Hunderte Sozialwohnungen fallen künftig in Paderborn weg

Paderborn. Bezahlbarer Wohnraum in Paderborn ist knapp. Und die Lage könnte sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Wie aus Zahlen der Paderborner Stadtverwaltung hervorgeht, fallen in den kommenden Jahren Hunderte Wohneineinheiten aus der Preisbindung und stehen damit nicht mehr für Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein zur Verfügung. Die SPD-Fraktion hatte im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion nach den aktuellen Zahlen und Entwicklungen zum geförderten Wohnraum in Paderborn gefragt. Wie entwickelt sich die Zahl der Sozialwohnungen? Im Zuge der Wohnraumförderung erhalten Investoren öffentliche Mittel, etwa als Darlehen, Zins- oder Aufwendungszuschüsse. Im Gegenzug besteht eine langfristige Zweckbindung für den geschaffenen Wohnraum, in Form einer Mietpreis- und Belegungsbindung. Diese endet in der Regel nach 15 bis 25 Jahren. Dann stehen die Wohnungen dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung. Das grundsätzliche Problem: In ganz Deutschland sinkt die Zahl der Sozialwohnungen, weil jedes Jahr mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, als neu gebaut werden. Das ist auch in Paderborn so. Allein in diesem Jahr endet nach Angaben der Stadt für 176 Wohneineinheiten die Preisbindung. In den kommenden Jahren steigt diese Zahl weiter: Nächstes Jahr sind es 166, 2025 sogar 259 und 2026 mehr als 500 Wohnungen. Zwischen 2027 und 2029 fallen jedes Jahr zwischen 206 und 309 Wohnungen aus der Zweckbindung, 2030 sind es 527; danach jährlich rund 100. Heißt unterm Strich: In den nächsten zehn Jahren fallen mindestens 2.591 Wohnungen in Paderborn aus der Preisbindung. Wie ist der Bedarf? Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hat, wer als Singlehaushalt über ein maximales Nettoeinkommen von 20.420 Euro im Jahr verfügt; bei zwei Personen sind es 24.600 Euro, bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern 37.400 Euro. Oft sind das Geringverdiener, Alleinerziehende, Auszubildende und Studierende oder auch Rentner. Wer einen Wohnberechtigungsschein hat, hat aber nicht automatisch Anrecht auf eine Sozialwohnung. Oft gibt es lange Wartelisten. Franz-Josef Henze, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Paderborn, sagt: &bdquo;Um den rechnerischen Bedarf für gefördertes Wohnen zu decken, müssten jährlich mindestens 200 Wohneinheiten in Paderborn geschaffen werden.“ Wie steuert Paderborn gegen? Vor ein paar Jahren, im April 2018, hatte der Bauausschuss der Stadt Paderborn beschlossen, dass bei Neubauprojekten eine Quote von 30 Prozent für geförderten Wohnungsbau gelten soll. Wie viele Wohneinheiten seitdem bewilligt wurden, konnte die Stadtverwaltung in der Bauausschusssitzung noch nicht sagen. Eine entsprechende Liste werde noch erarbeitet. Die veränderten Bedingungen am Kapitalmarkt, vor allem die gestiegen Zinsen, würden den sozialen Wohnungsbau aber für Investoren wieder attraktiver machen, berichtete Thomas Jürgenschellert, Leiter des Stadtplanungsamtes. So seien vier Anträge mit insgesamt 31 Wohnungen bewilligt und sieben Anträge mit 56 Wohnungen gestellt worden (Stand Mitte November). Rund 25 weitere Projekte mit 200 bis 250 geplanten Wohneinheiten befänden sich in Abstimmungsgesprächen. Auf dem Alanbrooke-Gelände entstehen derweil im Auftrag der Wohnungsgesellschaft Paderborn auf einen Schlag rund 270 Sozialwohnungen. Angesichts der Anzahl der Wohnungen, die aus der Belegungsbindung fallen, werde aber auch dies &bdquo;bei Weitem nicht ausreichen“, meint Henze und fordert: &bdquo;Wir müssen da frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen.“

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