Paderborn. Zum bundesweiten Tag der wohnungslosen Menschen, am 11. September, soll auch in Paderborn auf die Situation und die Rechte der Betroffenen aufmerksam gemacht werden. Verschiedene Akteure, darunter der Verein „KIM – Soziale Arbeit“, der katholische Verein für soziale Dienste in Paderborn (SKM), die evangelische Perthes-Stiftung sowie die Bahnhofsmission rufen in einer gemeinsamen Pressemitteilung auch zur Zusammenarbeit in der Wohnungsnotfallhilfe auf.
Allein im Kreis Paderborn gelten laut Daten des Statistischen Landesamtes (IT.NRW) 2.065 Menschen als wohnungslos (Stichtag 30. Juni 2024). Im Jahr zuvor seien es noch knapp 700 Menschen weniger gewesen. Etwa 560 wohnungslose Personen gebe es in der Stadt Paderborn. Dabei gehen die sozialen Träger davon aus, dass dieser rasante Anstieg weitergeht.
Auffällig sei in der Stadt, dass sich die Gruppe der Wohnungslosen massiv verändert habe, heißt es weiter. Der Anteil von Frauen und jungen Wohnungslosen sei deutlich gestiegen. Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, darunter auch Rentner und ganze Familien, seien von Wohnungslosigkeit betroffen.
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„Da die Wohnungslosenhilfe das letzte Hilfenetz in der sozialen Hilfestruktur ist, deutet dieses auf ein tiefgreifendes und mehrschichtiges soziales Problem unserer Gesellschaft hin“, heißt es in der Pressemitteilung. Der Wohnungsmarkt sei angespannt, es fehle an bezahlbarem Wohnraum. Hinzu kämen die individuellen Schicksale der Betroffenen, die oft psychische oder soziale Probleme mitbringen würden. All das würde die örtlichen Hilfseinrichtungen auch angesichts von Sparmaßnahmen vor große Herausforderungen stellen. Das soziale Hilfesystem könne nicht mitwachsen und müsse teilweise sogar zurückgebaut werden.
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Sozialdienste wie der SKM, der KIM, die Perthes-Stiftung und die Bahnhofsmission sehen sich laut Mitteilung einem erhöhten Beratungs- und Betreuungsbedarf gegenüber. Immer mehr wohnungslose Menschen müssten mit knappen Ressourcen unterstützt werden. Unter anderem bieten die Träger Übernachtungsmöglichkeiten in geschützten Notübernachtungsstellen an – derzeit sind es 69 Plätze. Ohne Spenden aus der Bevölkerung sei diese Unterstützung kaum möglich. „Ebenso ist das ehrenamtliche Engagement bei den Hilfsangeboten für alle Sozialdienste unverzichtbar und sehr wertvoll“, heißt es weiter.
Klare Forderungen an die Paderborner Politik
Der Appell am bundesweiten Tag der wohnungslosen Menschen: „Wohnungslosigkeit ist ein strukturelles Problem, das als Teilaufgabe der Sozialpolitik verstanden werden muss.“ Um die Wohnungsnot zu überwinden und Wohnungs- und Obdachlosigkeit langfristig abzuschaffen, sei das Engagement von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich.
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Kommunalwahlen sei laut Pressemitteilung jetzt der richtige Zeitpunkt, um klare politische Forderungen zu stellen und diejenigen in die Verantwortung zu nehmen, die wohnungspolitische Entscheidungen auf kommunaler Ebene treffen. Auch der Runde Tisch Armut Paderborn unterstützt die Forderungen der sozialen Träger der Wohnungslosenhilfe.
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Gemeinsam fordern sie erstens Bezahlbaren Wohnraum. Vorrangig müsse es mehr bezahlbarer Wohnraum, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen und besonderen Bedarfen, wie Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen, geben. Zweitens wird finanzielle Unterstützung gefordert. Insbesondere eine ausreichende Finanzierung und Investition in Hilfsangeboten für wohnungslose Menschen – damit Notschlafstellen, Beratungsstellen und medizinische Versorgung ausgebaut werden können. Drittens fordern sie eine bessere Vernetzung der Sozialdienste. Dafür brauche es eine Förderung der Kooperation zwischen verschiedenen Trägern und kommunalen Stellen, sowie einfacheren Zugang zu Unterstützungsangeboten. Außerdem brauche es eine Stärkung der Rechte und Teilhabe. Etwa in Form von Schutz vor Diskriminierung, Anerkennung der Bedürfnisse wohnungsloser Menschen und gezielten Maßnahmen für soziale Teilhabe.
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