Mutterglück trotz schwerer Krankheit: Drei Herforder Patientinnen über ihren langen Weg

Hiddenhausen/Herford. Sohn Cooper spielt im Garten Fußball, Tochter Caissy hat sich ein Eis gegönnt. Das Leben mit zwei kleinen Kindern sieht bei Familie Schake nicht anders aus als in anderen Familien. Dass Christina Schake zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht hat, ist aber nicht selbstverständlich. Vor rund 15 Jahren wurde bei ihr Endometriose diagnostiziert, sie gilt als chronisch krank. Die Chance, schwanger zu werden, ist bei Endometriose-Patientinnen geringer als bei nicht erkrankten Frauen, zudem drohen bei der Geburt Komplikationen. &bdquo;Die Erkrankung ist nicht das Ende. Wir dürfen dennoch über uns hinauswachsen“, sagt Christina Schake. Sie möchte an Endometriose erkrankten Frauen Mut machen, sich nicht unterkriegen zu lassen. &bdquo;Den Schmerz können wir nicht ändern, aber über das Leid entscheiden wir jeden Tag neu“, sagt sie mit aller Entschlossenheit. Die 36-Jährige hat schlimme Zeiten durchgemacht. Nach zwei künstlichen Befruchtungen ging es ihr vor knapp zehn Jahren richtig schlecht. &bdquo;Mein Unterbauch war hart wie Beton, ich war überall befallen.“ Eine weitere Operation folgte. Um die Krankheit einzudämmen, gibt es aus schulmedizinischer Sicht zwei Optionen: Eine Hormonbehandlung, die den monatlichen Zyklus unterdrückt oder den Körper künstlich in die Wechseljahre versetzt, oder eine Operation. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Frieden mit Endometriose gefunden Beides war für Schake keine gute Lösung, sowohl körperlich als auch psychisch. &bdquo;Ich habe das nicht vertragen und entschieden, dass alles Künstliche raus musste.“ Sie macht Yoga, stellt die Ernährung um und lernt, mit der Krankheit auch im Kopf umzugehen. &bdquo;Ich habe gelernt, den Zyklus zu genießen und eine Frau zu sein. Ich fühlte mich gut, da ich mit der Krankheit gewachsen war und sie angenommen hatte“, erinnert sich die Finanzwirtin und ergänzt: &bdquo;Das hat mir den Druck genommen.“ Der Wegfall dieser psychischen Barriere war wohl mitverantwortlich dafür, dass es mit der Schwangerschaft schließlich doch klappte und Sohn Cooper während der Corona-Zeit zur Welt kam. Lediglich ein minimaler hormoneller Eingriff in einer Klinik in Bad Münder war zuvor notwendig. Hintergrund: Verdacht auf Endometriose? Das sind die nächsten Schritte Schwangerschaft engmaschig betreut &bdquo;Wie habt ihr das denn gemacht“, habe sie ihr Gynäkologe gefragt, erinnert sich Schake. &bdquo;Ich habe ihm angesehen, dass bei ihm die Alarmglocken angingen. Er hat mir versichert, dass er mich sehr genau betreuen würde. Warum, habe ich mich gefragt? Wenn ich schwanger werden kann, dann kann ich auch gebären.“ Zwar kam Cooper fünf Wochen zu früh, die Geburt war zudem mit Komplikationen verbunden. &bdquo;Aber wir haben es geschafft“, so die 36-Jährige stolz. Bei der Geburt von Tochter Caissy verlief dann alles nach Plan. &bdquo;Ich hatte deswegen auch nie Sorgen. Die Ärzte sehen immer nur den worst case.“ Christina Schake wünscht sich, dass die Forschung weiter intensiviert wird, dass Frauenärzte die Krankheit früher erkennen und dass Frauen den Mut haben, darüber zu sprechen. Aus ihrer Kinderwunschgruppe in ihrer Selbsthilfegruppe seien mittlerweile alle acht Frauen ebenfalls Mutter geworden. Bei allen habe das gut geklappt, appelliert Schake an alle Endometriose-Patientinnen, die Hoffnung auf eine Schwangerschaft nicht aufzugeben. Wer sich mit Christina Schake austauschen will, kann mit ihr auf Instagram (@endochrissy) in Kontakt treten. Lesen Sie auch: