Kolumne

Grosches Gedanken über die schönsten Männer der Stadt

Der Kabarettist, Autor und Kleinkünstler Erwin Grosche schreibt in seiner Kolumne über das Leben in Paderborn - Skurriles, Witziges, Herzliches und auch Nachdenkliches.

Macht sich Gedanken: Erwin Grosche. | © Harald Morsch

05.02.2022 | 05.02.2022, 15:00

Im Januar waren heiße Männer in der Stadt. Ich denke da nicht an das Ehemaligentreffen des Gymnasiums Theodorianum. In der Paderhalle fand die beliebte „SIXX in the City Tour 21/22“ statt, wo laut Vorankündigung „die heißesten Männer Europas nur darauf warten ihr Publikum mit Tanz- und Stripeinlagen den besten Abend des Lebens zu bereiten.“

Laut Infotext dauert es nur Momente bis nackte Männerhaut den Puls in die Höhe treibt, weil „die begehrten Stripper nicht lange fackeln und ab der ersten Szene für Schnappatmung sorgen.“ Ich frage mich nur, ob man diese Strip-Show auch mit Paderborner Männern hinbekommen hätte?

Ist es nicht eine Provokation, wenn die aalglatten Showprofis in unsere kleine Stadt einbrechen, um ihr unschuldiges Publikum verrückt zu machen? Es gibt auch in unserer Metropole Männer des öffentlichen Lebens, die nicht nur in ihren Positionen einen guten Job machen, sondern auch sonst die Blicke auf sich ziehen.

Es wäre mein Traum mit ostwestfälischen Womanizern eine Show auf die Beine zu stellen, die sich hinter den amerikanischen Vorbildern des Menstrip nicht zu verstecken braucht.

Wir haben einen Ruf zu verlieren: „Nicht groß von Gestalt, hager und sehnig, mit scharfen, schlauen, tiefgebräunten und vor der Zeit von Mühsal und Leidenschaft durchfurchten Zügen, fehlt dem Paderborner nur das brandschwarze Haar zu einem entscheidend südländischen Aussehen.

Die Männer sind oft hübsch und immer malerisch, die Frauen haben das Schicksal der Südländerinnen, eine frühe üppige Blüte und ein frühes zigeunerhaftes Alter“, so beschrieb Annette von Droste-Hülshoff die Paderborner.

Immer, wenn ich den CDU Politiker Carsten Linnemann auf der Bühne erlebe, denke ich, dass da noch andere Fähigkeiten in ihm schlummern. Professionalität, Charme und Ästhetik gepaart mit fantasievollen Kostümen und eingeöltem Waschbrettbauch würden auch aus ihm einen Hingucker machen.

Für manche Paderborner Persönlichkeiten ist es vielleicht zu spät, um diese zweite Karriere anzustreben. Meine Lieblingshelden sollten zwischen 50 und 60 Jahre alt sein, wo der Mann auf dem Gipfel seiner Schönheit angekommen ist.

Ich denke da an ein Dreamteam, bestehend aus Vertretern der Politik, der Wirtschaft und der Kunst. Natürlich fallen mir da sofort Klaus Schröder von den Grünen ein, Holger Kempkens vom Diözesanmuseum, Jochen Viehoff vom HNF, Martin Hornberger vom SCP 07, Bäcker Hermisch von der Bäckerei Hermisch und die Schützenbrüder aus Dörenhagen, eine neue Generation von Männern, die kein Problem damit haben, einmal nur auf ihr Aussehen reduziert zu werden.

Wir würden uns einmal die Woche bei Weyhers treffen, um dort für die Show zu trainieren und an sexy Überraschungen zu feilen. Gerade jetzt in der Grünkohlzeit könnte man ein Gänsehautprogramm auf die Beine stellen, dass sich gewaschen hat. Grünkohl macht sexy. „Lasst uns Raupe sein: fressen – schlafen, fressen – schlafen, fressen – schlafen, zack – schön.“

Es muss nicht alles weh tun, was schön macht.