Paderborn. In einer Stellungnahme zum Distanzlernen an den Paderborner Schulen kritisiert die Stadtschulpflegschaft die Lernstatt und das Vorgehen der Stadt Paderborn. Die Elternvertreter fordern beim Schulträger ein konsequentes Umdenken: Wenn mit eigenen Mitteln eine stabile Plattform für Videokonferenzen und Datenaustausch nicht sichergestellt werden könne, so soll der Ausbau der pilotierten Microsoft-Teams-Plattform weiter vorangetrieben werden, um alle Schulen daran teilhaben zu lassen. Des Weiteren soll an vielen Schulen auch die vorhandene Netz-Infrastruktur überprüft und nachgebessert werden.
Schon im ersten Lockdown im März 2020 habe sich gezeigt, dass die Lernstatt nicht auf die Anforderungen des Lernens auf Distanz - E-Mail-Versand, Dokumentenaustausch und Videokonferenzen - ausgerichtet war. Trotz verstärkter Bemühungen seitens der Stadt Paderborn, die Stabilität der Plattform zu erhöhen, komme es aber auch noch heute zu Überlastungen beim E-Mail-Verschicken und Datenaustausch.
Hinzu komme, dass Videokonferenzen selbst in kleinen Gruppen nicht stabil liefen. Außer Infos über hervorragendes Engagement vieler Lehrkräfte erreichten die Elternvertreter "auch traurige Schilderungen von Fällen, wo diese bis auf Einstellen von Aufgaben sonst jegliche weitere Kommunikation mieden".
Videokonferenzen sind ein wichtiger Schritt
Erfreulicherweise habe die Stadt den Ausbau des Lernstatt-Angebots um Microsoft Teams mit Unterstützung von Paderborner IT-Unternehmen vorangetrieben. "Die an der Pilotierung beteiligten Schulen haben durchweg positive Erfahrungen mit der Nutzung der Teams-Plattform sammeln können und waren in der Lage, bereits in der ersten Woche der Lockdown-Verlängerung im Januar, Unterricht per Videokonferenz gruppenweise und stundenplanorientiert anzubieten", so die Stadtschulpflegschaft. Videokonferenzen seien nach den Erfahrungen im März 2020 ein enormer Schritt zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern. "Vieles, was wir als Eltern damals vermisst haben - Kontakt halten, Aufgabenverteilung und Feedback, Fragenklärungen und Austausch in der Gruppe, aber auch Wissensvermittlung - lässt sich damit einfacher realisieren als rein per E-Mail, Telefon oder auch Brief", schreibt der Pflegschaftsvorstand.
Unter Nutzung weiterer Tools wie Padlet und Untis Messenger lasse sich ergänzend auch je Klasse die Verteilung von Wochen- und Tagesarbeitsplänen abbilden und die asynchrone Kommunikation realisieren. "Die erarbeiteten Vorgehensweisen und die gesammelten Good Practices sollten aus unserer Sicht mit allen anderen Schulen geteilt und diese zur Nutzung angeregt werden", schreiben die Elternvertreter. "Die Technik hierfür sollte etabliert werden, damit die Bildungsgerechtigkeit gewahrt bleibt und die Schulen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag adäquat nachkommen."
Selbst an ein und derselben Schule läuft es nicht einheitlich
Es fehle aber derzeit an der erforderlichen Bereitstellung der Teams-Infrastruktur für alle Schulen. Dabei habe die Stadt im Oktober geschrieben, dass bereits nach den Herbstferien die Ausstattung der restlichen Schulen hätte erfolgen können und sich dazu ein Starterpaket für einen schnellen Einstieg in Entwicklung befände. "Nun fragen wir Eltern uns, warum andere, an der Pilotierung nicht teilnehmende Schulen, noch immer nichts davon haben." Umso weniger verwundere es, dass die Schulen notgedrungen alternative Lösungen suchten, wie zuletzt in der NW berichtet wurde.
Die Schulen sollten ihre Vorgehensweisen im Distanzlernen schulintern und -übergreifend vereinheitlichen. Hier gäbe es selbst an ein und derselben Schule unterschiedliches Vorgehen. Nicht zuletzt wünschten sich die Elternvertreter mehr engagierte Lehrkräfte, die für die Schüler sichtbar, ansprechbar und um Rückmeldungen bemüht seien und die sich "trotz aller Widrigkeiten in der aktuellen Situation am Aufbau von kreativen Lösungen zur Durchführung des Unterrichts auf Distanz beteiligen".