Unterrichtsausfall in Paderborn: Schulleiter braucht mehr Lehrpersonal

Paderborn. Es ist die erste landesweite Statistik zum Ausfall von Unterrichtsstunden ohne Ersatz in NRW. Dazu zeigt die &bdquo;NW“-Anfrage bei jeweils einem Vertreter der Eltern, der Schüler und der Schulleiter eines: Zahlen sind nur schwer miteinander vergleichbar, zudem drängen eher andere Probleme im Schulalltag. Fehlende Lehrer zum Beispiel. Das sagt die Statistik Die Grundlage bietet die Statistik des NRW-Schulministeriums für das Schuljahr 2023/24. Wie schwer Schlüsse aus den Zahlen zu ziehen sind, zeigen folgende Werte. Demnach finden in NRW nur 77,5 Prozent aller vorgesehenen Unterrichtsstunden statt. Im Kreis Paderborn sind es immerhin 78,3 Prozent. Andererseits ist der Wert mit durchschnittlich 3,3 Prozent für den &bdquo;ersatzlosen Ausfall“ von Unterrichtsstunden im Kreis Paderborn vergleichsweise niedrig. Landesweit liegt der Wert mit 4,8 Prozent kaum höher. Mängel an NRW-Schulen: Schülersprecher über die Folgen eines &bdquo;maroden Systems“ Das liegt zum Beispiel am Angebot &bdquo;Eigenverantwortliches Arbeiten“ (EVA). EVA gibt es ausschließlich in den Sekundarstufen II an Gymnasien und Gesamtschulen. An Gesamtschulen im Kreis Paderborn liegt der EVA-Wert bei 12 Prozent, an Gymnasien bei 9,3 Prozent. Wer in der Statistik nur in der Sparte für &bdquo;ersatzlosen Ausfall“ schaut, sieht folgende Werte: Die Quote (Schuljahr 2023/24) liegt für Grundschulen bei 2 Prozent, für Hauptschulen bei 2,9 Prozent, für Realschulen bei 3,3, Prozent, für Sekundarschulen bei 1,8 Prozent, für Gesamtschulen bei 5,2 Prozent (5,7 Prozent Sekundarstufe I, 3,3 Prozent Sekundarstufe II), für Gymnasien bei 3,7 Prozent (3,6 Prozent Sekundarstufe I, 4,0 Prozent Sekundarstufe I) sowie für Förderschulen bei 1,9 Prozent. Das sagt ein Elternvertreter Ein &bdquo;grundlegendes“ oder &bdquo;akutes Problem“ hinsichtlich ersatzlos ausgefallener Unterrichtsstunden sieht Walter Wirch nicht. Er ist Vater und Vorstandssprecher der Stadtschulpflegschaft Paderborn. Wirch lenkt den Blick eher auf die Qualität der Unterrichtsvertretung, wenn Lehrkräfte kurzfristig ausfallen und fachfremde Lehrerinnen und Lehrer einspringen müssen. &bdquo;Ob es dann jeweils immer eine adäquate Vertretung ist, sei dahingestellt“, sagt Wirch. Detaillierte Zahlen: So viel Unterricht fällt an Bielefelder Schulen aus Im Zweifelsfall lasse ein fachfremder Lehrer die Kinder Hausaufgaben machen. Spätestens dann stellen sich für Wirch folgende Fragen: &bdquo;Wie gut funktioniert die Vertretung, kommt man mit dem Stoff voran? Oder ist das nur eine Schülerbetreuung?“ Das sagt ein Schülervertreter Ähnlich sieht das Garrick Gockel (18). Er ist Schüler am Gymnasium Theodorianum in Paderborn und stellvertretender Vorsitzender des Stadtjugendrats. &bdquo;Der Unterrichtsausfall ist in anderen Landesteilen extremer als bei uns. Trotzdem gibt es auch bei uns Auswirkungen“, sagt Gockel. Unterrichtsausfall an Gütersloher Schulen: So entsteht der knifflige Vertretungsplan Er spricht von einem Lehrermangel. Das verstärke sich an einzelnen Schulen beispielsweise dann, wenn Lehrer abgeordnet, also an andere Schulen