So hat sich die Paderborner Bahnhofsmission in 110 Jahren verändert

Paderborn. Der Mensch stehe im Fokus der Bahnhofsmission - und das seit mittlerweile 110 Jahren. Seitdem es die Initiative am Paderborner Bahnhof gibt. Darauf ist Leiterin Sabine Bergmaier stolz. Denn auch im vom Coronavirus geprägten vergangenen halben Jahr habe die Bahnhofsmission Menschen in Not nicht im Stich gelassen, sondern sei weiterhin immer eine Anlaufstelle gewesen. Auch wenn die Abläufe in den Gasträumen den aktuellen Bedingungen angepasst werden mussten. Denn auch während des Lockdowns im Frühjahr 2020 waren die ehrenamtlichen Mitarbeiter für ihre Gäste da. "Uns war sofort klar, dass wir die Menschen, die auf unser Angebot angewiesen sind, nicht im Stich lassen können", sagt Bergmaier. Darum habe sie zusammen mit ihren Kollegen umgehend ein Konzept erarbeitet, sodass der Gastraum am Gleis 1 nicht schließen musste. "Durch eine Barriere haben wir den Gastraum in eine reine Ausgabe-Stelle verwandelt." Jeder müsse eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Wer keine hat, bekomme eine von der Bahnhofsmission. 12.500 Gäste pro Jahr Zwölf ehrenamtliche und neben Bergmaier zwei weitere hauptamtliche Mitarbeiter geben aktuell die Corona-Pakete aus. Eine Tüte mit ein paar Lebensmitteln und etwas zu trinken. Der Aufenthalt im Gastraum sei vorübergehend nicht gestattet, für Beratungsgespräche oder sozialen Austausch gehe es nach draußen. "Eigentlich engagieren sich noch mehr Ehrenamtliche, doch die, die zur Risikogruppe gehören, können momentan nicht mithelfen", sagt Bergmaier, die seit 2010 Leiterin der Bahnhofsmission Paderborn ist. In den vergangenen Jahren habe die Einrichtung etwa 12.500 Gäste pro Jahr gehabt - Tendenz steigend. Die Anfänge der Bahnhofsmission gehen zurück auf das Jahr 1894. Damals rief ein evangelischer Pfarrer in Berlin eine Anlaufstelle für Frauen, die im Zuge der Industrialisierung vom Land in die Stadt zogen, ins Leben. "Damen aus dem Bürgertum kümmerten sich um die ankommenden Frauen und gaben ihnen sozusagen Starthilfe", weiß Bergmaier. Mittlerweile gibt es Bahnhofsmissionen an 105 Bahnhöfen deutschlandweit, seit 1910 auch in Paderborn. Ansprechpartner für gestrandete Reisende Bis heute liege das Hauptaugenmerk darauf, in Not geratenen Menschen zu helfen. "Wobei heute seltener Reisende in Not geraten", wie Bergmaier sagt. Sicherlich sei die Bahnhofsmission, die in Paderborn zur Diakonie gehört, noch immer der erste Ansprechpartner für Umstiegshilfen oder gestrandete Passagiere, doch hauptsächlich seien ihre Gäste mittlerweile Obdachlose oder andere Menschen, die Hilfe oder Rat brauchen. Spendengelder seien daher unverzichtbar. "Im Zuge der Corona-Krise haben wir unheimlichen Zuspruch bekommen und von verschiedenen Firmen größere Geldbeträge gespendet bekommen", sagt Bergmaier. Doch Sachspenden seien noch immer knapp. Gerade zur kalten Jahreszeit könnten die Gäste warme Kleidung gut gebrauchen. "Während andere Altkleidersammlungen aktuell aus allen Nähten platzen, ist bei der Bahnhofsmission wenig angekommen", sagt Bergmaier. Ein Grund könne sein, dass die Spenden direkt vor Ort abgegeben werden müssen und nicht in den Kleidercontainer um die Ecke. Weihnachtsfeier-Konzept in Arbeit In Bergmaiers Augen ist die Bahnhofsmission, obwohl es inzwischen viele Anlaufstellen für Hilfsbedürftige in der Stadt gibt, noch immer wichtig. Wie lange die geänderten Abläufe noch bestehen bleiben, könne sie nicht abschätzen in Zeiten von wieder ansteigenden Infektionszahlen. "Aber wir wollen auch in diesem Jahr gemeinsam Weihnachten feiern, dafür arbeiten wir bereits an einem Konzept", sagt sie. Sodass die Gäste der Bahnhofsmission auch dann nicht aus dem Fokus rücken.

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