Wie eine junge Paderbornerin mit Endometriose lebt

Paderborn. Lena Jastrzemboswki ist 26 Jahre alt und an Endometriose erkrankt. Die Diagnose bekam sie im April 2020 - und damit begann für die junge Erzieherin ein wahrer Arzt-Marathon. Denn dass die Krankheit nicht immer leicht zu erkennen ist, hat Jastrzembowski selbst erfahren. Auf Instagram hat Jastrzembowski das Profil "endo.mood" ins Leben gerufen und knapp 2.000 Menschen folgen ihr dort bereits. Denn Endometriose ist alles andere als selten. "Es wird davon ausgegangen, dass circa 30.000 Frauen jedes Jahr neu erkranken. Es betrifft vier bis 30 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter. Eine Endometriose sind gebärmutterschleimhautartige Zellwände. Es entstehen Probleme, wenn sich diese außerhalb der Gebärmutterhöhle zeigen", erklärt Michael Patrick Lux, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise. Dort habe Lena Jastrzembowski nach eigenen Aussagen auch ihre Diagnose erhalten. Später war sie aufgrund ihrer immer wiederkehrenden Schmerzen Patientin in der Paderborner Frauenklinik und Spezialkliniken in Düsseldorf und Dortmund. "Gefühlt war ich im letzten Jahr öfter im Krankenhaus als zu Hause. Da war es besonders schlimm, dass mich meine Familie durch Corona oft gar nicht besuchen durfte", so die 26-Jährige. Für das Umfeld schwer zu verstehen Besonders belastend für die junge Frau: "Für viele Personen in meinem Umfeld ist es schwer zu verstehen, dass die Krankheit unheilbar ist. Da fehlt es oft an Verständnis. Ich bin deshalb besonders dankbar dafür, dass mein Arbeitgeber mich unterstützt." Jastrzembowski ist bei einem Kindergarten der Gemeinde Hövelhof angestellt. Arbeiten konnte sie dort aber seit April nicht mehr: "Es ging mir teilweise so schlecht, dass ich mich gar nicht getraut habe, Auto zu fahren. Da konnte ich einfach keine Verantwortung für die Kinder übernehmen". Immer wieder habe sie starke Schmerzen im Unterleib gehabt. Ernst genommen fühlte sie sich damit jedoch lange Zeit nicht - auch nicht von manchen Ärzten. "Endometriose ist nie ein Notfall" In den vergangenen Monaten folgten Besuche bei Heilpraktikern, Osteopathen, Physiotherapeuten, einem Psychologen und einer Schmerztherapie. Wenige Tage nach Silvester seien die Schmerzen wieder schlimmer geworden - eine weitere Operation, bei der Verwachsungen entfernt wurden, folgte. "Ich habe im Krankenhaus vor Schmerzen geschrien und musste mit dem Rollstuhl herum gefahren werden, da ich schon kaum noch laufen konnte", erinnert sich Jastrzembowski. "Endometriose ist nie ein Notfall, muss also nicht am Wochenende oder nachts operiert werden. Ganz im Gegenteil. Eine Patientin sollte zunächst mit einer Schmerztherapie versorgt werden. Folgend muss eine suffiziente Planung des Vorgehens durch Spezialisten geplant werden", sagt Michael Patrick Lux auf Nachfrage von nw.de. Spaziergänge am Lippesee helfen Seit dieser OP im Januar geht es der 26-Jährigen besser. Im Februar geht es für sie zur Reha, danach hofft sie, endlich wieder arbeiten zu können - wenn auch nicht Vollzeit. Vier Tage pro Woche möchte sie dann erst einmal im Kindergarten arbeiten. "Es gibt kein Medikament gegen Endometriose, grundsätzlich wird aber gesagt, dass Östrogen die Krankheit fördert. Deshalb versuche ich, meine Ernährung etwas umzustellen.Eigentlich müsste man sich bei Endometriose komplett vegan ernähren. Das schaffe ich aber nicht, da ich durch die Krankheit schon sehr stark abgenommen habe",so Jastrzembowski. Wenn sich aber wieder Verwachsungen bilden, werde dann wieder operiert. "Mittlerweile habe ich schon zwölf Narben am Bauch", sagt Jastrzembowski. Festgestellt habe sie jedoch, dass ihr Yoga oder Akupunktur helfen. "Eigentlich hilft mir alles, war ich selbst zahlen muss", so Jastrzembowski, die laut eigenen Angaben bereits über 700 Euro in Behandlungen oder die Anfahrt zu diversen Spezialkliniken investiert habe. "Außerdem ist für mich der Lippesee Balsam für die Seele. Ich lebe mit meinem Freund in Sande und immer, wenn es geht, gehe ich am See spazieren." Auf Instagram möchte sie nun Mut machen. "Man muss immer weitermachen. Ich habe das Gefühl, ich bin im letzten Jahr zu einer richtigen Kämpferin geworden. Jetzt hoffe ich einfach, dass es so bleibt, wie es ist. Die akuten Schmerzen sind endlich weg", so Jastrzembowski. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Lenas Endometriose 🎗 (@endo.mood) Krankheit wird oft erst nach sieben Jahren diagnostiziert "Endometriose ist ein häufig unterschätztes und nicht diagnostiziertes Krankheitsbild. Oftmals laufen Patientinnen jahrelang mit Schmerzen herum. Studien zeigen, dass es in der Regel ganze sieben Jahre von den ersten Symptomen bis zur Diagnose braucht", sagt Michael Patrick Lux. In seiner Klinik wird die Krankheit pro Jahr etwa bei 300 Patientinnen diagnostiziert und im Schnitt werden dort ein bis zwei Frauen täglich mit einer Endometriose operiert. Bei Endometriose komme es im Bauchraum zu chronischen Entzündungen. "Die Folge sind Schmerzen. Diese setzen in der Regel bereits zwei bis drei Tage vor der normalen Periode ein und können so stark sein, dass die Patientinnen Schmerztherapien benötigen und krankgeschrieben werden müssen", so Lux. Zuhören ist der erste Schritt in Richtung Diagnose Um die Endometriose zu erkennen, sei laut Lux die Anamnese der wichtigste Schritt: "Das bedeutet, der Patientin zuzuhören. Ein weiteres wichtiges Diagnosemittel ist die Tastuntersuchung. Häufig können hier Verhärtungen ertastet werden." Eine Schmerzfreiheit könne letztendlich durch einer operative Entfernung aller Endometrioseherde erreicht werden. "Weitere Therapien stehen in medikamentöser Form zu Verfügung. Hierbei handelt es sich meistens um hormonelle Therapien, die versuchen, die Gebärmutterschleimhautzellen ruhig zu stellen. Ein klassisches Medikament ist die Anti-Baby-Pille, die kontinuierlich eingenommen wird", so Lux.

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