versetzt würden. Aus Sicht des Stadtjugendrats gebe es auch immer öfter Lehreranwärter oder Referendare, die Unterricht erteilen würden, als Ersatz für voll ausgebildete Lehrkräfte. &bdquo;Die Referendare sind gut“, betont Gockel, dennoch gebe es Unterschiede. Das sagt ein Schulleiter Als Leiter der Gesamtschule Elsen und Sprecher der drei Gesamtschulen in Paderborn ordnet Siegfried Martini die Statistik ein – mit Blick auf vermeintlich schlechtere Werte des ersatzlos ausgefallenen Unterrichts an Gesamtschulen. Generell seien Vergleiche schwierig, findet Martini. Die Werte für ersatzlos ausgefallenen Unterricht an Gesamtschulen würden im landesweiten Vergleich lediglich &bdquo;geringfügig höher“ liegen als an Haupt-, Real- und Sekundarschulen sowie an Gymnasien. Zudem: &bdquo;Im Vergleich zu NRW sind die Paderborner Gesamtschulen in Summe unter dem Durchschnitt Nordrhein-Westfalens.“ Überhaupt gebe es an Gymnasien andere Strukturen als an Gesamtschulen mit 36 Wochenstunden Unterricht in jeder Klasse als Ganztagsschule. An Gymnasien seien es nur 28 Stunden. Damit müssten Gesamtschulen beispielsweise einen größeren Personalschlüssel &bdquo;managen“, so Martini. Mehr zum Thema: Personalmangel - erste Lehrer in NRW müssen zwangsweise Schule wechseln Zudem trenne die vom Land durchgeführte Statistik nicht sauber. In Klassen des &bdquo;Gemeinsames Lernens“ seien in einer Unterrichtsstunde jeweils Fachlehrer sowie Lehrkräfte für die sonderpädagogische Förderung. &bdquo;Fällt eine der Kräfte aus, findet die Unterrichtsstunde statt. Trotzdem fließt das in die Statistik als Ausfall ein“, sagt Martini. Generell seien Ausfälle von Lehrerinnen und Lehrer nicht zu vermeiden, beispielsweise in einer Grippewelle. Geplante Änderungen im Stundenplan gebe es dagegen immer dann, wenn Lehrkräfte beispielsweise auf Klassenfahrten oder Lehrerinnen im Mutterschutz seien. Zudem betont Martini, dass beispielsweise in fünften und sechsten Klassen seiner Schule kein Unterricht ersatzlos ausfallen, &bdquo;eine verlässliche Betreuung“ der Kinder garantiert werden soll. Und er sagt: &bdquo;94 Prozent des Unterrichts finden statt. Das ist ein sehr guter Wert.“ Urteil aus Münster: Gericht stoppt Abordnungen von Lehrerinnen und Lehrern in NRW Kritik macht Martini in Richtung des Landes deutlich. Es gebe zwar genügend ausgebildete Lehrkräfte in der Universitätsstadt Paderborn, aber einen Stellenmangel. Martini: &bdquo;Die Stellenzuweisung durch das Land NRW ist tatsächlich seit geraumer Zeit für alle Schulen und Schulformen enttäuschend. Jede Schule würde gerne mehr Lehrer einstellen, darf es aber nicht.“ Kritische Worte zum Einsatz von Referendaren an Schulen weist Martini aber zurück. Martini: &bdquo;Für Vertretungsunterricht dürfen Referendare nicht eingesetzt werden.“ Referendare führten im Rahmen ihrer Ausbildung lediglich einen &bdquo;Bedarfsdeckenden Unterricht“ eigenständig durch, meist &bdquo;zwischen acht und zehn Stunden im Schuljahr“. Dies sei durch die Prüfungsordnung vorgegeben und &bdquo;darf in Absprache mit dem ausbildenden Seminar auch nur geringfügig erhöht werden“, so Martini.

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