Geschäftsleute wehren sich gegen geplantes Einkaufszentrum in Paderborn

Paderborn. Eigentümer Karl Förster sieht sein Heide-Center in Gefahr. Besorgt blickt er auf das, was in der Nähe entstehen soll – ein neues Nahversorgungszentrum für die Stadtheide. Von einem &bdquo;hirnverbrannten“ Plan spricht Förster. Er initiierte eine Unterschriftenaktion, die gerade läuft. In verschiedenen Geschäften am Dr.-Rörig-Damm und im Heide-Center-Bereich liegen Listen aus, die zum &bdquo;Widerstand gegen das neue Einkaufszentrum“ aufrufen. Mehr als 1.000 Menschen sollen bereits unterschrieben haben. &bdquo;Wir haben jetzt die Situation, dass wir uns wehren“, sagt Förster. Wir – das sind neben ihm weitere Akteure, die im Bereich Heide-Center tätig sind, aber nicht öffentlich in Erscheinung treten möchten. &bdquo;Das, was auf der Wiese geplant ist, ist sehr ähnlich zu dem, was wir nur 400, 500 Meter entfernt am Heide-Center haben. Eine reine Wohnbebauung an der Stelle wäre das Sinnvollste“, meint Förster. Er vermietet das Gebäude, in dem sich eine Aldi-Filiale, die Fleischerei Müller, eine Pizzeria, ein Friseur, ein Lotto-Post- und Schreibwaren-Geschäft sowie eine Eisdiele befinden. Auf dem Gelände sind außerdem ein Super- und ein Getränkemarkt von Rewe sowie der Elektronikmarkt Expert Beverungen anzutreffen. Damit erfülle, so Försters Meinung, das Heide-Center samt umliegendem Einzelhandel die Funktion eines Nahversorgungszentrums. Wunsch nach einem Drogeriemarkt am Paderborner Heide-Center Die Investoren Jörg Stratmann, Philipp Fecke und Philipp Rieländer haben die Wiese samt Hofstelle auf der Ecke Dr.-Rörig-Damm/Zum Sachsenweg gekauft. Sie wollen dort einen Vollsortimenter bauen, auch einen Discounter und einen Drogeriemarkt sowie Wohnbebauung können sie sich vorstellen. Diese Pläne seien nach wie vor aktuell, sagt Stratmann gegenüber der &bdquo;NW“. Mehr zum Projekt in der Stadtheide: Das planen die Investoren &bdquo;Sollte das Nahversorgungsprojekt so umgesetzt werden wie geplant, dann wäre das für das Heide-Center ein ruinöser Wettbewerb beziehungsweise kalte Enteignung“, meint Karl Förster. Bis zu 160 Arbeitsplätze seien in Gefahr. Bei einer Umsetzung würde mit ungleichen Karten gespielt, meinen die Geschäftsleute, mit denen die &bdquo;NW“ gesprochen hat. Während das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Paderborn die Wiese als Erweiterungsfläche für die Nahversorgung in der Stadtheide vorsieht, wird das Heide-Center in ebenjenem Konzept nur am Rande erwähnt. Das Heide-Center gelte als Sonderstandort ohne wirkliche Entwicklungsmöglichkeiten, so Förster. Gerne würde er die Verkaufsfläche des Aldis erweitern, das dürfe er aber nicht. Auch gebe es den Wunsch, neben dem Rewe-Getränkemarkt einen Drogeriemarkt zu bauen. Ein Bauantrag hierfür sei gestellt worden – mit wenig Aussicht auf Erfolg. Ist die Paderborner Stadtheide unterversorgt – oder nicht? Die Stadt Paderborn möchte mit der Erweiterungsfläche den Dr.-Rörig-Damm als Anlaufpunkt in der Stadtheide stärken. Zudem wachse die Bevölkerung in diesem Bereich Paderborns, hat die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke im Herbst gegenüber der &bdquo;NW“ gesagt. &bdquo;Man unterschätzt, wie hoch der Bedarf ist“, so Warnecke damals. Laut Einzelhandels- und Zentrenkonzept sind circa 8.000 Menschen im nordöstlichen Bereich der Stadtheide und in südlich angrenzenden Bereichen unterversorgt. Karl Förster ist da anderer Meinung: &bdquo;Wir sind derzeit schon der am besten versorgte Stadtteil Paderborns.“ Ähnlich sieht es Thomas Lehr vom gleichnamigen Marktkauf an der Detmolder Straße. &bdquo;Ich halte das Einzelhandels- und Zentrenkonzept in diesem Punkt nicht für schlüssig, da man nicht von einer Unterversorgung sprechen kann“, so Lehr. Ihm zufolge gebe das Konzept vor, dass bestehende Nahversorgungsstandorte wie Supermärkte durch neue Standorte nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies sei durch das geplante Projekt nicht garantiert. Als Betreiber eines Marktkaufs, in dessen Einzugsbereich auch die Stadtheide gehört, blickt er naturgemäß kritisch auf das Großprojekt. Ihm zufolge komme es darauf an, wie groß der geplante Vollsortimenter letztlich werde. Eigentümer des Heide-Centers gibt selbst ein Gutachten in Auftrag Um mehr als nur einen subjektiven Eindruck anzuführen, hatte Förster eine gutachterliche Einschätzung in Zusammenhang mit den Einzelhandelsplanungen am Dr.