
Paderborn. Von der Thorarolle aus dem 18. Jahrhundert hatte Sylvia Löhrmann bereits gehört. Am Dienstagnachmittag wurde der neuen NRW-Antisemitismusbeauftragten die historische Rolle dann auch persönlich gezeigt. Löhrmann besuchte die Paderborner Synagoge. Ein Gebäude mit einem schönen Gottesdienst-Raum, wie sie sagte.
Im Gespräch mit Mitgliedern der Jüdischen Kultusgemeinde und weiteren Vertretern aus Paderborn ging es aber vor allem um ein gewiss nicht schönes Thema: Dass Juden auch in Ostwestfalen besorgt auf ihre eigene Sicherheit schauen.
„Man merkt, dass die Mitglieder unserer Gemeinde zurückhaltender sind. Viele tragen im öffentlichen Raum keine Kippas oder Davidsterne mehr“, berichtete Xenia Nickel, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Paderborn. Im vorletzten Jahr seien Drohbriefe bei ihr zu Hause und an der Synagoge eingegangen. Die Polizeipräsenz vor dem Gebäude ist demnach begründet. Landesweit seien die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 erhöht worden, sagte Löhrmann.
Schulkassen besuchen die Paderborner Synagoge

Nickel betonte zugleich: „Im Vergleich zu anderen größeren Städten ist es in Paderborn ruhig.“ Generell hob sie eine gute Zusammenarbeit mit der Polizei und anderen Religionsgemeinschaften in Paderborn hervor. „Darauf bin ich stolz“, so Nickel. Seit Sommer 2022 ist sie Vorsitzende und hat die Gemeinde wieder mehr nach außen hin geöffnet. Dazu zählte auch, dass die Synagoge im Zuge von Renovierungsarbeiten an der Fassade die Symbole für Thorarolle, Davidstern und Menora erhalten hat.
Die Vorsitzende im Interview: Jüdische Gemeinde muss in Paderborn präsenter werden
Zur Öffnung gehört zudem, dass regelmäßig Schulklassen die Synagoge an der Ecke Pipinstraße/Borchener Straße besichtigen. „Im Gegensatz zum Christentum ist das Judentum für viele nicht greifbar“, meinte Nickel. Die Jüdische Kultusgemeinde in Paderborn sei zuletzt zwar auf 87 Mitglieder gewachsen, aber noch immer vergleichsweise klein. Und daher weniger präsent als etwa die katholische oder evangelische Kirche.
Besuche von Schulklassen sorgen hingegen für Präsenz. „Ganz wichtig ist auch, dass die Klassen lernen“, sagte Löhrmann. Vorurteile, die die Kinder und Jugendlichen etwa in den sozialen Medien aufgeschnappt hätten, könnten entkräftet werden.
Löhrmanns Vorgängerin besichtigte ebenfalls die Synagoge in Paderborn

Die Grünen-Politikerin war von 2010 bis 2017 stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin. Im November 2024 übernahm Löhrmann das Ehrenamt der Beauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur. Ihre Vorgängerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger war im November 2023 zu Besuch in der Paderborner Synagoge.