Kreis Paderborn. Der Winter hat weite Regionen Deutschlands fest im Griff. Kälte, Eis und Schnee bringen so manche Gefahren mit sich. Auch Windenergieanlagen stehen häufiger in Verruf, den winterlichen Wetterlagen nicht immer standhalten zu können. Sollte man bei Winterspaziergängen besser einen großen Bogen um die rotierenden Riesen machen? Und kann eine Anlage Eis zum gefährlichen Wurfgeschoss machen?
Einer Pressemitteilung des TÜV Nord zufolge sind diese Fragen zu verneinen. Windenergieanlagen seien auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, bei Eisregen und Schneefall sicher. Für einen unbesorgten Winterspaziergang entlang der Anlagen gebe es jedoch ein paar Hinweise zu beachten. Denn grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, dass sich Eis von der Anlage löst. Das ist mit einem gewissen Risiko für Mensch und Umgebung verbunden. Daher sollte man sich laut TÜV nie direkt unter einer Windenergieanlage aufhalten, sondern sich nur auf den dafür vorgesehenen Flächen wie Wander- oder Feldwegen bewegen und gegebenenfalls vorhandene Warnhinweise berücksichtigen.
Heizung für Rotorblätter
Am ehesten würde sich Eis an den Rotorblättern bilden, da sich diese durch die kalte und nasse Luft bewegen und die Eispartikel dabei mitnehmen. Ob und wie stark sich Eis angesetzt hat, können die Anlagen durch eigens verbaute Systeme zur Eiserkennung unter anderem mithilfe von Sensoren selbst ermitteln. Stellt das Eiserkennungssystem fest, dass ein Grenzwert überschritten wurde, schaltet sich die Anlage automatisch ab. Zum Teil verfügen Windenergieanlagen auch über eine Heizung, die die Rotorblätter erwärmt und so den Eisansatz begrenzt.
Einmal an den Rotorblättern gebildetes Eis könne sich auch wieder lösen. Laut TÜV unterscheidet man hier zwischen Eisabfall, wenn die Anlage stillsteht, und Eisabwurf, wenn sie in Betrieb ist. Bei Letzterem können die Eisstücke in einem größeren Radius um die Anlage verteilt werden. Um das Risiko für Mensch und Umgebung durch Eisabfall und -abwurf zu bewerten und zu minimieren, fertigen die Windenergieexperten des TÜV Nord regelmäßig Risikobeurteilungen an. Diese seien zudem Teil jedes Genehmigungsverfahrens. Das heißt, noch bevor eine Anlage gebaut wird, berechnen Experten, ob die Anlage Mensch und Umgebung potenziell gefährden kann.
Im Winter besonders produktiv
In diese Risikobeurteilung fließen verschiedenen Faktoren wie die Wetterbedingungen an dem geplanten Standort ein und welche Schutzobjekte wie Straßen oder Betriebsgelände sich in der Nähe befinden. Außerdem werde berechnet und simuliert, wie viel Eisobjekte sich an den Rotorblättern bilden und wohin diese im schlimmsten Fall fliegen. Kommen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass von der geplanten Windenergieanlage ein erhöhtes Risiko ausgehen würde, würden verschiedene Maßnahmen zur Minimierung empfohlen. So könne es auch sein, dass für den gefährdeten Bereich Warnschilder aufgestellt werden müssen.
Windenergieanlagen sind dem TÜV zufolge in der kalten Jahreszeit besonders produktiv. In den vergangenen Wintern hätten Stürme dafür gesorgt, dass im Bereich der Windenergie immer neue Rekordwerte erzielt wurden. So habe Sturmtief „Yulia" im vergangenen Februar dazu beigetragen, dass der Anteil des aus Windkraft erzeugten Stroms in dieser Zeit ganze 55 Prozent betrug. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt lag der Wert zuletzt bei rund 35 Prozent.