-Rörig-Damm in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten nennt Kritikpunkte am Einzelhandels- und Zentrenkonzept, dessen Fortschreibung derzeit als Entwurf vorliegt. Kritisiert wird darin, dass der Bereich am Heide-Center nicht betrachtet werde. Außerdem werde eine unübliche Messgröße herangezogen, um die Unterversorgung zu berechnen. Die von Förster herangezogene Beratungsfirma kommt zu dem Schluss, dass die Zahl der betroffenen Menschen nicht bei 8.000, sondern bei 4.000 liege. Das geplante Einkaufszentrum würde demnach die Zahl der unterversorgten Einwohnerinnen und Einwohner nur um wenige Hundert verringern. .responsive23-KTSx4qZTV5yX7mZ4-map-241014-nahversorgungszentrum { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-KTSx4qZTV5yX7mZ4-map-241014-nahversorgungszentrum { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-KTSx4qZTV5yX7mZ4-map-241014-nahversorgungszentrum { padding-top: 142.86%; } } Längst ist in der Paderborner Politik eine Diskussion entbrannt Die gutachterliche Stellungnahme hatte Förster an die Paderborner Ratsfraktionen und die Stadtverwaltung geschickt. Als erste Ratsfraktion habe sich die CDU bei den Akteuren der Initiative zurückgemeldet, so Förster, der nach eigener Aussage zuvor keinen Kontakt zur CDU hatte. Die Christdemokraten wollten anschließend auf politischer Ebene einen Antrag für &bdquo;eine dezidierte gutachterliche Stellungnahme“ zum Heide-Center-Bereich stellen. Daraufhin wurde der CDU von anderen Ratsfraktionen Lobby-Politik vorgeworfen. Dem widerspricht die CDU – sie sei neutral. Ihren Antrag zog die CDU-Fraktion jedoch zurück. Die Projekt-Kritiker rund um Karl Förster haben sich mittlerweile mit CDU, FDP und SPD getroffen. Treffen mit AfD- und Grünen-Vertreter sollen folgen, sagt Förster. Mehr zu der Diskussion: Paderborner CDU wird Lobby-Politik vorgeworfen Der Unmut bei Kritikern, die ökonomische Interessen haben, ist also groß. Und in der Politik sorgt das Großprojekt ebenfalls für Zündstoff. Doch was denken die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtheide? Das Meinungsbild scheint da geteilt zu sein, so der Eindruck, wenn man sich in der Stadtheide umhört. So gibt es Stimmen, die ein neues Einkaufsangebot begrüßen und sich an zentraler Stelle insbesondere einen Drogeriemarkt wünschen. Zugleich sind Sorgen angesichts der Verkehrssituation zu hören. Auch Rewe setzte sich mit dem freien Grundstück auseinander Noch ist vieles in Bezug auf das Projekt in der Stadtheide unklar: Welcher Einzelhandel kommt und in welcher Größe? Und was passiert mit dem Frischmarkt auf der Ecke Dr.-Rörig-Damm/Bayernweg? Immerhin gehört dieser zur Lüning-Gruppe, die den geplanten Vollsortimenter betreiben will. Eine Anfrage hierzu bei Lüning blieb bis Mittwochabend unbeantwortet. Stratmann sagt, dass er und die anderen Investoren für die Detailplanung zunächst abwarten, bis die Fortführung des Einzelhandels- und Zentrenkonzept beschlossen ist. Er und seine Mitstreiter sind übrigens nicht die Einzigen, die ein Auge auf das freie Grundstück mitten in der Stadtheide geworfen haben. Obwohl es am Heide-Center bereits eine Filiale gibt, hatte Rewe offensichtlich zwischenzeitlich ein Grundinteresse. So teilt das Unternehmen auf Anfrage mit: &bdquo;Wir prüfen regelmäßig potenzielle Expansionsflächen, um unser Netz an Standorten weiter zu optimieren und unseren Kundinnen und Kunden bestmögliche Einkaufserlebnisse zu bieten. In diesem Zusammenhang haben wir uns auch mit dem Grundstück im Bereich Dr.-Rörig-Damm/Zum Sachsenweg in Paderborn auseinandergesetzt.“ Weitere Details hierzu will Rewe nicht nennen.

Meistgelesen