Paderborn

Paderborner Abwasserexperte als Katastrophenhelfer im Einsatz

Maik Menke und acht Mitarbeiter sind seit gut einer Woche im Hochwassergebiet an der Ahr im Einsatz. Die Herausforderungen dort sind riesig.

Die riesigen Wassermassen standen tagelang in der Stadt und müssen abgepumpt werden. | © privat

05.08.2021 | 05.08.2021, 02:30

Paderborn. Seit gut einer Woche ist Maik Menke, Paderborner Sachverständiger für Abwassertechnik und Firmeninhaber, im rheinland-pfälzischen Sinzig (Landkreis Ahrweiler) im Einsatz. „Wir haben bisher rund 250.000 Liter Heizöl abgepumpt und viele andere gefährliche Stoffe", berichtet er aus dem Katastrophengebiet, denn die Hochwasserschäden seien immens und noch nicht ganz durchschaubar, so Menke weiter, der mit einem Team von acht Mitarbeitern aus seinem Unternehmen vor Ort alle Hände voll zu tun hat. „Ich rechne damit, dass unser Einsatz bestimmt noch sechs Wochen dauern wird."

„Es ist wirklich schlimm", schildert Maik Menke seine Eindrücke laut einer Mitteilung des Erzbistums Paderborn. Zerstörung, menschliche Schicksale, Not, noch bestehende Gefahren und letztlich auch ein wenig Chaos bestimmten das Geschehen im betroffenen Gebiet an der Ahr. Als er mit seinem Team von der Bezirksregierung in Detmold mit dem Einsatz beauftragt wurde, um die Ölgefahr zu beseitigen, habe er sich das ungeheure Ausmaß der Katastrophe so nicht vorstellen können.

Matsch und Lehm bedecken Straßen und Grundstücke, Trümmerreste stapeln sich. Es rieche modrig und verfault. Menke: „Wir erleben nicht nur, dass Notfallseelsorger ständig im Dienst sind, um sich um die Menschen zu kümmern, die alles – auch ihre Erinnerungen – verloren haben oder um Angehörige trauern, sondern wir bekommen auch heute noch Notfälle mit, wo Bewohner an ihre Grenzen gekommen sind und sogar reanimiert werden mussten."

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Das „Helfer-Gen" sei ihm quasi angeboren, die christliche Nächstenliebe für ihn eine wichtige Tugend. „Geht es um Not und Elend, kann jeder einen Teil zur Hilfe beitragen", sei seine Maxime. Er gehört der Paderborner Feuerwehr an und kümmert sich um die Nachwuchsarbeit. Beim „Weißen Ring" setzt er sich für den Opferschutz ein. Geht es um Spendenaktionen für den guten Zweck, taucht sein Name oder seine Mitarbeiterschaft auf. „Jeder hat eine Chance verdient", gelte für ihn auch bei der Einstellung von Auszubildenden in seiner Firma, die seit 25 Jahren besteht. Er nehme gern auch junge Leute, die anderswo keine Chance hätten.

Mit speziellen Pumpwagen sind die Mitarbeitenden der Paderborner Firma in Sinzig im Einatz. - © privat
Mit speziellen Pumpwagen sind die Mitarbeitenden der Paderborner Firma in Sinzig im Einatz. | © privat

Defekte Geräte werden dringend benötigt

Die Arbeit in Sinzig sei für die Helfenden nicht ungefährlich. Aufgrund der Gerüche und des Verdachts von Asbest-Spuren müssten alle mit FFP3-Masken arbeiten. Menke: „Gasflaschen, aus denen Gas ausströmt, treiben umher. Lacke und Benzin haben sich in den Schlamm gesetzt. Scharfe Gegenstände und Scherben verlangen ständige Obacht." Seine Einsatzfahrzeuge wie Pumpenwagen und Anhänger hätten sich schon manchen Platten gefahren.

Der Paderborner Maik Menke im Katastrophengebiet. - © privat
Der Paderborner Maik Menke im Katastrophengebiet. | © privat

„Unsere defekten Geräte und Maschinen zahlen wir aus unserer eigenen Tasche. Ein Saugfahrzeug steht defekt seit Tagen hier rum. Zur Reparatur fehlt uns zurzeit das Geld, obwohl wir das Gerät dringend benötigen", erklärt Maik Menke, der an die Politik appelliert: „Wir brauchen Soforthilfe."

Während der Firmenchef im Wohnmobil auf dem Campingplatz lebt, konnte er seine Mitarbeiter im Hotel unterbringen. „Diese Kosten finanziere ich aus unserer Familienkasse", denn die Einsatzfinanzierung ist bisher so geregelt: „Ich kann nur Objekte abrechnen, wo Menschen eine Elementar-Versicherung haben. Alles andere, hoffe ich, wird irgendwann ersetzt."

Händeringend suche man für die Bevölkerung vor Ort in Sinzig jedoch Trockengeräte, Ventilatoren und Lüfter, um die Keller und Wohnungen zu trocknen. Melden können sich Interessenten bei der Firma Menke in der Abtsbrede.