Schwere Vorwürfe

Paderborner Politiker fordern Aufhebung der Ehrenbürgerschaft für Kardinal Jaeger

Die Linke im Paderborner Stadtrat beantragt erneut, die Ehrung des früheren Erzbischofs im öffentlichen Raum zu beenden. Rückendeckung kommt aus der Forschung.

Beim Treffen im Büro der Linken (v. l.) Ratsfrau Roswitha Köllner, Bürgermeisterkandidat Reinhard Borgmeier und der sachkundige Bürger Dustin Siebert verfolgen die Ausführungen von Wolfgang Stücken und Peter Bürger. | © Die Linke

16.05.2025 | 16.05.2025, 09:00

Paderborn. Die Aufhebung der Ehrenbürgerschaft für Lorenz Kardinal Jaeger beantragen die Linken in der nächsten Sitzung des Paderborner Stadtrats am Donnerstag, 22. Mai. Der Antrag zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft wurde bereits einmal vor zehn Jahren gestellt, teilt die Linke-Fraktion mit.

Jaeger, war von 1941 bis 1973 Erzbischof von Paderborn und wurde 1965 zum Kardinal ernannt. Sein Militarismus und seine christliche Rechtfertigung des Angriffskriegs gegen die Sowjetunion wurden nach 1945 verheimlicht und vertuscht.

„Jetzt, 50 Jahre nach dem Tod Kardinal Jaegers, ist vor dem Hintergrund der umfangreichen Forschung, insbesondere auch wegen seines Umgangs mit sexuellem Missbrauch, eine erneute Behandlung des Themas zwingend notwendig“, erklärt Reinhard Borgmeier, Fraktionsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat der Linken.

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Buchautor erläutert in Paderborn Forschungsergebnisse

Im Rahmen eines Pressegesprächs erläuterte der Düsseldorfer Theologe Peter Bürger (Buchautor und Mitglied der Internationalen Katholischen Friedensbewegung) Forschungsergebnisse zu Jaeger. „Lorenz Jaeger war erwiesener Nationalist und Militarist. Sein Bischofswort stellte er in den Dienst eines Vernichtungskrieges mit über 25 Millionen Mordopfern“, so Bürger. Nach sechs Jahrzehnten Debatte sei es Zeit, seine Ehrung im öffentlichen Raum zu beenden.

Auch der Paderborner Buchautor und ehemalige „Neue Westfälische“-Lokalredakteur Wolfgang Stüken nahm am Gespräch teil. Er verwies auf die für 2026 geplante Veröffentlichung „Missbrauch im Erzbistum Paderborn - Eine kirchenhistorische Einordnung. Die Amtszeiten von Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt (1941-2002)“, die den Umgang der Bistumsleitung mit Opfern sexueller Gewalt in den Blick nimmt.

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Vorliegende Erkenntnisse hat bereits die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Paderborn“, unter anderem gibt es den Fall Franz Hengsbach, der bereits 2023 große Aufmerksamkeit erregte. Hengsbach wurde 1953 von Lorenz Jaeger zum Bischof geweiht und wird verdächtigt, selbst Missbrauch begangen zu haben.

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Paderborner Weihbischof und sein Bruder sollen Hausangestellte missbraucht haben

Es geht um einen Fall im Jahr 1954: Hengsbach soll damals - als Paderborner Weihbischof - gemeinsam mit seinem Bruder Paul - 1953 von Jaeger zum Priester geweiht - monatlich eine 16-jährige Hausangestellte missbraucht haben.

„Vor dem Hintergrund dieser neuen Forschungsergebnisse ist die Ehrenbürgerschaft aus unserer Sicht nicht mehr haltbar“, lautet das Fazit von Borgmeier.

Publikationen zum Thema Jaeger finden sich auf der Homepage der Paderborner Linken.