Paderborner Bauern wehren sich gegen niedrige Discounter-Preise

Paderborn. Deutschlandweit machen sich Landwirte auf den Weg, um vor Discountern für eine faire Bezahlung zu protestieren. Auch im Kreis Paderborn wurde in dieser Woche demonstriert: 50 Treckerfahrer blockierten die Zufahrt am Lidl-Logistikzentrum in Mönkeloh, bevor sich 30 von ihnen vor dem Netto-Logistikzentrum in Bad Wünnenberg versammelten. Angemeldet waren die Versammlungen im Vorfeld nicht. "Man könnte die Auflagen einfach nicht mehr einhalten. In Essen beispielsweise wurde ein Mindestabstand von 3,50 Quadratmetern pro Person gefordert. Das ist in vielen Gebieten einfach nicht möglich", sagt Marcus Blome. Der Landwirt aus Lippling steht selbst mit etwa 250 Kollegen aus der Region in regelmäßigem Kontakt und hatte sich nun mit einigen von ihnen vor den Logistikzentren getroffen. Die Traktoren blockierten dabei die Zufahrten zu den Lagern, so dass die Anlieferungen nicht mehr durchkamen. Nicht die letzte Aktion dieser Art Und Marcus Blome geht davon aus, dass dies nicht die letzte Aktion dieser Art war. Er möchte gegen die Billigpreise in Discountern kämpfen. "Da reichen jetzt auch keine warmen Gespräche mehr. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", so Blome. Bis Freitag gelte nun eine Friedensfrist. Danach werde sich zeigen, wann und wo die Landwirte wieder auf die Straße gehen. Anlaufpunkt sollen auch dann die Discounter sein. "Wir haben vor zwei Wochen ein Forderungspapier bei den Molkereien und Schlachtern abgegeben. Die geben jedoch dem Einzelhandel die Schuld, die die Verantwortung wiederum auf die Politik schieben. Wir drehen uns nur noch im Kreis", sagt Marcus Blome. Sein Wunsch: Alle Beteiligten müssen sich an einen Tisch setzen, und das möglichst schnell. "Auch durch die Schweinepest wird es für viele Landwirte immer schwieriger. Sie müssen jetzt zum Beispiel für viel Geld ihre Ställe umbauen, das ist bei einem Verdienst von 17 Euro pro Ferkel aber absolut nicht machbar", sagt Blome, der fürchtet, dass auch die ab dem 1. Januar greifende neue Düngeverordnung den Landwirten noch größere finanzielle Verluste verschaffen wird. Was aus seiner Sicht konkret helfen würde, wäre eine Erhöhung der Discounterpreise. Konkret lauten die Forderungen der Landwirte: Ein Liter Milch sollte 15 Prozent teurer werden. Pro Kilo Schweinefleisch sollten seiner Meinung nach 50 Cent, pro Kilo Geflügel 20 Cent und pro Kilo Rindfleisch ein Euro mehr verlangt werden. "Das würde uns sehr helfen, vorausgesetzt, das Geld kommt auch bei uns an. Im Moment machen die Discounter Umsätze im Milliardenbereich und wir bekommen die Almosen", sagt Marcus Blome. Anzeigen wegen Nötigung Um zügig etwas zu bewirken, griffen die Landwirte in Paderborn zu drastischen Methoden. "Ein Treckerfahrer hat vor der Zentrale in Bad Wünnenberg Mist abgeladen. Es gab deshalb Anzeigen wegen des Verdachts auf Nötigung und wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz", sagt Polizeisprecher Michael Biermann. Ergebnisse gebe es noch nicht, die Staatsanwaltschaft sei dabei, die Sachlage zu prüfen. Erste Erfolge bei Lidl Demonstriert wurde jetzt vor Discountern in ganz Deutschland. Mit ersten Erfolgen: Lidl fordert laut einer Pressemitteilung des Unternehmens die Einberufung eines Dringlichkeitsgipfels, um konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der deutschen Landwirtschaft auf den Weg zu bringen. Klaus Gehring, Chef der Schwarze-Gruppe - der Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland - , fordere laut der Mitteilung pragmatische und unbürokratische Lösungen. Nur ein gemeinsames Vorgehen von Produktion, Verarbeitung, Handel und Politik könne zum Erfolg führen. Gehring sagt aber auch: "Blockaden vor Lägern und Aktionen vor Filialen müssen die Ausnahme sein. Wir haben eine Verantwortung den Verbrauchern gegenüber. Lange Blockaden erhöhen das Risiko, nicht ausgelieferte Lebensmittel vernichten zu müssen. Daran kann niemandem gelegen sein".

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