Paderborn. Ein neues Gesicht findet seinen Platz an der Krippe des Paderborner Domes: Künftig wird die Figur eines Inhaftierten, der Handschellen um seine Hände trägt, Seite an Seite mit den Hirten, den Heiligen Drei Königen und den anderen Charakteren der Domkrippe vor dem Jesuskind stehen. Daniela Bröckl, Diözesanbeauftragte für Gefängnisseelsorge, und drei ihrer Kollegen brachten die Figur jetzt beim Aufbau der Krippe in den Dom.
Das Team der Gefängnisseelsorge im Erzbistum hat die Figur aus seinem Etat gespendet. Sie wird an der Paderborner Krippe stellvertretend für die Menschen stehen, die im Gefängnis leben – und sie soll deutlich machen: Auch Gefangene gehören zur Gesellschaft. „Wir wollen zeigen, dass Kirche auch an ungewohnten Lebensorten wie dem Gefängnis präsent ist", sagte Daniela Bröckl. Stellwände rund um die Krippe werden deshalb die Arbeit der Gefängnisseelsorge in den nächsten Wochen bei der diesjährigen Krippenaktion im Dom präsent machen.
"Denkt an die Gefangenen"
Die Krippenaktion im Paderborner Dom stellt seit 2017 besondere caritative Projekte und Bereiche in den Vordergrund – in diesem Jahr die Gefängnisseelsorge im Erzbistum Paderborn. Das Leitwort „Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen" macht deutlich, worum es gehen soll: das Leben der Menschen im Gefängnis nachvollziehbar zu machen.
An Stellwänden rund um die Domkrippe werden in der Advents- und Weihnachtszeit Informationen die Dombesucherinnen und -besucher dazu einladen, sich ein Bild vom Leben im Gefängnis zu machen: Biografien von Inhaftierten lassen Lebensläufe und Lebensbrüche anschaulich werden. Eine Übersicht über die Justizvollzugsanstalten im Erzbistum gibt Einblicke in deren Arbeit, beispielsweise auch in die Unterschiede zwischen offenem und geschlossenem Vollzug. Wie der Alltag eines Inhaftierten aussieht, kann an der Krippe ebenfalls nachvollzogen werden.
Gespräche neben der Krippe
Durch den ganzen Advent hindurch werden Mitarbeitende der Gefängnisseelsorge im Erzbistum voraussichtlich mittwochs und samstags für Gespräche zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt beteiligt sich die Gärtnerei der JVA Bielefeld-Senne aus dem Hafthaus Ummeln, das von Gefängnisseelsorger Mirko Wiedeking betreut wird, an der Gestaltung der Krippenlandschaft.
Die Krippe wird in diesem Jahr einen Meter weiter nach vorne vergrößert. Auch in diesem Jahr werden bei der Aktion an der Paderborner Domkrippe wieder Spenden gesammelt. Da Sachspenden jedoch aus Sicherheitsgründen nicht an Inhaftierte weitergegeben werden können, kommen sie der Paderborner Bahnhofsmission und dem neu eröffneten Gasthaus in Paderborn, in dem Bedürftige eine warme Mahlzeit erhalten, zugute. Spätestens ab Weihnachten, wenn die Krippe im Dom mit allen Figuren aufgebaut ist, wird die neue Figur des Inhaftierten den Blick dauerhaft auf Menschen lenken, die im Gefängnis leben – und sie so ganz nah ins weihnachtliche Geschehen holen.
In den nächsten beiden Wochen sollen auch noch die Figur eines Feuerwehrmannes und eines Pfadfinders das Ensemble bereichern.