Kreis Paderborn

Preisverfall beim Schweinefleisch: Landwirte im Kreis Paderborn schlagen Alarm

Bauernpräsident Hubertus Beringmeier aus Hövelhof spricht von einer ruinösen Lage. Die Fürstenberger Junglandwirtin Marie Herbst fordert eine Perspektive.

Junglandwirtin Marie Herbst aus Fürstenberg: "Allein mit Spaß am Beruf ist es nicht getan, wir brauchen eine Perspektive." | © WLV

08.12.2020 | 08.12.2020, 07:00

Paderborn. Viele Bauern sind verzweifelt. „Die Schweinehalter stehen momentan unter enormen Druck", erklärt Hubertus Beringmeier, Bauernpräsident und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn und fordert in einer Pressemitteilung: „Der Preisverfall bei Schweinefleisch muss endlich aufhören." Seit März sei der Schweinepreis stetig im Sinkflug.

Corona und die hohen Vorsichtsmaßnahmen in der Schlachtbranche sowie der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland führten zu weiteren dramatischen Preiseinbrüchen. „Viele Landwirte können nachts nicht mehr schlafen", fasst der Hövelhofer die aktuelle Situation zusammen. Corona und ASP, die beiden Viren, belasteten die Bauern massiv, die Lage sei ruinös, unterstreicht der Vorsitzende.

Ein Strukturumbruch droht

„Wir haben die große Sorge, dass viele Höfe dem hohen Druck nicht standhalten können", so Beringmeier. „Die afrikanische Schweinepest, die Auswirkungen der Corona-Krise, die Herausforderungen für einen Umbau der Nutztierhaltung und zunehmend höhere Auflagen, nehmen den Bauernfamilien derzeit den Mut." Immer mehr Gesetzte und Verordnungen, auch in diesen schwierigen Zeiten, das könnten die Bauern einfach nicht mehr stemmen", untermauert der Vorsitzende. Es drohe ein Strukturbruch.

Auch bei den Rinder-, Milchvieh- und Geflügelhaltern ist die Erlössituation mehr als angespannt. Katastrophale Milcherzeugerpreise, drei Dürrejahre und ständig steigende Kosten setzen den Milchbauern erheblich zu. Die Bullenmäster leiden enorm unter der Schließung der Gastronomie und dem Wegfall des Weihnachtsgeschäfts. Ebenso hat auf dem Geflügel- und Eiermarkt ein massiver Preisverfall eingesetzt. „Die landwirtschaftlichen Märkte stehen durch den erneuten Corona-Lockdown in Deutschland und in anderen Ländern der Europäischen Union weiter massiv unter Druck. Der Ausfall im Eventmanagement, von Veranstaltungen und jetzt von Weihnachtsmärkten, Weihnachtsfeiern und der Gastronomie insgesamt sei marktbelastend.

Bauern fordern mehr Unterstützung

Der Berufsstand fordert deshalb ein entschlossenes Handeln und Unterstützung für die Erzeuger. An erster Stelle sind der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Verarbeiter in der Pflicht. Beringmeier: „Sie dürfen die angespannte Marktlage nicht weiter ausnutzen und die Bauern zur Profitsteigerung auspressen." Die Belastung auf den Höfen, finanziell und arbeitswirtschaftlich werde gerade oft durch psychischen Druck aufgrund von gesellschaftlichen Erwartungen bis hin zu pauschalen Verurteilungen verstärkt, weiß Beringmeier.

„Dass es unseren Tieren gut geht, steht für uns immer an erster Stelle", sagt die Junglandwirtin und Sauenhalterin Marie Herbst aus Fürstenberg. „Wir leben mit und von ihnen." Sie seien mit Hingabe und Freude Bauern und Bäuerinnen. Die Arbeit des Landwirts sei mehr als Beruf, es sei Berufung, „sonst würden wir auch nicht an den Wochenenden und immer im Einsatz sein." Marie Herbst: „Aber allein mit Spaß am Beruf ist es nicht getan, wir brauchen eine Perspektive und müssen mit unseren Familien von unserer Arbeit leben können."

In der vergangenen Woche hatten Landwirte vor Zentralen von Handelketten – auch in Paderborn – demonstriert.