Paderborn. Der Patient ist narkotisiert und wird in den OP gebracht. Thoraxchirurg Guido Scholz, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, und Oberarzt Arber Lahu sind bereit: Scholz wird am da-Vinci Operationssystem navigieren, Lahu steht am Operationstisch und lässt die Roboterarme nicht aus den Augen.
Über die linke Flanke des Patienten erreichen sie dessen Lunge: Dort sitzt ein Tumor. Scholz und Lahu seien erfahrene Fachärzte des durch die deutsche Krebsgesellschaft zertifizierten Lungenkrebszentrums in Paderborn, schreibt das Brüderkrankenhaus in einer Pressemitteilung.
Der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss legt für bestimmte schwere komplexe Krankheiten regelmäßig fest, welche Mindestzahl an Operationen ein Krankenhaus nachweisen muss, um den Eingriff weiterhin durchführen zu können. „Bei der Entfernung eines Lungentumors bestehen Risiken für den Patienten. Die Mindestmengenregelung sorgt für eine gewisse Erfahrung der Ärzte“, sagt Scholz.
Das wiederum führe laut Studien mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem besseren OP-Ergebnis, so Scholz weiter. Er und sein Team haben laut der kürzlich veröffentlichten Liste (Mindestmengen Transparenzliste der AOK NordWest) in Westfalen Lippe die meisten relevanten Lungenkrebsoperationen durchgeführt.
Operationssystem schafft mehr Bewegungsfreiheit
Als Onkologisches Zentrum werden im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn schwerpunktmäßig Patienten mit Krebs behandelt. Das Lungenkrebszentrum wurde 2015 nach den Kriterien der deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und mit dem Ziel gegründet, sich mit weiteren Einrichtungen und Abteilungen, die Patienten mit Tumorerkrankungen behandeln, zusammenzuschließen. So wird die interdisziplinäre Diagnostik, Behandlung und Nachsorge letztlich für alle Arten von Krebs sichergestellt.
„Mit dem da-Vinci Operationssystem führen wir komplexe Operationen im Brustkorbbereich durch, zum Beispiel Lungenteilentfernungen aufgrund von Tumoren, außerdem Entfernungen von Tumoren des Mittelfeldes einschließlich der Lymphknoten oder Raffungen des Zwerchfells“, sagt Scholz.
Mit dem System bekämen die Fachärzte eine im Operationsgebiet vorher nie dagewesene Bewegungsfreiheit. „Es ist so, als könnten wir unsere Handgelenke um 360 Grad in alle Richtungen drehen.“ Das sei ein wichtiger Schritt in die Zukunft des minimalinvasiven Operierens. „Man kommt an Stellen im Körperinneren heran, die vorher schlecht einsehbar waren.“