Paderbornerin mit Endometriose: Ein Gefühl wie Messerstiche im Bauch Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein von @endochrissy geteilter Beitrag Fall 2: Janine Große-Herscher Auch bei Janine Große-Herscher aus der Selbsthilfegruppe von Christina Schake standen die Chancen auf eine Schwangerschaft eher schlecht. Die 29-Jährige hatte sich 2021 operieren lassen. Dass sie Endometriose hatte, war nach der Operation und einer Gewebeuntersuchung klar. Die Ärzte rieten, nicht zu lange mit einer Schwangerschaft zu warten. &bdquo;Es war aber ein Wunsch von mir, vorher verheiratet zu sein“, erinnert sich die Physiotherapeutin. Drei Jahre lang nahm sie Hormone, um den Zyklus zu unterbrechen, zunächst als Pille, später als Hormonspirale. Als die Spirale gezogen wurde und der Zyklus wieder einsetzte, stellte sich schnell eine Schwangerschaft ein. &bdquo;Mein Mann und ich hatten nie einen extremen Kinderwunsch und haben uns daher keinen Druck gemacht. Wir haben uns gesagt, dass wir das einfach probieren.“ Die Geburt sei schwierig gewesen, sagt Große-Herscher. Sie habe einen Kaiserschnitt gewollt, doch das sei nicht so einfach möglich gewesen. Dafür brauche es eine sehr gute Diagnose und ein psychiatrisches Gutachten. Endometriose allein reiche nicht. Nach 13 Stunden Dauerwehen leiteten die Ärzte doch einen Kaiserschnitt ein. &bdquo;Es ist alles gut gegangen, heute habe ich mein kleines Wunder auf dem Arm“, sagt sie über ihren sieben Wochen alten Sohn. Ihr Arzt in Osnabrück habe sehr offen auf die Schwangerschaft reagiert. &bdquo;Er hat uns immer Hoffnung gemacht“, lobt Große-Herscher. Lesen Sie auch: Endometriose und Kinderwunsch: Was Betroffene wissen müssen Fall 3: Cansu Göymen Im Mai 2023 wurde bei Cansu Göymen Endometriose diagnostiziert und das auf dramatische Weise. &bdquo;Ich habe morgens plötzlich überall geblutet und habe mich total erschrocken. Mein Gynäkologe hat mich sofort ins Mathilden-Hospital geschickt, wo ich operiert wurde. Der Arzt hat mir am nächsten Morgen die Diagnose mitgeteilt und dass es nicht nur schlimm, sondern kurz vor zwölf war“, schildert die 37-jährige Herforderin, die beim Kreis Herford angestellt ist, diesen dramatischen Tag. Die Wucherungen hatten sich an Organen festgesetzt, ich hatte überall Verwachsungen, bis in den Rücken.“ Zuvor hatte sie ein Jahr mit Schmerzen gelebt, unter anderem wurde eine Blasenentzündung vermutet, zudem hatte ihr Arzt zwei Zysten an der Gebärmutter entdeckt. Nach Absprache mit dem Arzt nimmt sie nun durchgehend die Pille, mit der sie insgesamt gut klarkommt. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen spreche sie offen über das Thema, &bdquo;es ist halt eine Krankheit, die man optisch nicht sieht“. Als Betroffene versuche sie, sich viel selber zu helfen. &bdquo;Ich habe zum Beispiel eine Eigenblut-Therapie gemacht, die ich selbst bezahlt habe.“ Zudem hat sie sich die Endo-App verschreiben lassen, die individuelle Vorschläge und Inhalte zur Therapie enthält, zum Beispiel in Sachen Ernährung und Bewegung, ein großer Faktor, wie Göymen sagt. Die 37-Jährige versucht, auf ihren Körper zu hören und auch mal einen Gang zurückzuschalten, um Stress zu vermeiden. &bdquo;Ich möchte nicht noch einmal operiert werden und bin bereit, alles dafür zu tun“, betont Göymen. Bei aller Disziplin spiele aber auch die Psyche eine große Rolle. &bdquo;Auch wenn ich es eigentlich nicht darf, gönne ich mir ab und zu an ein Glas Wein oder Schokolade. Die Krankheit wird nicht mein Leben bestimmen“, hat sich die 37-Jährige fest vorgenommen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen