vor allem der Kreis mit der Auswahl der Halle und dem Aufbau beschäftigt. Dessen Ordnungsamtsleiter Ralf Hilker war der Kopf hinter dem Impfzentrum. Zum Abschluss freut auch er sich gemeinsam mit Dezernent André Brandt über die zufriedenen Gesichter. Klar, eine noch bessere Impfquote hätten sie sich gewünscht (Donnerstag bei 66,7 Prozent im Kreis), doch jetzt müsse es eben das &bdquo;Regelsystem richten", wie Brandt sagt und meint damit, dass nun Haus- und Betriebsärzte weiter impfen. Ein Aufrechterhalten der Impfzentren sei bei schwacher Nachfrage schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich. Den Beschluss für das Auslaufen der Zentren hatte das Land gefällt. Auch die Kosten für den Betrieb haben Bund und Land übernommen. Zu Spitzenzeiten kamen bis zu 1.600 Menschen täglich an die Upsprunger Straße, um sich piksen zu lassen. Zwei Schichten übernahmen das Pensum. Ausgelegt war die Halle eigentlich für 1.000 Impflinge am Tag. So hatte es die Landesregierung vorgesehen, die dem Kreis Paderborn für dessen Bevölkerungszahl vier Impfstraßen vorschrieb. Zuletzt seien die Zahlen mitunter nochmal angestiegen. &bdquo;Als klar war, dass die 2G- und 3G-Regeln gelten, haben sich manche noch zur Impfung entschieden", berichtet Gerhard Markus. So manche seien auch widerwillig gekommen. Zwischenfälle gab es wenige, sagen die Mediziner. Eine Frau sei mal beim Anblick der Spritze kollabiert, Notärzte hätten dreimal gerufen werden müssen. Das am häufigsten verabreichte Medikament sei eine Flasche Wasser gewesen, wenn der Kreislauf mal schlapp machte, verrät Haunerland. Und Gerhard Markus ergänzt: &bdquo;Am wichtigsten war die Zuwendung, wenn Menschen ängstlich waren." Wie die Arbeit des Impfzentrums ankam, belegen zahlreiche Kommentare unter dem Teamfoto, das die Paderborner NW Donnerstagmittag auf ihrem Facebook-Kanal veröffentlichte. Da heißt es: &bdquo;Habt nen tollen Job gemacht, danke" und &bdquo;Danke für Euren Einsatz". Das Impfzentrum in der Sälzerhalle ist seit 12 Uhr abgeschlossen. Die Mitarbeiter des Schlusstages verabschieden sich... Gepostet von NW Paderborn am Donnerstag, 30. September 2021

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