Paderborn. Kommt jetzt die Entscheidung zur Umbenennung einer Paderborner Straßenverbindung in Alexandra-Rousi-Weg? Mit einem entsprechenden Beschlussvorschlag wird sich der Paderborner Rat in der letzten Sitzung der Legislaturperiode beschäftigen. Am Donnerstag, 30. Oktober, steht das Thema auf der Tagesordnung.
Zum selben Thema hat auch die Paderborner Ratsfraktion der Grünen eine Anfrage eingebracht. Darin fordern sie „konkrete Auskünfte zum weiteren Prozedere“. Beispielsweise wollen die Grünen wissen, wie der zeitliche und administrative Ablauf zur Umbenennung ist.
Grundlage für den Vorschlag seitens des Straßen- und Brückenbauamts ist ein Ratsbeschluss von September 2025. Damals hatte der Rat festgelegt, dass ein öffentlicher Ort an den Mord an Rousi erinnern soll. Daraufhin sollte die Stadtverwaltung prüfen, wie dies in angemessener Form geschehen kann.
Opfer von Brandanschlag: Paderborner Straße soll nach Alexandra Rousi benannt werden
Alexandra Rousi starb 1994 in Paderborn bei einem Feuer
Rousi war am 14. Oktober 1994 getötet worden. Ein Nachbar hatte ihre Wohnung in Brand gesteckt. Bei dem Feuer waren Rousi und der Täter ums Leben gekommen. In der Folge hatten Vertreter der Paderborner Politik lange darüber diskutiert, in welcher Form ein Gedenken möglich ist. Im Herbst 2024 hatten sich die Grünen mit Blick auf den bevorstehenden 30. Todestag einen öffentlichen Gedenkort gewünscht. Bürgermeister Michael Dreier hatte dagegen eine Gedenkstätte für alle zivilen Opfer von Gewalt vorgeschlagen. Später hatten die Linken gefordert, eine Straße oder einen Platz nach Rousi umzubenennen.
Im Juli 2025 hatte Dreier mitgeteilt, dass die Stadt plane, eine Straße umbenennen zu wollen. Laut der aktuellen Beschlussvorlage gibt es nun den Vorschlag, einen Weg von der Kreuzung Detmolder Straße und Herbert-Schwiete-Ring bis zum Kinderhaus Luftikus (Detmolder Straße 106) in „Alexandra-Rousi-Weg“ umzubenennen. Dieser Bereich befinde sich in unmittelbarer Nähe zum damaligen Wohnort der Ermordeten. Der Vorschlag sei in Abstimmung mit dem Heimatverein erfolgt.
Die Vorlage des Beschlussvorschlags könnte zugleich auch jene „Transparenz“ mit sich bringen, von der die grüne Ratsfraktion in ihrer Anfrage spricht. Darin äußert sich auch Grünen-Ratsfrau Sabine Kramm zum Thema. „Der Mord an Alexandra Rousi war ein grausames Verbrechen, das bis heute als Mahnmal rassistischer Gewalt in unserer Stadt steht“, so Kramm. Eine Straßenumbenennung sei ein wichtiger Schritt, um das Andenken an Rousi „zu würdigen und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen“. Doch es dürfe nicht bei einer Namensänderung bleiben. Kramm: „Die Stadt muss sicherstellen, dass dieser Akt mit der nötigen Würde, historischen Einordnung und unter Einbeziehung der Familie erfolgt.“
Rassistischer Mord vor 30 Jahren: Ärger um Paderborner Gedenkort für Alexandra Rousi
Paderborner Grüne sprechen sich für Festakt aus
Deshalb wollen die Grünen beispielsweise wissen, ob die Umbenennung „in einem angemessenen öffentlichen Rahmen“ stattfinden werde, begleitet beispielsweise „durch einen Festakt, eine Gedenkveranstaltung oder dialogorientierte Formate“. Zudem solle geklärt werden, in welcher Form die Angehörigen von Rousi in die Planung und Durchführung einbezogen werden. Auch deren „Wunsch nach Erinnerungskultur“ sei zu berücksichtigen.
„Erinnerung ist aktiv“, teilt Kramm weiter mit. „Es geht nicht nur um eine Straße, sondern um die Frage, wie wir als Gesellschaft mit unserer Geschichte umgehen. Paderborn hat die Chance, hier ein Beispiel für eine würdevoll gestaltete Erinnerungskultur zu setzen – eine, die Opfer rassistischer Gewalt sichtbar macht und gleichzeitig Raum für Aufklärung schafft.“