Paderborn. Der Paderborner Umweltschutzverein Pro Grün fordert im demnächst entstehenden neuen Quartier auf dem Gelände der ehemaligen Barker-Kaserne ein Holzbau-Leuchtturmprojekt mit Passivhaus-Plus-Standard. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe solle das neue Stadtquartier so klimafreundlich wie möglich ausgebaut werden, teilt Pro Grün mit.
„Wir müssen Beton durch Holz ersetzen und dabei den Passivhaus-Plus-Standard im gesamten neuen Stadtquartier modellhaft umsetzen", fordert Dieter Dubisch. Damit würde Paderborn ein starkes Zeichen setzen, das weit über die Region hinaus strahle und ein wichtiger Schritt in Richtung klimaneutraler Kommune wäre.
Die Grundideen und Planungskonzepte des niederländischen Büros Karres en Brands, den neuen Stadtteil als „dynamisches Ökosystem", als „Habitat", zu begreifen, „mit einer sichtbaren Basis aus öffentlichen und grünen Räumen", mit Wasserflächen und kühlenden Frischluftschneisen, mit Biotopverbund zum angrenzenden landwirtschaftlichen Außenbereich und erbaut mit klimafreundlichen Baustoffen, erscheinen Pro Grün laut Mitteilung als ein zukunftsfähiger Entwurf, der den selbst gesetzten Ansprüchen an Innovation und Klimagerechtigkeit für das Paderborner Zukunftsquartier am besten gerecht werde.
"Holz ist der neue Beton"
Es wäre ein echter Paradigmenwechsel in der bisherigen Baupolitik der Verwaltung, die mit extremer Nachverdichtung und Errichtung monotoner Einzelblockbebauung an vielen Stellen der Stadt zu nahezu vollständig versiegelten Flächen und damit in steigendem Maße zu ökologischen und sozialen Risiken führe. Kernforderung von Pro Grün ist die Verwendung von Holz bei allen neu zu errichtenden Gebäuden in dem Quartier. Nachhaltig produziertes Holz könne den klimaschädlichen Baustoff Zement, dessen Produktion mit acht Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beitrage, zumindest zu großen Teilen ersetzen; gleichzeitig binde es über lange Zeiträume den Kohlenstoff der Luftschadstoffe.
„Holz ist der neue Beton!" sagte der niederländische Stadtplaner Bart Brands bei seiner Präsentation in der öffentlichen Auftaktveranstaltung. Matthias Reiche von Pro Grün bestätige das, „denn dank seiner hervorragenden Eigenschaften findet Holzbau längst nicht mehr vorwiegend im kleinmaßstäblichen Haus- und Innenausbau statt, sondern wird zunehmend auch für den mehrgeschossigen und kommunal geförderten Wohnungsbau zum Standard. So seien in München auf einem ehemaligen Kasernengelände 600 Wohnungen in Holzbauweise erstellt worden. In Berlin entstehe auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel das Schumacher Quartier, das mit mehr als 5.000 Wohnungen größte Holzbau-Wohnquartier weltweit."
Nicht nur klimafreundlicher, auch günstiger
Digitalisierung, Automatisierung und Standardisierung seien der Schlüssel dafür, dass mit Holzkonstruktion nicht nur klimafreundlicher und deutlich schneller, sondern auch 20 bis 25 Prozent günstiger gebaut werden könne als bei konventioneller Bauweise. Gleichzeitig würden 80 Prozent klimaschädlicher Emissionen eingespart.
Pro Grün verbindet die Forderung nach Holzbau zudem damit, diese Häuser im Passivhaus-Plus-Standard zu errichten. Mit diesem Gedanken scheine sich auch Bürgermeister Michael Dreier zunehmend anfreunden zu können, wie der Umweltschutzverein aus einer Bemerkung von ihm bei der Auftaktveranstaltung deute.
Mit diesen Vorschlägen könnte ein wirklich innovativer Modellstadtteil entstehen, der den Herausforderungen der Klimakrise, der Digitalisierung, der Mobilitätswende und des demografischen Wandels gerecht werde und der weit über die Region hinaus ein starkes Signal für den Klima- und Umweltschutz und für menschenfreundliches Bauen und Wohnen setzen könnte.