„Alarmierende Zahlen“: Mehr als 1.000 Menschen im Kreis Paderborn wohnungslos

Paderborn. Immer mehr Menschen verlieren auch im Kreis Paderborn ihre Wohnung – oder finden keine neue. Diese Negativ-Entwicklung hat rasant zugenommen. Das zeigen aktuelle Schätzungen. Denn deutlich mehr als 1.000 Menschen im Kreis Paderborn sollen derzeit betroffen sein. Das bestätigt Joachim Veenhof, Diplom-Sozialarbeiter und Geschäftsführer des SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Paderborn. Er betont: &bdquo;Diese Entwicklung ist erschreckend.“ Es gibt aber auch eine offizielle Erhebung des Landes NRW vom vergangenen Jahr. Darauf verweisen Veenhof sowie Nicole Wiggers aus der Geschäftsführung des Vereins KIM – Soziale Arbeit und Andreas Beisbart, Einrichtungsleitung in der Perthes-Stiftung (Bodelschwingh-Haus, Ambulant Betreutes Wohnen). Anstieg der Wohnungslosen ums Achtfache im Kreis Paderborn Die &bdquo;Integrierte Wohnungsnotfallberichterstattung“ weise für den Stichtag 30. Juni 2023 insgesamt 1.385 Wohnungslose im Kreis Paderborn aus. Dort waren am 30. Juni 2023 in den zehn Kommunen 314.510 Bürgerinnen und Bürger gemeldet. Wie deutlich der Anstieg der Wohnungslosen ist, zeigt ein Vergleich: Am 30. Juni 2015 seien laut Wiggers 162 Menschen betroffen gewesen. Damit ist die Zahl zwischen 2015 und 2023 um mehr als das Achtfache gestiegen. Deutlicher Anstieg: Rund 13.000 Menschen in OWL haben kein eigenes Zuhause Auch in Ostwestfalen-Lippe als Ganzes zeigt sich die Entwicklung. Etwa 13.000 Menschen haben kein eigenes Zuhause (Stand Ende September 2024). Zudem beobachtet nicht nur der SKM, dass deutlich mehr Frauen sowie ältere und jüngere Menschen betroffen sind. Allerdings zählen, so Veenhof, zunächst auch Häftlinge zu den Wohnungslosen, die beispielsweise aus der Justizvollzugsanstalt Hövelhof entlassen werden. SKM Paderborn: 75 Prozent mehr Wohnungslose Als wohnungslos gilt, wer keine eigene Wohnung gemietet hat oder besitzt. Solche Menschen leben vielleicht bei der Familie oder Freunden. Oder sie sind befristet beispielsweise in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, in Notunterkünften oder Frauenhäusern untergebracht. Wer dagegen auf der Straße landet, ist obdachlos. Darauf, dass die Plätze für Wohnungslose in Paderborn schon lange nicht mehr ausreichen, machen die Organisationen SKM, KIM und Perthes-Stiftung immer wieder aufmerksam. Alleine beim SKM sei die Zahl der Wohnungslosen in den vergangenen fünf Jahren um etwa 75 Prozent gestiegen, hat Veenhof im Oktober mitgeteilt. So habe der Verein SKM im vergangenen Jahr im Durchschnitt mehr als 500 Menschen begleitet. Kaum Plätze in Paderborn: Plätze für Wohnungslose reichen nicht mehr Dies seien viel mehr Betroffene, so Veenhof, als der SKM betreuen könne. Denn das Hilfesystem sei nicht parallel dazu mitgewachsen. Um der größer werdenden Menge an Betroffenen Herr zu werden, hat der SKM eine zusätzliche Mitarbeiterstelle beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Spitzenverband und Hauptkostenträger beantragt. An der Entscheidung darüber ist auch der Kreis Paderborn beteiligt. Insgesamt gibt es beim SKM 10 Stellen in der Sozialarbeit (ambulanter Bereich), 2 Vollzeitstellen in der Fachberatung sowie 2,25 Stellen in der stationären Wohnungshilfe für Männer. Projekt &bdquo;Endlich ein Zuhause“ soll in die Verlängerung Gute Nachrichten gibt es unterdessen zum Projekt &bdquo;Endlich ein Zuhause“ von SKM, KIM und Perthes-Stiftung. 120 Personen sind in Wohnungen vermittelt worden, bis Ende des Jahres sollen 7 weitere hinzukommen. &bdquo;Damit ist es eines der erfolgreichsten Projekte in NRW“, sagt Veenhof. Das vom Land NRW geförderte Projekt wird am 28. Februar nach drei Jahren enden. Die drei genannten Organisationen sind mit jeweils einer Stelle beteiligt, aufgeteilt auf die Bereiche Immobilien und Sozialarbeit. Pro Träger gibt es jährlich 80.000 Euro vom Land. Die Vermittlung erfolgt an private Vermieter, über Makler und an die Stadt Paderborn mit ihren Liegenschaften. Lesen Sie auch: Sozialer Neubau im Paderborner Brennpunkt – Sorgen der Anwohner wachsen Ein Projektende soll es aber nicht geben, wie Veenhof bestätigt. Eine Verlängerung bis zum 31. Dezember 2027 ist beantragt. Eine Zusage liege laut Wiggers noch nicht vor, &bdquo;aber ich bin sehr zuversichtlich, dass eine Weiterfinanzierung erfolgt“. Auch Beisbart rechnet damit. Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales habe die Förderung sogenannter Kümmerer-Projekte wie &bdquo;Endlich ein Zuhause“ um einen weiteren Zeitraum bis Ende 2027 angekündigt. Beisbart: &bdquo;Im Kreis Paderborn haben wir drei Träger uns verständigt, dass wir das Projekt weiterführen wollen.“ Dabei unterstütze der Kreis Paderborn die Antragsteller.

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