Projekt im Kreis Paderborn: Geld für Vermieter, wenn sie Wohnungslose aufnehmen

Paderborn. Mindestens 600 Menschen im Kreis Paderborn gelten als wohnungslos: Sie leben bei Freunden, in Notunterkünften oder auf der Straße. Ihnen eine feste Wohnung zu geben, dieses Ziel haben sich die sozialen Träger der Wohnungslosenhilfe SKM, KIM – Soziale Arbeit und die Evangelische Perthes-Stiftung gesteckt. Seit zwei Jahren setzen sie im Kreis Paderborn die Landesinitiative &bdquo;Endlich ein Zuhause“ um. Ergänzend hierzu bietet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Vermietern finanzielle Anreize, wenn sie Wohnungslose eine Wohnung bieten. Das Projekt hat der LWL nun vorgestellt. Wie groß ist der Bedarf? Sehr groß, wenn es nach den Worten von KIM-Geschäftsführerin Nicole Wiggers geht. Sie spricht von einer &bdquo;dramatischen Lage“ und nennt ein Beispiel: KIM hat eine Notübernachtungsstelle mit 24 Betten für Männer. &bdquo;Allein im März mussten wir schon zehn Männer abweisen, weil wir voll waren“, berichtet Wiggers. Groß sei dann auch die Nachfrage beim Programm &bdquo;Endlich ein Zuhause“, bei dem die drei Paderborner Projektpartner zwischen Vermietern und wohnungslosen Personen vermitteln. 250 Beratungsgespräche wurden bereits geführt und 80 Wohnungen gefunden. Der Bedarf übersteigt also deutlich das bisherige Angebot. Was bedeutet &bdquo;Housing First“? Durch das LWL-Förderprojekt &bdquo;Housing First“ sollen künftig weitere Wohnungen im Kreis Paderborn vermittelt werden. &bdquo;Der Wohnraum wird als Menschenrecht angesehen“, erklärt LWL-Mitarbeiterin Verena Feller das Leitmotiv. &bdquo;Die Sicherheit der eigenen Wohnung macht unfassbar viel aus.“ Die Erfahrung zeige, dass ehemalige Wohnungslose ihr Verhalten ändern, Kontakte zur Nachbarschaft knüpfen und behutsam mit dem Mobiliar umgehen. Das &bdquo;Housing First“-Projekt könne das Problem der Wohnungslosigkeit zwar nicht lösen, sei aber ein Baustein. Dabei wird ein &bdquo;richtiger“ Mietvertrag geschlossen. Wie genau vermittelt das LWL-Förderprojekt wohnungslose Menschen an Vermieter? Auf Vermieterseite ist jeder angesprochen, der eine Wohnung im Angebot hat. Auf Mieterseite gelten bestimmte Voraussetzungen, unter anderem müssen potenzielle Mieterinnen und Mieter ein Jahr am Stück oder vier Mal in den letzten drei Jahren von Wohnungslosigkeit betroffen gewesen sein. Vorrangig vermittelt der LWL Frauen in Notsituationen sowie über 50-Jährige und Obdachlose mit gesundheitlichen und pflegerischen Bedarf. Der Vermieter kann vorgeschlagene Mieter absagen. Nach Aussage von Verena Feller sollen die potenziellen Mieter in einer &bdquo;durchmischten“ Gegend und sozial integriert leben, weshalb in einem Gebäudekomplex maximal vier Wohnung im Zuge des Projekts zur Verfügung gestellt werden dürfen. Ein Umzug in eine eigene Wohnung sei für die Neu-Mieter zunächst eine &bdquo;krisenhafte Situation“, da sie fortan Verantwortung übernehmen müssen, sagt Feller. &bdquo;Damit der Einzug auch gut gelingt, gibt es Fachleistungsstunden.“ Dies ist vor dem Einzug angedacht sowie danach zwölf Monate lang je zwei Stunden pro Woche. Sozialarbeiter schauen dann vorbei. Bei Fragen und Problemen können sich auch die Vermieter melden. Welche finanzielle Unterstützung bekommen die Vermieter? Das westfalenweite LWL-Projekt hat ein Fördervolumen von sechs Millionen Euro, die an Vermieter, Investoren und Träger der Freien Wohlfahrtspflege ausgegeben werden, wenn sie Wohnraum für bislang Wohnungslose schaffen. Investitionskosten werden zu 40 Prozent (maximal 40.000 Euro) übernommen, Sanierungskosten zu 30 Prozent (maximal 30.000 Euro). Alternativ können private Vermieter auch eine Prämie von 5.000 Euro erhalten. Das Förderprojekt sichert zudem Risiken wie Leerstand und Mietausfälle in Teilen ab. Letzteres käme jedoch selten vor, so Feller. Bedingung für die finanzielle Unterstützung: Die Vermieter müssen die Wohnung mindestens zehn Jahre zur Verfügung stellen. Die Miete selbst zahlt der Mieter etwa durch Lohn oder Sozialleistungen. 23 Wohnungen hat der LWL beim &bdquo;Housing First“-Projekt bislang vermittelt, eine im Kreis Paderborn ist noch nicht dabei. Feller hält hier eine Größenordnung von zehn Wohnungen für realistisch. Weitere Informationen und Kontaktdaten sind unter www.housingfirst.lwl.org zu finden. Wie geht es mit dem Projekt &bdquo;Endlich ein Zuhause“ weiter? Unterdessen geht auch das Projekt &bdquo;Endlich ein Zuhause“ weiter. &bdquo;Wir sind in NRW eines der erfolgreichsten Projekte dieser Landesinitiative“, sagt SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof. Als Problem sehen er und die Projektpartner jedoch an, dass die &bdquo;Endlich ein Zuhause“-Förderung im Frühjahr 2025 endet. Sie fordern eine Weiterförderung über diesen Zeitpunkt hinaus.

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