Westfalen-Weser-Chef sieht positive Energie-Zukunft fürs Paderborner Land

Paderborn. Klare Worte statt Phrasen: Andreas Speith verkörpert als Manager den Macher-Typus. Offenes Hemd ohne Krawatte, stylische kreisrunde Brille, souverän-unterhaltsam im Vortrag - und mit eindeutigen Botschaften unterwegs. Der Co-Geschäftsführer von Westfalen Weser kann die Pläne seines Energie-Unternehmens samt Milliardendeal in der Windkraft (die &bdquo;NW“ berichtete exklusiv) ziemlich nachvollziehbar darlegen. Jetzt muss er sie nur noch umsetzen. Lesen Sie auch: Milliarden-Deal - OWL-Kommunen profitieren vom Windkraft-Ausbau Im Paderborner Kreistag bekam er 30 Minuten Redezeit und präsentierte seine Welt. Die Botschaft: &bdquo;Hier in der Region läuft die Energiewende besonders gut. Wir können das Ruhrgebiet künftig sogar mitversorgen. Darauf sollten wir stolz sein.“ Die Zahl der Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien sei im Geschäftsgebiet innerhalb eines Jahres von 22.000 auf 55.000, vor allem durch Photovoltaik, hochgeschnellt. Speith verbreitet trotz frischer Zahn-OP Optimismus. Mit seiner Absicht hält er nicht hinterm Berg: &bdquo;Wir müssen die großen Chancen für die Region sehen, wenn wir hier soviel grünen Strom erzeugen können. Die Energiewende ist unumkehrbar. Unsere Zukunft ist grün.“ Dem größten Hebel für die Zukunft haben sie bei Westfalen Weser intern den Projektnamen &bdquo;Juwel“ gegeben. Was sich anhört wie das Top-Secret-Vorhaben in einem James-Bond-Film ist ziemlich real. Westfalen Weser - bisher vor allem als Netzbetreiber aktiv - will wie berichtet Partner des Windkraft-Projektierers LSF aus Bad Lippspringe werden. Gemeinsam sollen dann bis 2027 rund 120 Windräder in den Kreisen Höxter, Paderborn und Lippe entstehen. Sie würden etwa 1.000 Megawatt Strom produzieren. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk in Würgassen erzeugte 600 Megawatt. &bdquo;Damit wären wir in Deutschland einer der größten Windkraftproduzenten an Land“, sagt Speith. Zustimmen muss noch die Mehrheit der 56 Teilhaber - alles Kommunen aus OWL und anliegenden Bereichen. Die Signale aus den Rathäusern, so heißt es vom Unternehmen, seien positiv. Speith beantwortet die Risiko-Frage Speith verspricht ihnen auch viel: &bdquo;Ihr Unternehmen“, ruft er den Kreistagsmitgliedern (der Kreis Paderborn besitzt 2,274 Prozent der Anteile) zu, &bdquo;entwickelt sich irre positiv.“ 430 Millionen Euro wurden über zehn Jahre an die Gesellschafter verteilt. Jetzt müsse aber erstmal investiert werden. Die 120 Windräder allein kosten beide Partner im neuen Gemeinschaftsunternehmen rund 1,2 Milliarden Euro, dazu will Westfalen Weser rund 1,5 Milliarden in den Netzausbau und die Digitalisierung des Netzes investieren, rund 200 Millionen in Stromspeicher. Diese Investments seien &bdquo;unumgänglich“ meint Speith. Die Größenordnung der Investitionen sei aber wohl bedacht: &bdquo;Wir sind der Meinung, wir können das - auch finanziell.“ Auf die Frage von FDP-Mann Michael Hadaschik, wie groß der Chef das unternehmerische Risiko bewertet, antwortet Speith: &bdquo;Gefahren für sie als Anteilseigner sind fast undenkbar.“ Klar sei, so der Mann aus Dahl, dass der Windkraftausbau im Hochstift aber zu Veränderungen des Landschaftsbildes führe. Er ist jedoch davon überzeugt, dass die grüne Stromproduktion den Wirtschaftsstandort Paderborner Land mächtig aufwertet und Arbeitsplätze bringt: &bdquo;Wir sprechen mit interessierten Firmen. Sie wollen grünen Strom, weil sie sonst ihre Produkte nicht mehr verkaufen können oder schon keine Finanzierung mehr erhalten.“ Ähnlich argumentiert auch der Paderborner Windkraftpionier Johannes Lackmann, der sich aktuell dafür einsetzt, den Harsewinkeler Landmaschinenhersteller Claas mittels Windkraft vom Standort Borchen zu überzeugen. Lesen Sie auch: Windkraftpionier Lackmann will Claas ins Paderborner Land locken Stromanbieter will Westfalen Weser nicht werden Westfalen Weser setze künftig aber nicht nur auf Windräder und das Netz. Die Firma wolle energetische Gesamtlösungen mit regionaler Wertschöpfung bieten, sektorübergreifend soll mit Kommunen, Stadtwerken und der Industrie kooperiert werden. Themen wie E-Mobilität, Wärmenetze und Wasserversorgung würden ebenfalls vorangetrieben. Eins werde aber nicht passieren: Westfalen Weser wolle nicht als Stromanbieter auftreten. Speith: &bdquo;Die Stadtwerke der Region haben ihre Eigenmarken und da werden wir nicht dazwischenfunken.“ Einen Hinweis für Endkunden hat der Energieexperte dennoch: Die Strompreise werden trotz Energieerzeugung durch Wind, Sonne & Co. erstmal nicht sinken. Die Begründung: &bdquo;Für die Investitionen ins deutsche Netz und in zusätzliche Infrastruktur sind 600 bis 700 Milliarden Euro nötig. Die Energiewende kostet Geld. Aber dafür sind wir dann die fossilen Brennstoffe los.“

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