Paderborn

Einsatz im Smart Home: Intelligente Haustechnik erleichtert Rettung

Spezielle Software-Technologie vermittelt Einsatzkräften beispielsweise im Brandfall ein detailliertes Lagebild.

Am Institut der Feuerwehr NRW wurde die IRiS-Software mehreren Praxistests in realitätsnahen Umgebungen unterzogen. | © Projekt IRiS

02.12.2020 | 02.12.2020, 06:00

Paderborn. Im Brandfall zählt jede Minute. Um vor Ort möglichst schnell und gezielt handeln zu können, planen Rettungskräfte ihren Einsatz bereits bei der Anfahrt. Künftig können hierbei auch sogenannte Smart Homes helfen, wie die Universität Paderborn mitteilt. Smart Homes sind Wohnungen, die über vernetzte Geräte, entsprechende Haustechnik und Sensorik verfügen und somit in der Lage sind, Einsatzkräften frühzeitig ein detailliertes Lagebild zu vermitteln.

Wissenschaftler der Universität Paderborn hätten in Kooperation mit dem Verein Safety Innovation Center das Potenzial dieser Technologie drei Jahre lang gemeinsam mit den Unternehmen Symcon (Lübeck) und Vomatec Innovations (Bad Kreuznach) untersucht. Das gemeinsame Projekt „Intelligente Rettung im Smart Home" (IRiS), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 812.000 Euro gefördert wurde, habe jetzt laut Uni Paderborn einen erfolgreichen Abschluss gefunden.

Wie können die Daten die Retter unterstützen?

Es zeige, wie neue Technologien in die Prozesse der Feuerwehr einbezogen werden können. „Im Rahmen des Projektes haben wir uns vor allem mit zwei Fragestellungen beschäftigt: Welche Daten und Funktionen eines Smart Homes können für die Feuerwehr relevant sein? Und: Wie können diese Daten bei Feuerwehreinsätzen unterstützen?", erklärt der Paderborner Wissenschaftler Torben Sauerland von der Fachgruppe „Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung". So könne ein Smart Home der Feuerwehr etwa einen digitalen Grundriss übermitteln, der Informationen zum Aufenthalt der Personen, zu Rauchmeldern und zu steuerbaren Türen, Fenstern oder Lichtern enthalte.

Das Projektteam habe dafür Konzepte erarbeitet und eine entsprechende Software-Technologie entwickelt und erprobt, die das Smart Home mit der Feuerwehr verbinde. Dazu Sauerland: „Die Feuerwehr kann mithilfe dieser Technologie bereits in der Leitstelle oder unterwegs und vor Ort per Tablet-App auf Informationen zugreifen, das Smart Home steuern und ihren Einsatz noch effizienter koordinieren." Die IRiS-Software könne auch eigenständig arbeiten und bestimmte Aufgaben automatisiert bewältigen. Dazu gehöre beispielsweise die automatische Alarmierung der Bewohner, das Einschalten des Lichts oder die Entriegelung von Türen beim Eintreffen der Feuerwehr. Auch komplexere Aufgaben, wie das Lenken des Rauchs oder die genaue Lokalisation anwesender Personen, seien im Projekt untersucht worden.

Realitätsnaher Praxistest

Gemeinsam mit Partnern aus der zivilen Gefahrenabwehr, wie den Feuerwehren aus Borchen und Paderborn oder dem Institut der Feuerwehr NRW (IdF NRW), sei die Technologie mehreren Praxistests in realitätsnahen Umgebungen unterzogen worden. „Durch die IRiS-Software haben wir als Feuerwehr bessere Anlaufstellen. Wir können Daten exakter auswerten und sind genauer über die Einsatzstelle informiert. So können wir schneller zur Menschenrettung vorgehen", fasste ein Übungsteilnehmer seine Erkenntnisse zusammen.

Den Abschluss des Projekts bildete ein Online-Seminar als Fortbildungsveranstaltung des IdF NRW. Dabei diskutierte das Projektteam mit mehr als 50 externen Teilnehmern aus der Smart-Home-Branche sowie von Feuerwehren über die Forschungsergebnisse.